Sie joggen täglich mindestens eine Meile

Die Achtklässler und ihr Lehrer Reto Geissmann haben am Sportförderungspreis der Aargauischen Gebäudeversicherung 2019 den dritten Rang belegt.

Die Schüler an der Preisverleihung. zVg

Die Schüler an der Preisverleihung. zVg

Reto Geissmann (l.) begrüsst die Siebt- und Achtklässler um 7.45 Uhr zu ihrer Joggingrunde. Melanie Bär

Reto Geissmann (l.) begrüsst die Siebt- und Achtklässler um 7.45 Uhr zu ihrer Joggingrunde. Melanie Bär

«Am Freitag habe ich die Strecke in 13,45 Minuten geschafft», sagt Bulza Shala am Montagmorgen stolz zu Klassenassistentin Sabine Freiburghaus, die zwischen Bahnhof und Limmat auf die Schüler wartet. Ausgerüstet mit Blatt, Bleistift und einer Stoppuhr. Sie lobt die Schülerin und sagt: «Heute schaffst du es vielleicht in 13 Minuten.» «Ich versuchs», antwortet die Achtklässlerin und wird von der Klassenassistentin ermutigt: «Du weisst, es ist eine Kopfsache.»

Kurz darauf haben sich auch die restlichen Siebt- und Achtklässler in Sportkleidung und Turnschuhen auf der Anhöhe hinter dem Bahnhof eingefunden. Vor Reto Geissmann stellen sie sich in einer Reihe auf. Es ist nass am Boden vom nächtlichen Regen, die Sonne geht gerade auf und es ist vier Grad warm. Um Viertel vor acht gibt Klassenlehrer Geissmann das Kommando zum Loslaufen.

Die Schüler rennen los, die Jungs voran. Nach ein paar Minuten werden die ersten langsamer und laufen in ihrem eigenen Tempo weiter. Auf dem Kiesweg halten einige an, gehen im Schritttempo weiter. Klassenlehrer Geissmann joggt mit. «Du schaffst das», sagt er zu einer Schülerin, die am Anschlag läuft.

«Beim Sport lernen die Jugendlichen, mit Erfolg und Misserfolg umzugehen, ihre Grenzen auszuloten, durchzuhalten und zu kämpfen. Diese Lebensschule hilft ihnen auch im Unterricht, bei der Lehrstellensuche und während der Lehrzeit», sagt Geissmann. Vor sechs Jahren hat er das Projekt «the daily mile» erstmals mit einer Oberstufenklasse durchgeführt. Sein Ziel war, die Schüler aus der Komfortzone zu locken, um sie für den Berufswahlprozess fit zu machen. «Die Schüler sollen neben dem eher kopflastigen Unterricht auch physisch und psychisch gefordert werden.»

Nach sechs Jahren ist das Projekt ausgefeilt. Neben der täglichen Joggingrunde, dem Beobachten der eigenen Leistung durch den Schüler selber, coacht Geissmann die Jugendlichen. Er gibt ihnen Tipps zum Besserwerden, zur Ernährung und motiviert sie bei einem Durchhänger. Der Lehrer zeigt den Teenagern auch auf, dass ihr sportliches Verhalten durchaus Parallelen zum Verhalten in der Schule hat. «Schüler, die sich im Sport verbessern, zeigen plötzlich auch während des Unterrichts mehr Durchhaltewille und Engagement.» Für ihn ein Zeichen, dass Sport als Lebensschule seine Wirkung zeigt. «Dieser Durchhaltewille ist besonders in der Lehre gefragt, damit sie diese durchziehen, auch wenn sie mal einen Durchhänger haben.»

Das Engagement des Lehrers und der Schüler ist nun von der Aargauischen Gebäudeversicherung belohnt worden, die jedes Jahr den Sportförderungspreis vergibt. Am 21. Januar konnte die Schulklasse das Preisgeld in der Höhe von 1500 Franken entgegennehmen. Noch ist nicht entschieden, wie das Geld investiert wird. «Die Schüler tendieren dazu, dieses als persönlichen Anteil für den Lagerbeitrag des Schneesportlagers zu nehmen», sagt Geissmann, der sich über die Auszeichnung freut.

Mittlerweile haben die schnellsten Schüler etwa drei Minuten für ihre erste Runde, die etwa einer halben Meile entspricht. Sabine Freiburghaus notiert die Zeit auf dem Blatt und gibt nach der zweiten Runde jedem Schüler die Gesamtzeit durch. Liegt sie über der vereinbarten Richtzeit, muss er eine Runde anhängen. An diesem Montagmorgen gehört auch Bulza Shala dazu. Sie nimmt es sportlich und macht sich auf den Weg zur dritten Runde. «Ich merke, dass mir das Joggen gut tut und konnte auch schon Gewicht reduzieren», nennt die Schülerin den für sie positiven Effekt der täglichen Joggingrunde mit ihrer Klasse.

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