Auch für Fragen im Alter sind Soziale Dienste da

Mit Rat und Tat wollen die Mitarbeitenden der Sozialen Dienste unterstützen – auch Senioren. Bisher ist das Angebot wenig bekannt und wird kaum genutzt.

Die Sozialen Dienste kümmern sich auch um Fragen im Alter. Bisher nutzen die Senioren das Angebot wenig. Gaby Kost
Die Sozialen Dienste kümmern sich auch um Fragen im Alter. Bisher nutzen die Senioren das Angebot wenig. Gaby Kost

In Neuenhof fehlt eine Anlauf- und Informationsstelle für die Bedürfnisse von Menschen im dritten Lebensalter. Falls sie doch existiert, ist sie zu wenig bekannt. Zu diesem Fazit kommt der Schlussbericht zur Analyse der Altersarbeit.Tatsächlich setzen sich die Sozialen‌ Dienste Neuenhofs aber exakt mit diesen Anliegen tagtäglich auseinander. Darum möchte der Gemeinderat die Arbeit der Verwaltung im Bereich Altersfragen stärker ins Licht rücken: Seit der Reorganisation 2018 beraten die Sozialen Dienste Menschen bei Anliegen, die explizit nicht nur finanzielle Probleme betreffen.

Das Feld der abgedeckten Bedürfnissen ist weit:‌ Der Sozialdienst beantwortet zum Beispiel administrative Fragen zur Pensionierung sowie zum genauen Betrag der AHV-Rente. Das sind Fragen, die schon vor dem Rentenalter gestellt werden können. Er kümmert sich aber auch um Anliegen zu den Sozialversicherungen oder Ergänzungsleistungen.

Nicht nur technisch, sondern auch niederschwellig

Neben der üblichen‌ wirtschaftlichen Hilfe bieten die Dienste auch ein «niederschwelligeres» Angebot an, wie Cornelia Spadanuda vom Fachbereich Kinder- und Erwachsenenschutzrecht (KESR) der Gemeinde Neuenhof erklärt. Wünschen sich Menschen im Rentenalter zum Beispiel eine helfende Hand bei alltäglichen Tätigkeiten, soll auch dies ermöglicht werden. Vom Fensterputzen, Spazierengehen mit dem Hund, über die – gerade in Zeiten der Coronapandemie relevante – Hilfe beim Einkauf bis zum Entsorgen von Sperrgut.

Eine erschöpfende Liste für Unterstützungsangebote existiert nicht, vielmehr möchten die Sozialen Dienste individuelle Lösungen anbieten, die im Gespräch gemeinsam erarbeitet werden sollen, sagt Spadanuda. Dafür arbeiten sie interdisziplinär mit anderen Verwaltungsbereichen zusammen.

Ein wichtiges Standbein ist die Neuenhofer Jugend: Im Rahmen des Programmes «Jobs for Teens» bieten Jugendliche Senioren ihre Zeit für verschiedenste Tätigkeiten an. Wie viel man sich das kosten lässt, ist offen. «Bezahl, wie viel du willst» ist das‌ Motto. Dies, um weniger vermögende Menschen von diesem Angebot nicht auszuschliessen, erklärt Spadanuda: «Man gibt, was man kann und für richtig hält.» Realisierbar ist das, weil diese Leistungen quersubventioniert werden. «Eine Win-Win- Situation.» Die Jugendlichen hätten so etwas für die Bewerbungsmappe und ältere Menschen hätten den Wunsch nach Hilfe erfüllt.

«Tablet Heroes» ist ein erfolgreiches Generationenprojekt

Bevor die Coronapandemie die soziale Situation besonders für ältere Menschen – eine Risikogruppe – erschwert hat, war auch das Programm «Tablet Heroes» ein voller Erfolg. Das Modell: Haben Senioren und Seniorinnen Mühe mit ihrem iPad, sind Jugendliche als Digital Natives mit ihrem Fachwissen zur Stelle. «Die Seniorinnen und Senioren sind ganz begeistert», sagt Spadanuda. Aber auch die Jugendlichen hätten Freude daran.

Die Gemeinde versucht, insbesondere auch Jugendliche mit schulischen oder sozialen‌‌‌ Probleme in solche Programme zu integrieren, ebenfalls mit Erfolg. «Oft sind es genau diese Jugendlichen, die voll mitziehen», sagt Spadanuda.

Die Bevölkerung assoziiert die Sozialen Dienste mit der Sozialhilfe

Geht es nach dem Gemeinderat, liegt es aber nicht nur an der fehlenden Bekanntheit, dass die Neuenhoferinnen und Neuenhofer die angebotene Unterstützung nicht nützen: «Wir stellen immer wieder fest, dass die Bevölkerung auch Hemmungen hat und den Gang zu den Sozialen Diensten nicht wagt», sagt Jelena Lolic, Leiterin des Fachbereichs materielle Hilfe, in den Gemeinderatsnachrichten von dieser Woche.

Die Bevölkerung würde die Sozialen Dienste immer noch stark mit dem früheren Sozialamt und so mit der Sozialhilfe assoziieren. Das sei etwas, was insbesondere bei den älteren Bürgerinnen und Bürgern noch immer negativ belegt sei, sagt Cornelia Spadanuda. Obwohl man sich natürlich für das In-Anspruch-Nehmen von Hilfe nicht zu schämen brauche. Ausserdem seien die Sozialen Dienste genau dafür da: Sie sind ein Dienstleistungsunternehmen, das den Bürgern helfen soll. Und bezahlt sei es mit den Steuergeldern ja auch schon.

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