Ein Chemiker, ein Oenologe und ein Ingenieur brauen zusammen Bier

Luc Van Loon, sein Sohn Jan und Christopher Chen brauen seit 2015 Bier. Seit diesem Jahr gibt es gar ein eigenes Neuenhofer Bier.

Luc (l.) und Jan (r.) Van Loon in ihrer Brauerei im Neuenhofer Dorfkern. Seit 2015 brauen sie ihre mittlerweile acht Sorten hier. Rahel Bühler
Luc (l.) und Jan (r.) Van Loon in ihrer Brauerei im Neuenhofer Dorfkern. Seit 2015 brauen sie ihre mittlerweile acht Sorten hier. Rahel Bühler

Dorfstrasse 40, Neuenhof. Ein unscheinbarer Hinterhof, eine breite Rampe aus Beton, darauf ein weisses Schiebetor. Nur zwei beschriftete Autos und eine handgeschriebene Tafel weisen darauf hin: Hier braut sich etwas zusammen.

Hinter dem Tor sind Luc Van Loon und sein Sohn Jan bei der Arbeit. Seit 2015 brauen sie ihr eigenes Bier im ehemaligen Weinkeller. Das machen sie ein- bis zweimal im Monat. Allerdings nur als Hobby. Alle drei arbeiten daneben Vollzeit. «Wir brauen Bier, weil wir das gerne machen», sagt Vater Luc und ergänzt: «Sonst würden wir den Aufwand nicht auf uns nehmen.» Dieser sei nicht zu unterschätzen: Pro Brautag komme ein Putztag hinzu. Nicht eingerechnet sind dabei die Buchhaltung, der Verkauf und das Austüfteln von neuen Rezepten.

Luc Van Loon ist 59 Jahre alt, Chemiker von Beruf und wohnt in Kleindöttigen. Daher ist der Firmensitz dort. Gebraut wird allerdings ausschliesslich in Neuenhof. Sohn Jan ist 33-jährig, Maschinenbauingenieur und wohnhaft in Rieden. Der Dritte im Bunde ist der Önologe Christopher Chen, 39, aus Rieden.

Das Trio gehört einer boomenden Branche an: 2018 waren 1021 Brauereien beim Schweizer Brauerei-Verband registriert. Fünf Jahre vorher waren es 409 Stück.

Die ersten Brauversuche startete das Trio 2011. Damals noch in Würenlingen. In einem Raum des Weinguts zum Sternen. «Wir mussten nach dem Brauen immer alles wegräumen. Das war mühsam», schaut Luc Van Loon zurück. So hätten sie sich nach einer neuen Bleibe umgesehen. Fündig wurden sie in Neuenhof. Im ehemaligen Weinkeller stehen nebst dem Brautopf noch vier 600-Liter-Tanks. Dort blubbert es. Das Bier gärt. Gestern haben die Van Loons gebraut. Deshalb ist heute putzen angesagt. Von jetzt an dauert es vier bis fünf Wochen, bis das Getränk fertig ist. In jedem der vier Tanks befindet sich eine andere Sorte. Total stellt die Brauerei, die sich CVL Brewers nennt, acht Sorten her: Grape Ale, Pale Ale, White Beer, Amber Ale, Summer Ale, Black Ale und 606 Bitter Ale. Seit diesem Jahr stellt die Brauerei auch ein eigenes für Neuenhof her: «Das Neuenhofer». «Es ist ein leichtes Bier, das allen schmeckt», sagt der Chemiker über die neuste Kreation.

Die acht Sorten haben vieles gemeinsam: Es sind alles Craft-Biere. Also Biere, die in Handarbeit von einer unabhängigen Brauerei hergestellt werden. So wie es die CVL Brewers sind. CVL steht für die Nachnamen der drei Bierbrauer. Ausserdem stellen sie alle Sorten mit Neuenhofer Quell- oder Grundwasser her. Die dritte Gemeinsamkeit sind die Rezepte: Die drei haben alle selbst geschrieben und ausprobiert. «Wir mischen nicht einfach irgendetwas zusammen», sagt Luc Van Loon. Jan nickt. «Wir überlegen uns etwas dabei.» Die richtige Kombination von Wasser, Hopfen, Malz, Hefe und Gewürzen sei die grosse Kunst. «Ein Koch muss wissen, welche Zutaten zusammenpassen. Ein Bierbrauer auch», so der 59-Jährige und geht zu einem Schrank. Dort kramt er einen Ordner hervor. «Es gibt viele Hopfensorten.» Sie heissen Golden Star, Nelson Sauvin oder Citra. Die Neuenhofer Brauerei setzt auch spezielle Malzsorten ein.

3,66 Millionen Hektoliter Bier haben die 1021 Schweizer Brauereien 2018 ausgestossen. Eine Konkurrenz zu den grossen Brauereien wollen die Neuenhofer Hobbybrauer nicht sein: Ihr Ziel ist es zwar, die Brauerei dereinst ein «bizzeli» zu vergrössern, wie der Chemiker sagt. «Wir möchten aber trotzdem überschaubar bleiben, sodass die Bierqualität nicht leidet.»

Durch Lesen von Fachliteratur hat sich das Trio das Bierwissen angeeignet. Christopher Chen ist Önologe, also Weinbau-Fachmann. Sein Wissen nutzt den Neuenhofer Bierbrauern bei ihrer Tätigkeit. «Wir versuchen, harmonische und ausbalancierte Biere herzustellen», sagt Luc. So könnten sie sich von anderen, kleinen Brauereien abheben.

Jan und Luc Van Loon macht vor allem die Arbeit an den Rezepten Spass: «Wenn das Rezept steht, ist die spannende Arbeit vorbei», sagt Luc. Das Tüfteln brauche Ausdauer. Das machen sie offenbar mit Erfolg: Etwas gebraut und dann weggeschmissen, weil es ungeniessbar war, hätten sie noch nie. Das Brauen könne man lernen. Wichtig sei das saubere Arbeiten.

Am Bierbrauen schätzen sie die meditative Arbeit. Jan: «Es ist anders als Büroarbeit.» Und den sozialen Aspekt. Man könne auch alleine brauen. Im Team bereite es aber mehr Freude.

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