Künstlerin in Neuenhof: «Das Malen gehört einfach zu mir»

In ihrem Atelier in Neuenhof ist Loréna Wildberger seit zwei Jahren zu Hause. 30 ihrer Bilder stellt sie bald im Spycher aus.

Loréna Wildbergers Atelier zu finden, ist nicht ganz einfach: Der Schotterweg im Neuenhofer Dorfkern führt vorbei am Spycher zu einem alten Bauernhaus. Um das Haus herum zu einem Hintereingang. «Mein Atelier ist etwas versteckt», sagt Wildberger bei der Begrüssung. Sie führt eine Treppe hoch. An den Wänden des Mansarden-Ateliers hängen Acryl-, Aquarell- und Ölbilder. Auf zwei Staffeleien steht je ein Bild. Auf einem Tisch Pinsel, Farbtuben, hölzerne Kochlöffel. Alles in Blechdosen gestellt.

Wildberger malt jeden Freitag in ihrem Atelier. Sonst arbeitet sie Teilzeit in einem Reisebüro. «Das Malen gehört einfach zu mir. Ich habe schon als Kind immer gemalt, aus Leidenschaft», sagt die heute 55-Jährige. Mit 18 Jahren hat sie zum Beispiel Ölbilder gefertigt. Heute malt sie selten mit Öl. Obwohl die Farben weniger streng riechen als früher. «Das Trocknen der Farben dauert mir trotzdem zu lange. Acryl- und Aquarellfarben sind schneller trocken. Das entspricht eher meinem Temperament.» Wildberger ist in Genf aufgewachsen. Mit 20 Jahren kam sie in die Deutschschweiz. In den folgenden zehn Jahren habe sie weniger gemalt. Erst mit 30 hat sie das Malfieber wieder gepackt. Und: «Vor 15 Jahren habe ich einen Malkurs besucht. Das hat mir beim Wiedereinstieg extrem geholfen», schaut die Künstlerin zurück.

Wie ein Chamäleon seine Hautfarbe wechselt, wechselt Wildberger ihre Maltechniken und -materialien. Mal Acryl, dann Aquarell, dann Linoleum-Druck. Auf eine Technik konzentrieren will sie sich nicht.

Auch eine Lieblingstechnik habe sie nicht. «Wenn ich eine hätte, dann würde ich mich wohl zu fest auf sie fokussieren. Aber ich liebe die Abwechslung.» Fasziniert sei sie von Farben, Formen und Kontrasten. Seit zwei Jahren ist die Mutter eines erwachsenen Sohns in ihrem Atelier in Neuenhof tätig. «Hier kann ich machen, was ich will», sagt sie. Vorher habe sie zu Hause in Rütihof im Bastelraum ohne Tageslicht gemalt.

Wenige von Wildbergers Bildern sind komplett abstrakt. «Manchmal will ich abstrakt malen, dann kommt trotzdem etwas Konkretes heraus. Mein Darstellungsvermögen ist stärker als mein Wille.» Sie steht auf und geht zum Bild auf der einen Staffelei. Dieses Bild habe sie ohne konkrete Vorstellung angefangen. Es zeigt einen Strand mit Klippen. Auf anderen sieht man Häuserfassaden, Waldränder, Sandstrände. Manche sind abstrakt.

Fotorealistisch zeichnen will sie aber auch nicht. Auf die Frage, wieso nicht, überlegt sie lange. «Bei intensiver Betrachtung kann man immer wieder Neues entdecken. So wird das Bild nie langweilig», antwortet sie schliesslich. Sie sieht in ihren Bildern meist einen Inhalt. «Jeder kann aber das sehen, was er oder sie will.» Sie geht von der einen Staffelei zu jener in der anderen Ecke des Dachgeschosses. Das Bild zeigt eine Häuserfassade in Blautönen mit gelben Fenstern. «Für mich scheint hinter den Fenstern Licht. Eine Freundin sieht jedoch Feuer dahinter», erklärt die Malerin.

Die Inspiration für ihre Werke holt sie sich von ihrem Leben und ihren Reisen. «Ich bin eine Sammlerin», sagt die 55-Jährige. Die Schränke sind voller Fotos, Prospekte, Zeitungen. «Bin ich unterwegs, frage ich mich oft, wie das Bild, das sich mir gerade zeigt, aussähe, wenn ich es malen würde.»

Für ihr neustes Projekt hat sie sich Holzplatten, Nägel und Wolle gekauft. Die Platten bemalt sie und schlägt im Anschluss die Nägel ein. Die Wolle wickelt sie darum. So entstehen abstrakte und doch erkennbare Sujets.

Aktuell ist sie zudem mit der Planung ihrer Ausstellung im Spycher in Neuenhof beschäftigt. Schmuckgestalterin Anna Nipp wird ihre Werke zeigen. Wildberger wird etwa 30 bis 35 ihrer Bilder ausstellen.

Ausstellung «Licht und Glanz», Spycher Neuenhof, Vernissage: 9. November, 17 bis 20 Uhr. Ausstellung vom 10. bis 17. November, Samstag und Sonntag, 13 bis 18 Uhr, Donnerstag und Freitag, 14 bis 19 Uhr.

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