Zwei «alte Damen» konnten feiern

Gleich zwei hohe Geburtstage zweier Neuenhoferinnen konnten im Spreitenbacher Pflegeheim Senevita gefeiert werden. Erika Wiederkehr-Bochsler wurde 100 und Antonina Tizzone 90 Jahre alt.

Einen 100. Geburtstag feiern zu können, erlebt man nicht alle Tage. Auch nicht im Pflegeheim Senevita. Umso mehr freuten sich alle mit der Jubilarin Erika Wiederkehr-Bochs­ler, dass sie am Sonntag ihren hohen Geburtstag im Kreise ihrer Familie und mit den Senevita-Lindenbaum-Teams bei guter Gesundheit feiern konnte.

«Ich habe mir Kartoffelstock, Hackbraten und Erbs und Rüebli zum Mittagessen gewünscht. Meine Leibspeise», sagt die Neuenhoferin freudestrahlend. Als Kind hat sie ihren Geburtstag nicht wirklich feiern können. «Mein Vater arbeitete in der BBC, hatte nur einen bescheidenen Lohn.» Sie mussten zwar nie Hunger leiden, auch nicht während des Krieges, aber für Extras war kein Geld vorhanden. Ihren Geburtstag hat sie erstmals so richtig gefeiert, als sie bereits verheiratet war. «Seither habe ich immer einen Tag der offenen Tür gemacht – vor allem für meine Turngspändli. Ich war über 60 Jahre im Turnverein», sagt sie stolz. An den 80. Geburtstag erinnert sich die Jubilarin besonders gerne. «Alle haben gesammelt und mir damit eine Reise nach Rhodos ermöglicht. Das war unvergesslich.» Sie ist immer gerne gereist mit ihrer Familie, zu der zwei Söhne und eine Tochter gehören. Und natürlich wird sie auch das Fest zu ihrem 100. Geburtstag nicht vergessen, bei dem auch die beiden Enkel dabei waren.

Am Dorffest den künftigenMann kennengelernt

Die Jubilarin ist im Klosterrüti in Neuenhof aufgewachsen. «Als ich im Januar 1922 auf die Welt kam, herrschte ein strenger Winter. Meine Mutter erzählte mir, dass sogar die Wände in der Wohnung mit einer Eisschicht bedeckt waren.» An die Kindheit hat die Jubilarin durchwegs gute Erinnerungen. «Wir waren zur Miete auf einem Bauernhof. Ich habe jeweils gerne im Kuhstall oder bei den Pferden mitgeholfen. Auch beim Heuen war ich gerne dabei. Mein Schulweg war allerdings lang, 30 Minuten zu Fuss, bei jedem Wetter», sagt sie.

Nach der Schulzeit hat sie im Textilwarenhaus Ober in Zürich gearbeitet, in der Abteilung Mercerie. Die Freizeit verbrachte sie gerne zuhause, machte gerne aktiv bei der Fasnacht mit und besuchte auch mal eine Kinovorstellung oder ein Dorffest. Dort hat sie ihren Mann kennengelernt. «Leider ist er vor vielen Jahren an Krebs gestorben. Genau so wie mein späterer Partner.» Wenn man so alt werde, habe man nicht mehr viele Bekannte und Freunde in seinem Umfeld. Und auch sonst habe sich so viel in Neuenhof verändert, sei so viel gebaut worden. Aber das gehöre halt dazu, die Veränderung, der Fortschritt. Dass Erika Wiederkehr geistig noch so vital ist, mag vielleicht daran liegen, dass sie bis zu ihrem 84. Altersjahr immer noch stundenweise in der Bäckerei Berner in Neuenhof aushalf. Doch nun geniesst sie den Ruhestand in der Senevita in einem grossen Zimmer mit Balkon und attraktiver Rundsicht. Und der Ohrwurm «Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett» gilt auch für sie.

Von Italien in die Schweiz

Am Montag konnte dann Antonina Tizzone im Kreise ihrer Familie und mit den Senevita-Lindenbaum-­Teams ihren 90. Geburtstag zelebrieren. Essensmässig hatte sie für ihren grossen Tag keine Wünsche platziert, liess sich einfach überraschen. Auch als Kind liess sie sich gerne überraschen, was wohl Feines auf den Tisch kommt. Die Jubilarin ist in Italien aufgewachsen, wo man ihren Geburtstag innerhalb der Familie immer gefeiert hat. Schön seien sie allesamt gewesen. Nach der Schulzeit hat sie bei ihrem Vater im Geschäft gearbeitet, in dem Kaffee serviert und auch verkauft wurde. Über einen Bekannten lernte sie dann ihren Mann kennen. «Dann kam ich in die Schweiz, lebte mit meinem Mann und unseren vier Kindern an verschiedenen Orten, am Schluss auch in Neuenhof», sagt sie. Die ganzen Veränderungen in den letzten Jahrzehnten hätten sie überrascht, aber auch gefreut. Denn nun sei doch vieles einfacher geworden. Besonders schöne Erinnerungen hat sie an die Geburt ihrer Kinder. Und stolz ist sie auf ihre sieben Enkel. «Natürlich gibt es im Leben auch nicht so schöne Momente, das gehört dazu», sagt sie. Antonina Tizzone geht es dem Alter entsprechend ganz «ordeli». «Ich fühle mich wie eine alte Dame, die sich immer wieder durchs Leben kämpft. Aber mit Freude.»

Weitere Artikel zu «Neuenhof», die sie interessieren könnten

Neuenhof24.04.2024

Mit einem «Aber» für Limmatsteg

Für 9,5 Millionen Franken soll der Limmatsteg ­zwischen Neuenhof und Würenlos gebaut werden. Die Anhörung ist vorüber, das sagen die Aargauische Industrie- und…
Neuenhof03.04.2024

Mehr Angebote für die Jüngeren

Die Jugendarbeit Neuenhof hat ein spannendes Jahr hinter sich. Einige Ferienangebote wie Schlittschuhlaufen, Klettern oder der Lasertag für die etwas jüngeren…
Neuenhof06.03.2024

Auf den Spuren des Eisvogels und der Wasseramsel

Wer am Sonntagmorgen mit den Vögeln aufstand, konnte einige auf einer Exkursion in Neuenhof mit Vogelkundler Ernst Weiss besser kennen lernen. Im Zentrum des…