Feuerwehr sucht Nachwuchs

Nur sechs neue Personen traten zum Jahreswechsel der Feuerwehr Neuenhof bei. Das ist deutlich weniger als in vergangenen Jahren. Kommandant Marcel Gerny sucht nach den Gründen.

Marcel Gerny vor dem jüngsten Fahrzeug, dem Tanklöschfahrzeug. Schon bald soll ein Atemschutzfahrzeug den Fahrzeugpark erweitern. (Bild: Tanja Isler)
Marcel Gerny vor dem jüngsten Fahrzeug, dem Tanklöschfahrzeug. Schon bald soll ein Atemschutzfahrzeug den Fahrzeugpark erweitern. (Bild: Tanja Isler)

In vergangenen Jahren sind durchschnittlich 10 bis 15 Personen pro Jahr der Feuerwehr Neuenhof beigetreten, sagt Kommandant Marcel Gerny. Dass es per Anfang Jahr nur deren sechs sein werden, stellt ihn vor Herausforderungen.

73 Personen müssen der Feuerwehr Neuenhof angehören, das ist der Sollbestand für eine Gemeinde in der Grösse von Neuenhof. Die letzten Jahre konnte diese Zahl immer knapp erfüllt werden. Mit den Austritten am Jahresende wurde diese Grenze im Jahr 2021 erstmals unterschritten. Dank der Neueintritte zählt die Feuerwehr per Anfang 2022 nun wieder 78 Personen. Die kurzfristige Unterschreitung zieht auch keine Konsequenzen nach sich. «Würden wir den Soll-Bestand aber mehrmals unterschreiten, würde sich vermutlich die Aargauische Gebäudeversicherung einschalten», so Gerny.

Freiwilligkeit statt Zwang

Die Feuerwehr versucht nun, neue Freiwillige zu rekrutieren. Alle Neuenhofer und Neuenhoferinnen mit Jahrgang 1999 und Neuzuzüger bis maximal Jahrgang 1988 erhielten eine persönliche Einladung per Post für die zwei Informationsabende. Von den 200 angeschriebenen Personen sind schlussendlich rund 30 erschienen. «Wir können leider viele Leute nicht dazu animieren, am Infoabend teilzunehmen», so Gerny.

Im Aargau gilt die Feuerwehrpflicht. Gemäss dem Feuerwehrgesetz (FwG) sind Männer und Frauen in ihrer Wohnsitzgemeinde feuerwehrpflichtig. Diese Pflicht wird erfüllt durch den aktiven Dienst oder durch die Leistung des jährlichen Pflichtersatzes. Doch Einwohnerinnen und Einwohner zum Dienst zu zwingen, ist laut Gerny die allerletzte Option: «Wer nicht freiwillig beitritt, dem fehlt es schlussendlich an der Motivation.»

Plakate als Werbung

Nicht nur die mangelnden Neuzugänge machen der Feuerwehr zu schaffen. «Wir kämpfen damit, dass wir junge, motivierte Feuerwehrleute ausbilden und diese dann nach kurzer Zeit wieder wegziehen», so Gerny. Das ist für ihn das grösste Problem. Deshalb hat er kräftig die Werbetrommel gerührt. Eine gross angelegte Plakatkampagne mit auffälligen Sujets im ganzen Dorf sollte im Herbst bei der Neuenhofer Bevölkerung für den aktiven Dienst in der Feuerwehr werben. In grossen Buchstaben steht «Wanted Firefighter» vor einer Feuerwand und Feuerwehrangehörigen in kompletter Schutzausrüstung. Dies sei auch nötig, um zwischen den vielen anderen Vereinen auf die Feuerwehr aufmerksam zu machen. Die Gründe für das mangelnde Interesse sind Gerny ein Rätsel: «Vielleicht ist es ein schwacher Jahrgang. Vielleicht haben auch einige während der Pandemie gemerkt, dass die Abende auf dem Sofa doch sehr gemütlich sind.»

Positives Fazit

Marcel Gerny übernahm die Feuerwehr Neuenhof im September 2020. Trotz den Rekrutierungsschwierigkeiten zieht er ein positives Fazit: «Ich spüre viel Freude in der Mannschaft und der Umbau des Magazins bringt uns einen Schritt nach vorne.» Unter anderem wurden der Atemschutz-Raum modernisiert, die Garderoben vergrössert und geschlechtergetrennte Duschen gebaut. Und auch für das nächste Jahr hat Gerny viel geplant: «Leider konnten wir pandemiebedingt nicht alle Übungen abhalten, deshalb wollen wir im nächsten Jahr wieder Vollgas geben bei den Übungen.» Und auch finanziell hat Gerny Umbrüche angestossen. Ab 2022 erhalten alle Angehörigen der Feuerwehr Neuenhof mehr Sold als bisher. «Vielleicht motiviert das ja doch noch den ein oder anderen, sich bei uns zu melden», hofft Gerny.

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