Ueli Schibli ist «einer vom Dorf»

Der pensionierte Lehrer wohnt fast sein ganzes Leben in Neuenhof.

Ueli Schibli an seinem Lieblingsplatz: sein Büro mit dem Computer. Hier verbringt er täglich mehrere Stunden. Rahel Bühler
Ueli Schibli an seinem Lieblingsplatz: sein Büro mit dem Computer. Hier verbringt er täglich mehrere Stunden. Rahel Bühler

Ueli Schibli hat viel zu erzählen. Über sich, das Leben, die Leute. Vor allem aber über Neuenhof – seine Heimat. Er ist 1938 geboren und in der Gemeinde aufgewachsen. Mit Ausnahme einiger Jahre im Freiamt, als er dort einen Lehrerposten innehatte, hat er immer in Neuenhof gewohnt. Das erzählt er in der heimischen Stube. Dort trifft Alt auf Neu: Antike Möbel gesellen sich zu modernem Plattenboden.

Seit 1965 wohnt Schibli mit Ehefrau Margrit, auch sie ist in der Gemeinde aufgewachsen, wieder in Neuenhof. Zuerst in einer Mietwohnung, dann 50 Jahre in einem Haus im Dorfkern. Seit 2017 in der modernen Wohnung im Zentrum.

36 Jahre lang hat er in Neuenhof an der Berufswahlschule unterrichtet. Zu ihm kamen jene Schüler, die nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit keine Lehre gefunden hatten oder nicht weiterwussten. «Wir haben die Schüler in ihrem Selbstfindungsprozess und bei der Suche nach Schnupperlehren und Ausbildungsplätzen unterstützt.» Er sei nicht nur im Schulzimmer gestanden, sondern habe auch bei den potenziellen Lehrbetrieben vorbeigeschaut. Sowohl den Kontakt mit den Schülern als auch jener mit der Wirtschaft habe er stets geschätzt.

Mehrere Jahre hat Schibli Dorfführungen in Neuenhof durchgeführt. Einerseits offizielle, für die Neuzuzüger. Andererseits solche im privaten Rahmen. «Ich kann über jedes Haus im Dorfkern etwas erzählen», sagt er und nimmt ein Schwarz-Weiss-Foto hervor. Es zeigt Neuenhof im Jahr 1940. «Hier ist zum Beispiel das Rathsherrlihaus. Man weiss nicht genau, woher der Name stammt.»

Der mehrfache Vater und Grossvater gilt auch als einer der Gründer des seit 1993 alljährlich stattfindenden Dorffestes.

An seiner Wohngemeinde gefällt ihm besonders die Lage: «Von Neuenhof aus ist man mit dem öffentlichen Verkehr in 30 Minuten an einem Flughafen, einem grossen Finanzplatz oder an einer wichtigen Hochschule, der ETH.» Zudem sei man von jeder Stube aus zu Fuss schnell entweder am Wasser oder im Wald. Ihm gefällt auch die Infrastruktur in Neuenhof. «Die Nähe zu Zürich und Baden macht das Dorf attraktiv.» Es gibt allerdings auch Dinge, die ihn stören: die finanzielle Lage und der damit verbundene Steuerfuss etwa. «In der Vergangenheit wurden Fehler gemacht, was die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur angeht», sagt er.

Wenn er auf die Entwicklung zurückschaut, die Neuenhof in den vergangenen Jahren zurückgelegt hat, kommt ihm das starke Wachstum der Gemeinde in den Sinn. «Ich bin keiner, der sagt, früher sei alles besser gewesen. Die Infrastruktur heutzutage ist viel besser. Ein Badezimmer möchte ich nicht mehr missen.» Aber Neuenhof sei heute schon «überbaut».

Lieblingsplätze im Dorf habe er trotzdem viele: Zum Beispiel den Platz beim Kreuzbergli, dessen Kreuz er einst selbst wiederaufrichtete. Heute sind es sein Büro und sein Computer, wo er mehrere Stunden pro Tag verbringt. «Ich übersetze die Bibel aus dem Griechischen ins Deutsche», sagt er. Ausserdem besucht Schibli seit 15 Jahren Theologie-Vorlesungen an der Universität Zürich. Das Aufarbeiten der Kurse gebe viel zu tun.

Als Urgestein oder Dorforiginal würde er sich trotz jahrelanger Sesshaftigkeit und grossem Engagement für die Gemeinde aber nicht bezeichnen. Der Ausdruck «einer vom Dorf» gefällt ihm da schon besser.

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