Daniel Burger: «Als Feuerwehrkommandant leitet man ein KMU»

Nach 15 Jahren an der Spitze der Neuenhofer Feuerwehr gibt Daniel Burger den Stab weiter an Marcel Gerny. Burger wird der Mannschaft aber erhalten bleiben.

Feuerwehrkommandant Daniel Burger (links) gibt den roten Kommandantenhelm Marcel Gerny weiter. Rahel Bühler
Feuerwehrkommandant Daniel Burger (links) gibt den roten Kommandantenhelm Marcel Gerny weiter. Rahel Bühler

 

 

Daniel Burger, morgen werden Sie als Kommandant der Feuerwehr Neuenhof verabschiedet. Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie daran denken?

Daniel Burger: In den 16 Jahren als Kommandant habe ich alles Mögliche erlebt. Nun kann ich mein Amt an einen kompetenten Nachfolger abgeben. Ich freue mich, innerhalb der Feuerwehr wieder Zeit für anderes zu haben, zum Beispiel Lektionen zu halten.

 

 

 

Marcel Gerny, Sie werden das Amt übernehmen. Mit welchen Gefühlen schauen Sie dem entgegen?

Marcel Gerny: Ich freue mich auf die neue, spannende Herausforderung. Ich bin ja selbst schon zehn Jahre in der Neuenhofer Feuerwehr und ich kann sagen: Ich übernehme eine gute Feuerwehr.

 

 

 

Was ist eine «gute» Feuerwehr?

Gerny: Eine gute Feuerwehr zeichnet sich durch gut ausgebildete Leute, funktionierende Abläufe und Kameradschaft aus.

 

 

 

Burger: Das ist ein wichtiger Faktor: Du musst den Leuten, die wortwörtlich für dich durchs Feuer gehen, blind vertrauen können.

 

 

 

Morgen Freitag würde eigentlich die Hauptübung stattfinden. Wegen Corona findet sie nicht statt. Wie hätten Sie sich die Stabsübergabe vorgestellt?

Burger: Wir hatten eine klassische Übung mit der Bevölkerung, Nachbarn und ehemaligen Feuerwehrleuten geplant.

 

 

 

Gerny: Für dich hätte es viele Überraschungen gegeben. Die Stabsübergabe hätte vor der Bevölkerung stattgefunden. Wir wären weit über 100 Personen gewesen und könnten die Abstände nicht einhalten.

 

 

 

Herr Burger, seit Ihrem Amtsantritt als Gemeinderat hatten Sie eine Doppelrolle in der Gemeinde. Wie sind Sie damit umgegangen?

Burger: Da ist mir die Coronakrise entgegengekommen: Seit dem Lockdown hatten wir keine Feuerwehrübungen mehr. Ich musste mich nur noch um das Administrative kümmern. Weil die Leute während des Lockdowns mehr zuhause waren, haben wir mit mehr Einsätzen gerechnet. Es waren aber sehr ruhige drei Monate. Der Gemeinderat hat sich zwar zu seinen Sitzungen getroffen, jedoch fanden viele regionale und kantonale Meetings über Videokonferenzen statt. So sind sich die beiden Ämter in dieser Zeit nicht in die Quere gekommen.

 

 

 

Wieso sind Sie in der Feuerwehr?

 

Gerny: Es ist ein Dienst für die Bevölkerung. Etwas Sinnvolles. Und ein Ausgleich zum Beruf. Die Feuerwehr macht Spass. Sonst macht man ein Hobby gar nicht.

 

 

 

Burger: Wir sind beide in Neuenhof aufgewachsen. Die Gemeinde hat uns viel geboten. So können wir etwas zurückgeben. Ausserdem habe ich Dinge gelernt, denen ich in meinem kopflastigen Beruf sonst nicht begegnet wäre: Ich kann zum Beispiel eine Motorsäge benutzen oder habe das Lastwagenbillett gemacht.

