«Technologie übernimmt Steuer»

Drei selbstfahrende Fahrzeuge sind im Zürcher Furttal unterwegs. Das Projekt «iamo» sieht vor, dass das automatisierte Fahren mit dem öffentlichen Verkehr verbunden werden kann.
Wahrlich grosser Bahnhof herrschte am letzten Donnerstagmorgen im Dorf Otelfingen. Vor dem Gemeindehaus war der elektrische Nissan Ariya parkiert, womit später Testfahrten durchgeführt wurden. Mit an Bord: die Zürcher Regierungsrätin Carmen Walker Späh und Stephan Attiger, Aargauer Regierungsrat. In ihren Voten zuvor hatten sie die Bedeutung und die Möglichkeiten des Projekts «iamo – intelligente automatisierte Mobilität» gelobt.
Das Swiss Transit Lab (STL), eine Non-Profit-Organisation, testet mit den Kantonen Aargau und Zürich und den SBB, wie selbstfahrende Fahrzeuge den öffentlichen Verkehr weiterentwickeln können. Kürzlich hatte das Bundesamt für Strassen (Astra) die Bewilligung zum automatisierten Fahren im Furttal erteilt. Vorerst noch mit Sicherheitspersonen an Bord und ohne Fahrgäste werden damit die Fahrzeuge erstmals selbstfahrend im Strassenverkehr eingesetzt. Voraussichtlich im ersten Halbjahr 2026 soll die Bevölkerung das Angebot nutzen können.
Strecke von 110 Kilometern
Getestet wird auf einer Strecke von 110 Kilometern mit rund 460 festgelegten Haltepunkten. Ziel sei es, fundierte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie automatisierte Angebote als Zubringer zur Bahn und zur Verbesserung der lokalen Mobilität funktionieren können, heisst es in der Medienmitteilung. Nicolas Germanier, Leiter Regionalverkehr der SBB, erklärte: «Die Schweiz braucht eine kundenfreundliche Gesamtmobilität. Unser Ziel: innert 15 Minuten an einem Bahnhof zu sein. Regierungsrat Stephan Attiger meinte: «Es ist für uns eine Chance. Wir haben 190 Gemeinden, enormes Wachstum und deshalb ein grosses Verkehrsaufkommen. Wir wollen den ÖV stärken und sind deshalb auf Neues angewiesen.» Die Zürcher Regierungsrätin Carmen Walker Späh gab ihren Stolz zu: «Es ist doch unglaublich, was wir heute erleben. Die Technologie übernimmt das Steuer. Es ist eine erprobte Technologie und wir wollen einen Mehrwert für die Bevölkerung schaffen.» Das Furttal sei eine ideale Region. Man beginne in der Agglomeration, um das Potenzial für autonomes Fahren als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr zu testen.
Testphase ohne Sicherheitsfahrer
Während der mehrwöchigen Trainingsphase gehe es darum, die internationale Fahrerfahrung gezielt auf die Schweiz-spezifischen Verkehrssituationen in der Pilotregion Furttal zu übertragen. Getestet wird zu unterschiedlichen Tageszeiten. In der darauffolgenden Testphase werden die Fahrzeuge ohne Sicherheitsfahrerin oder Sicherheitsfahrer unterwegs sein – allerdings wird Fachpersonal die Fahrzeuge von der zentralen Leitstelle bei Eurobus überwachen. Zuvor muss allerdings das Astra den Betrieb mit dem Sicherheitsfahrer zur Fernüberwachung bewilligen.
Ist die Testphase erfolgreich, so soll die Bevölkerung das Angebot voraussichtlich im Lauf des ersten Halbjahres 2026 nutzen können. Dieses wird über eine App buchbar sein. Geplant ist auch, dass die Pilotflotte später mit automatisierten Kleinbussen ergänzt wird.


