«Die Ideen kommen mir beim Spazieren»

Gemeinderätin Petra Kuster war mit ihrem Riesenschnauzer Kiss an der WM für Fährtenhunde erfolgreich.

Petra Kuster mit ihrem Hund Kiss. (Bild: Alexander Wagner)
Petra Kuster mit ihrem Hund Kiss. (Bild: Alexander Wagner)

Schon beim Klingeln an der Tür hört der Besucher die tiefe Stimme von Kiss. Beim Eintreten liegt der Riesenschnauzer brav in seinem Körbchen, schaut jedoch höchst aufmerksam, wer da hereinkommt. Das Tier kann es nicht unterlassen, kurz «Hallo» zu sagen, und robbt sich fast an den Besucher heran. Danach kehrt die kohlrabenschwarze Hundedame wieder zu ihrem Plätzchen zurück.

Mit Riesenschnauzern aufgewachsen

Petra Kuster ist die Besitzerin von Hündin Kiss. Die Gemeinderätin ist in Neuenhof und Würenlos aufgewachsen – fast immer waren Riesenschnauzer dabei. Diese Rasse hat es ihr angetan. «Es ist ein sogenannter Einmannhund», erklärt sie. Das heisst, dass der Riesenschnauzer nur eine richtige Bezugsperson hat. «Sie sind stur und anspruchsvoll. Das ist eine Herausforderung», erklärt Frau Vizeammann und ergänzt lachend: «Einfach können alle.» Die siebenjährige Kiss ist nicht der erste Riesenschnauzer in der Familie. Und war lange auch nicht der einzige Vierbeiner. Im Sommer 2020 ist der ältere Hund gestorben. Während die Menschen trauerten, habe Kiss zuerst nicht darauf reagiert. Doch ein paar Wochen später sei sie völlig verunsichert gewesen. Kuster ging daraufhin nach Deutschland, um Fährten für ihre treue Begleiterin auszulegen. «Da war sie mit Feuereifer dabei und hat danach den Rank wieder gefunden», erzählt Kuster.

Im Januar wurde Kuster neben ihrem Amt als Vizeammann auch in den Aargauer Grossen Rat gewählt. «Das kam völlig überraschend, ich habe niemals damit gerechnet», erklärt die SVP-Politikerin. Sie sei «nur» vom 13. Listenplatz aus gestartet. «Aber es macht unheimlich Spass und ist sehr interessant. Man sieht auch in viele andere Sachen rein.» Doch darunter soll das Training mit Kiss nicht leiden. So geht Kuster oft frühmorgens eine Fährte legen und kann danach drei Stunden lang im Büro arbeiten, um dann mit Kiss die gelegte Spur aufzunehmen. «Sie zwingt mich, etwas für mich zu machen. Ich muss mich ganz auf den Hund einlassen», erklärt die engagierte Powerfrau. Obwohl der durchgetaktete Tag nach Anstrengung oder gar Stress klingt, möchte sie es auf keinen Fall missen: «Das ist für mich Tiefenentspannung. Die besten Gedanken und Lösungen für Probleme kommen mir oft beim Spazieren», erklärt sie.

Spass und erst noch erfolgreich

Dass sowohl Kiss als auch ihr Frauchen voll dabei sind, wenn sie die Fährte aufnehmen, beweisen die jüngsten Erfolge: An der WM für Fährtenhunde in Niedersachsen im Oktober mussten sie zweimal eine Fährte aufnehmen. Kiss geht an einer 10 Meter langen Schleppleine und nimmt die rund drei Stunden alte Spur auf. Ein Durchgang zählt etwa 1800 Schritte oder knapp 1,5 Kilometer. Darauf sind sieben Gegenstände aus ganz unterschiedlichen Materialien ausgelegt. Diese können aus Holz, Plastik, Leder oder Metall sein. Die Gegenstände muss der Hund sauber zwischen seinen Pfoten anzeigen. Zudem darf er die Spur nie verlieren. Um das Ganze zu erschweren, wird eine zweite Fährte ausgelegt, von der sich Kiss und ihre Kontrahenten nicht ablenken lassen dürfen. «Ich muss dem Hund voll vertrauen», betont Kuster. Und Kiss hat es hervorragend gemacht. So reichte es der neuen Grossrätin mit ihrer Begleiterin zu Rang vier in der Einzelwertung und die Schweizer Mannschaft gewann zusammen mit Deutschland die Goldmedaille. «Ich bin mehr als zufrieden und stolz, was der Hund geleistet hat», so Kuster. Und bereits steht das nächste Highlight auf dem Programm: Anfang Dezember finden in Stans die Schweizer Meisterschaften der Fährtenhunde statt.

«Viel für mich gelernt»

Aber viel wichtiger als Plätze und Medaillen ist Kuster die intensive Bindung zu ihrem Begleiter: «Der Hund hat immer recht. Sie hat die Nase, sie kann es», betont sie. Und auch für sich hat sie sehr viel gelernt. «Auch mal den Schnabel zu halten», wie sie selber grinsend sagt. «Ich habe meine innere Ruhe gefunden», meint sie zufrieden. Auch Kiss muss bald selber etwas Neues lernen: Im April soll ein Welpe ins Haus einziehen. Dann muss Kusters Riesenschnauzer lernen, mit der ungewohnten Situation umzugehen.

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