 

 

 

Was ist das Schönste, was Sie im Dienst der Neuenhofer Feuerwehr erlebt habe?

Gerny: Die glücklichen Leute, denen wir helfen konnten.

 

 

 

Burger: Die strahlenden Augen, wenn man jemanden aus einem Lift befreit. Und der Kontakt mit der Bevölkerung. Zum Beispiel an den Hauptübungen oder der Nacht der offenen Tore 2016. Da kommen Leute, die sich für unser Handwerk interessieren. Das ist schön.

 

 

 

Und das Traurigste?

Burger: Während der Geschichte mit dem Brandstifter, den wir in unseren eigenen Reihen hatten, habe ich sehr viel gelernt. Das ist mir im Kopf geblieben. Aber das Positive aus 16 Jahren überwiegt.

 

 

 

Gerny: Auch mir, als Mitglied der Feuerwehr, ist diese Zeit besonders in Erinnerung geblieben.

 

 

 

Herr Gerny, ab morgen kommandieren Sie die Neuenhofer Feuerwehr. Wie ist es dazu gekommen?

Gerny: Man hat mich gefragt (lacht).

 

 

 

 

Burger: Zusammen mit dem Vizekommandanten und Gemeinderätin Petra Kuster, die für die Feuerwehr verantwortlich ist, habe ich die Offiziere analysiert. So hat sich Marcel Gerny als Kandidat herauskristallisiert.

 

 

 

Wie viel Arbeit erwartet den neuen Kommandanten?

Burger: Es sind etwa 60 bis 70 Übungen pro Jahr. Der administrative Aufwand umfasst ein Arbeitspensum von etwa 10 bis 20 Prozent. Die Feuerwehr Neuenhof ist mit seinen 85 Mitgliedern ein KMU. Als Kommandant führt man eigentlich eine kleine Firma.

 

 

 

Gerny: Das geht nur mit einem flexiblen Arbeitgeber. Man muss sich die Übernahme dieses Amts gut überlegen und mit dem Arbeitgeber absprechen.

 

 

 

Burger: Der Arbeitgeber profitiert aber auch von der Tätigkeit in der Feuerwehr. Und umgekehrt. Man lernt zum Beispiel, zu kommunizieren. Auch die Familie ist von diesem Hobby tangiert: Es kommt vor, dass man an Weihnachten den gefüllten Teller stehen lassen muss. Oder an Silvester, kurz vor Mitternacht, die vollen Gläser. Das private Umfeld muss Verständnis für die Tätigkeit als Kommandant haben, sonst kann man das Amt nicht ausführen.

 

 

 

Welche Qualifikationen braucht es für das Amt als Feuerwehrkommandant?

Burger: Man muss mit dem Feuerwehrhandwerk vertraut sein und die entsprechenden Ausbildungen absolviert haben. Dann braucht es ein sicheres Auftreten, Durchsetzungsvermögen und den Rückhalt der Mannschaft. Zudem sollte man gut kommunizieren können, sowohl mündlich als auch schriftlich.

 

 

 

Haben Sie diese Voraussetzungen, Herr Gerny?

Gerny: Ja, sonst hätte man mich nicht gefragt (lacht).

 

 

 

 

Welche Tipps können Sie Ihrem Nachfolger geben, Herr Burger?

Burger: Er soll das machen, was er auch als Offizier schon gemacht hat. Deswegen haben wir ihn ausgewählt.

 

 

 

Was werden Sie als neuer Kommandant als Erstes tun?

Gerny: Ich werde mir einen Überblick verschaffen. Mein Ziel ist es, unser bereits hohes Level stetig zu erhöhen und Neues dazuzulernen. Das wird auch eine Herausforderung sein.

 

 

 

Was werden Sie mit Ihrer frei werdenden Zeit anstellen, Herr Burger?

Burger: Mein neues Amt als Neuenhofer Gemeinderat umfasst auch etwa 10 bis 20 Prozent. Ich werde also nicht mehr Freizeit haben als vorher.

 

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