90-jährige Neuenhoferin: «Hauptsache, man ist im Kopf zwäg»

Marie Zobrist wird am Freitag, 17. Januar, 90 Jahre alt. Sie kann es selbst kaum glauben, dass sie nun so alt ist.

Die Neuenhoferin <em>Marie Zobrist feiert am 17. Januar ihren 90. Geburtstag. Sie fühle sich wohl im Chrüzliberg-Quartier. </em><em>Melanie Borter</em>
Die Neuenhoferin <em>Marie Zobrist feiert am 17. Januar ihren 90. Geburtstag. Sie fühle sich wohl im Chrüzliberg-Quartier. </em><em>Melanie Borter</em>

«Ich finde, ich hatte ein schönes Leben. Anstrengend, aber schön», erzählt die bald 90-Jährige beim Besuch in ihrer Wohnung am Chrüzlibergweg. «Unglaublich, dass ich nun 90 werde», sagt die Seniorin und bestätigt: «Ja, ich wohne hier alleine.» Sie fühle sich sehr wohl im Quartier.

Alleine fühle sie sich in der hellen Wohnung mit grossem Balkon nicht. Ihr Sohn Beat wohne mit seiner Familie unweit in jenem Haus am Brühlweg, wo sie früher gewohnt habe. Einmal in der Woche geht die Tochter oder die Schwiegertochter mit ihr einkaufen. Montags geht sie nach Baden und isst mit einer Freundin in der Migros zu Mittag.

Zobrist ist eine positive Person. Auf die Frage, ob es ihr gesundheitlich gut gehe, antwortet sie mit einem ehrlichen «Ja». «Mal abgesehen von der Dialyse», fügt sie an. Dreimal in der Woche fährt sie mit dem Fahrdienst des Roten Kreuzes ins Kantonsspital Baden zur Dialyse. «Das dauert etwa drei, vier Stunden», erzählt sie. Danach ist sie jeweils sehr müde. «Diese Tage sind weg. Aber bereits am Tag darauf geht es mir sehr gut. So wie jetzt», sagt sie lächelnd und fügt an: «Hauptsache, man ist im Kopf zwäg.»

Marie Zobrist wuchs in Hausen bei Brugg als Mittlere von fünf Kindern auf. Ihr Vater verstarb bereits während der Kriegsjahre an einer Lungenentzündung. «Das war hart für meine Mutter. Denn damals gab es nichts von der Gemeinde, keine Unterstützung. Man wusste bloss, wenn es nicht reicht, werden einem die Kinder weggenommen.» So weit kam es nicht. «Wir waren Selbstversorger», erklärt sie. Beim Bauern mussten sie und ihre vier Geschwister mitanpacken. «Gut sind wir so aufgewachsen, so wird man kräftig», findet die bald 90-Jährige heute. Kurz nach Kriegsende durfte sie eine Schneiderlehre machen. Ihre Mutter war der Meinung, das käme dann der ganzen Familie zugute, wenn sie Kleider nähen könne. «Damals musste man fürs Praktische schauen.» An das Jahr in Lausanne nach dem Lehrabschluss erinnert sich Zobrist sehr gerne. Schnell fand sie im Welschland Anschluss. «Ich hatte schon immer gerne Menschen um mich», erklärt sie.

Nach diesem Jahr arbeitete sie in einem Modehaus in Zürich. Im Zug, auf dem Weg zur Arbeit, lernte sie ihren späteren Mann kennen. Dieser war Elektriker, zuerst mit eigenem Laden, danach als Angestellter bei der BBC. «So kamen wir nach Baden», berichtet Zobrist. Als ihr Mann einen Berufsunfall hatte und deshalb nicht mehr als Elektriker arbeiten wollte, entschied das Paar, das Milchlädeli in Neuenhof zu übernehmen. «Unsere Töchter Silvia und Margrit waren damals noch ganz klein, der Sohn Beat noch nicht mal auf der Welt», erinnert sich Zobrist. Das war 1964. 16 Jahre lang führten sie gemeinsam das Milchlädeli in Neuenhof, «bis es keine Bauern mehr gab».

Vor 13 Jahren starb ihr Mann an Parkinson. «Eine schreckliche Krankheit.» Zobrist pflegte ihn, solange es ging, zu Hause. Damals war sie selbst schon über 70 Jahre alt. «Der letzte Monat war besonders hart», erinnert sie sich.

Neuenhof habe sich schon verändert, seit sie 1964 hierhergezogen sei, sagt Zobrist. Es wurde viel gebaut. «Und es hat so viele Spielplätze heute. Das ist doch schön.» Zobrist ist nicht nur Grossmutter von acht Enkelkindern, sondern bereits vierfache Urgrossmutter. Sie mag es, wenn die Familie zusammenkommt. «Bereits meine Mutter hielt die Familie gern zusammen, das habe ich wohl von ihr», sagt sie. So freut es Marie Zobrist besonders, dass sich anlässlich ihres runden Geburtstages am Sonntag die Familie zum Brunch trifft. Morgen Freitag, 17. Januar, an ihrem Geburtstag selbst, hat sie ein paar Freunde und Nachbarn eingeladen. Denn immer noch hat Marie Zobrist gerne Menschen um sich.

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