Erben und Sprüche klopfen

Die Jugendbühne Neuenhof führt ab kommendem Wochenende das Stück «Miss Sophies Erbe» auf. Ein Besuch am Probesonntag.

Die Regisseurin, ihr Klemmbrett und das Bühnenensemble.  (Bild: Robin Schwarz)
Die Regisseurin, ihr Klemmbrett und das Bühnenensemble. (Bild: Robin Schwarz)

«Du bist gegen Ende immer leiser geworden, die Geschwindigkeit war aber gut», sagt Isabel Ursprung, ein Klemmbrett in der Hand haltend. Sie spricht schnelle Stakkatosätze, gestikuliert mit dem Stift in der Hand. Es soll vorwärtsgehen. Auf der Bühne stehen und sitzen Darstellerinnen und Darsteller der Jugendbühne Neuenhof, Ursprung selber ist Regisseurin. Draussen ist es an diesem Sonntag bitterkalt, es nieselt. Drinnen hingegen geht es bunt und gut gelaunt zu und her.

Die Jugendbühne Neuenhof, ein Theaterverein für 16- bis 30-jährige Laiendarsteller, ist in Neuenhof eine veritable Institution: Ursprünglich von Mitgliedern aus Jungwacht und Blauring entstanden, stellt der Verein seit 1982 jedes Jahr im Januar ein Theaterstück auf die Beine. Die letztjährige Aufführung aber musste man verschieben, zu kompliziert gestalteten sich die Organisation und das Proben während der Pandemie. Man habe festgestellt: Wenn es nur online möglich ist, Leserunden des neuen Stücks zu machen, macht das keinen Spass, sagt Regisseurin Ursprung.

Es wird viel und lange geprobt

An diesem Sonntag aber sind alle anwesend. Es ist der «lange Sonntag», wie ihn der Verein nennt. Dabei wird das erwählte Stück am Morgen komplett geprobt, schliesslich einzelne Szenen repetiert – und dann in Gänze vor Testpublikum gespielt und darauf weiter verfeinert, erklärt Isabel Ursprung. Aber auch das gestaltet sich in Zeiten der Pandemie nicht ganz so einfach. Das Testpublikum besteht darum aus Mitgliedern der befreundeten «Schnäggebühne». Ebenfalls neu: An diesem Sonntag wird die Theaterperformance mit zwei Spiegelreflexkameras aufgezeichnet. Der Grund: Wer weiss, ob die Aufführung tatsächlich stattfinden kann, während Omikron wie ein Fragezeichen über öffentlichen Veranstaltungen schwebt. Der Ausweichplan heisst darum Online-Stream. Dann wäre der ganze Aufwand nicht umsonst gewesen. Seit August probt das Ensemble nämlich schon zusammen.

Und bis auf ein paar wenige, gekonnt überspielte Textunsicherheiten, funktioniert das von der Spielkommission ausgesuchte Stück gut. Die Theaterfreunde von der «Schnäggebühne» haben jedenfalls ihren Heidenspass und lachen und grölen bei den Pointen, so, wie es ein dankbares Publikum tut.

Erinnerungen an «Dinner for One»

Gespielt wird ein klassischer Schwank, eine leichte Komödie. Ob man auch schon mal daran gedacht habe, einen klassischen Stoff zu spielen? Ja, darüber habe man auch schon gesprochen, aber die meisten Mitglieder würden am liebsten Komödien spielen und das traditionelle Publikum der Jugendbühne würde das auch ein bisschen erwarten, erklärt Ursprung.

Inszeniert wird dieses Mal «Miss Sophies Erbe», in dem es um einen Erbschaftsstreit zwischen einigen schrägen Charakteren geht, so eine abgehalfterte Operettensängerin, einen exzentrischen Modedesigner oder eine trashige und offenbar geldgierige junge Ehefrau eines fast schon toten Seniors. Was geschieht, wenn solche Figuren aufeinandertreffen: spitzzüngige Beleidigungen, Intrigen und Ränkespiele. Herzstück der Aufführung ist ein aufwändiges Bühnenbild aus ersteigerten antiken Möbeln, die dem Ganzen einenkleinen Oscar-Wilde-Anstrich geben – obwohl «Miss Sophies Erbe» in der Gegenwart spielt. Genau genommen ist es aber eine Fortsetzung des berühmten Neujahrsklassikers «Dinner for One», die imaginiert, was geschehen könnte, wenn die edle Dame dereinst das Zeitliche segnet.

Leider hat die Theatergruppe bisher nur etwa die Hälfte der üblichen Tickets verkauft. «Wir werden wahrscheinlich Minus machen», sagt Ursprung, denn aufgrund der Pandemie fällt auch die Konsumation grösstenteils weg. Man hoffe darum besonders auf rege Teilnahme von Freunden und Familie im Publikum.

Die Premiere von «Miss Sophies Erbe» findet am 15. Januar statt. Einlass ab 19 Uhr, Vorstellung ab 20 Uhr. Tickets via www.jbn.ch

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