Definitiv kein Freund der langen Worte

Christian Pauli (FDP) beendet seine Amtszeit als höchster Wettinger. Ein – ganz im Sinne des Zurücktretenden– kurzer Blick zurück.

Erteilt das Wort: Einwohnerratspräsident Christian Pauli.  Robin Schwarz
Erteilt das Wort: Einwohnerratspräsident Christian Pauli. Robin Schwarz

Es dauerte nur knapp 50 Minuten, bis Christian Pauli an seiner letzten Sitzung als Einwohnerratspräsident das Glöckchen läutete. Vorbei. Damit fallen, so sagt es Pauli selber, die wohl kürzeste und die längste Sitzung, die es je im Wettinger Einwohnerrat gab, unter seine Ägide.

Einleitend zu seinem Schlussvotum sagte er: «Ich bin nicht ein Freund langer Voten.» Damals, an seiner ersten Sitzung als Präsident 2020, sagte er, ebenfalls einleitend: «Ich bin ein Freund der kurzen Statements.» Und wie in seiner ersten Sitzung trug er auch an der letzten Fliege und Einstecktuch. Sie gehörten zu seinen Markenzeichen. Auch als höchster Wettinger ist Pauli also Pauli geblieben, wie auch FDP-Fraktionspräsidentin Judith Gähler in den Abschiedsworten an ihren Parteikollegen sagte.

Als Pauli schliesslich wirklich seine letzten Worte aussprach, wurde es emotional: «Ich möchte danken. Meinen Eltern», Paulis Stimme bricht, er blickt zur Seite, muss einen Moment pausieren. Seine Eltern sitzen auf der Zuschauertribüne, «meinen Kindern, allen, die verzichten mussten in diesen zehn Jahren», die er nicht nur als Einwohnerratspräsident, sondern auch als normaler Einwohnerrat, Fraktionspräsident und in diversen Kommissionen verbrachte. Zwar wurde Pauli bei den Gesamterneuerungswahlen wiedergewählt, hatte sich aber danach entschieden, sich ganz aus der Ratstätigkeit zurückzuziehen.

Darum: Am Schluss gibt es Standing Ovations für den Einwohnerratspräsidenten. Nicht immer war der Ton im Einwohnerrat harmonisch, im Gegenteil, aber Pauli schaffte es stets – das machte er auch an seinem letzten Abend immer wieder klar –, mit seinem nonchalanten Humor Brücken zu bauen. Man mochte Pauli und man nahm ihn stets wahr, egal wie kurz und trocken seine Voten waren.

Lange Voten und Rivalen

Doch auch Pauli hatte seine Feinde. Er mochte sie nicht und sie ihn nicht. Zum Beispiel gerieten er und Einwohnerrätin Ruth Jo Scheier (GLP) im Mai aneinander, als es um die rauer werdende Debattenkultur im Rat ging. «Zu oft missbraucht er leider sein Amt, um seine persönliche Meinung kundzutun und unerwünschte Statements zu diskreditieren», sagte Scheier damals über Pauli. «Absolut haltlos», «eine Farçe», kommentierte Pauli den Vorwurf.

Ein Ärgernis war es Pauli jeweils, wenn sich Voten (aus den Reihen der GLP und der SVP) und Vorstösse wiederholten oder vereinzelte Politikerinnen oder Politiker schlecht vorbereitet gewesen waren und noch kurz vor der Sitzung ganze Anträge in die ohnehin meist schon gut ausstaffierte Traktandenliste einbauen wollten.

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