Kirchen fusionieren nun doch nicht
Die Reformierte Kirchgemeinde Wettingen-Neuenhof will doch nicht mit Spreitenbach-Killwangen fusionieren.
Der Vertrag für die Fusion der Reformierten Kirchgemeinden Wettingen-Neuenhof und Spreitenbach-Killwangen war geschrieben und von der Landeskirche abgesegnet. Auch die Kirchenmitglieder beider Kirchgemeinden äusserten sich bei der Diskussionsveranstaltung im Juli positiv zum Zusammenschluss. Die Fusion schien unter Dach und Fach, die Abstimmung am 2. Dezember reine Formsache. Dazu wird es nun aber nicht kommen.
In einer Mitteilung informierten die beiden Kirchgemeinden, dass die Fusion gestoppt ist. Die Kirchenpflege Wettingen-Neuenhof hat sie sistiert. Die Verantwortlichen begründen dies mit den nicht besetzten Pfarrstellen und dem anstehenden Umzug in das neue Kirchgemeindehaus. Die bestehende Zusammenarbeit wie der monatliche Kanzeltausch wollen sie hingegen weiterführen. Weder der Umzug noch die Pensionierung des Wettinger Pfarrers Stefan Burkhard kamen allerdings unerwartet – hätte man das nicht von Anfang an berücksichtigen müssen? «Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so schwierig ist, die Pfarrstelle zu besetzen», antwortet Margrit Wahrstätter, Präsidentin der Kirchenpflege Wettingen-Neuenhof. Seit fünf Wochen sei die Stelle ausgeschrieben und keine einzige Bewerbung sei eingegangen. «Auch wenn wir die Sistierung bedauern und damit einige enttäuschen, wollen wir jetzt trotzdem zuerst für uns schauen und uns nicht noch mehr Aufgaben aufbürden.»
Zwei Pfarrstellen ausgeschrieben
Die Fusion hätte nämlich bedeutet, dass gleich zwei Pfarrstellen besetzt werden müssen. In Spreitenbach-Killwangen ist seit dem Weggang von Pfarrer Stefan Siegrist seit vergangenem Frühjahr ebenfalls eine Stelle offen. «Wir hatten Bewerbungen, es hat jedoch bisher nicht gepasst und wir suchen weiter», sagt Martin Bihr, Kurator der Kirchgemeinde Spreitenbach-Killwangen. Er zeigt sich enttäuscht über die Sistierung: «Damit haben wir nicht gerechnet. Aus unserer Sicht war es keine Rettungsaktion für unsere Kirchgemeinde, sondern eine ebenbürtige Partnerschaft zwischen ihnen und uns. Wir hätten das miteinander gestemmt.»
Ob die Sistierung für die Pfarrersuche ein Vorteil oder Nachteil ist, hänge von der Person ab. «Es gibt Pfarrpersonen, die gerne in einer grösseren Gemeinde tätig sind, andere schreckt ein anstehender Fusionsprozess eher ab, weil sie dabei involviert wären.»
Keine endgültige Entscheidung
Anstatt über die Fusion abzustimmen, wird nun am 2. Dezember über die Sistierung informiert. «Sie ist keine endgültige Entscheidung. Wir verstehen die Sistierung als Marschhalt, wir wollen, dass es weitergeht, aber nicht jetzt», sagt Margrit Wahrstätter.
Bihr will im Februar eine ausserordentliche freie Versammlung einberufen, um von den Mitgliedern zu erfahren, wie sie sich die weitere Zusammenarbeit vorstellen und wie sie einer späteren Fusion gegenüberstehen. Weil der Zusammenschluss nun auf die neue Legislaturperiode hin nicht zustande kommt, wird sich der Kurator darum kümmern müssen, per 1. Januar 2027 Mitglieder für die neu zu bildende Kirchgenpflege zu finden. Im Frühjahr waren alle Mitglieder zurückgetreten.
Immobilien sind sanierungsbedürftig
Beschäftigt sind beide Kirchgemeinden auch mit ihren Immobilien. Wie bei so vielen Kirchgemeinden sind mehr Räumlichkeiten vorhanden, als benötig werden. Dies ist dem Mitgliederschwund zuzuschreiben und dem Umstand, dass die Pfarrperson nicht mehr zwingend im Pfarrhaus wohnen will. Weil viele Liegenschaften in die Jahre gekommen sind, besteht Sanierungsbedarf, was das eh schon knappe Budget belastet.
Aus diesem Grund entschieden die Wettinger und die Neuenhofer Reformierten, das Sigristenhaus und eine Garage rückzubauen und dort ein neues, kleineres Gemeindehaus zu erstellen. Sie finanzieren das mit dem Verkauf des Kirchgemeindehauses und des Pfarrhauses an der Erlenstrasse inklusive Land an die Einwohnergemeinde. Sie will dort Schulraum errichten.
So weit sind die Spreitenbacher und die Killwangener Reformierten noch nicht. Mit dem Kirchenzentrum Hasel an der Poststrasse und der Dorfkirche an der Chilegasse besitzen sie zwei Standorte, beide sind zu wenig ausgelastet. Die Kreuzkirche ist zudem sanierungsbedürftig. Weil das Geld für die Renovation fehlt, stellte die damalige Kirchenpflege den Verkauf des Kirchenzentrums Hasel zur Diskussion, was zuerst für heftige Kritik sorgte. Mittlerweile wurde entschieden, dass das Pfarrhaus und die Kirche Dorf künftig als Betriebsstandort genutzt und auf die mehr als drei Millionen Franken teure Sanierung des Kirchenzentrums Hasel verzichtet wird. Mit dem Verkauf wird noch gewartet, bis die Nutzungsrevision der politischen Gemeinde abgeschlossen ist. «Wann das ist, wissen wir nicht», so Bihr. Es wurde ein Kredit von 15000 Franken gesprochen, um Ideen für Raumentwicklungsprojekte im Dorf zu entwickeln. Seit Oktober liegen zwei Machbarkeitsstudien zu Projekten in der Kirche Dorf und dem Pfarrhaus Dorf vor, die Variante zum Pfarrhaus Dorf wurde bevorzugt. Es ist vorgesehen, das Pfarrhaus zu sanieren, darin zwei Wohnungen zu erstellen und den kleinen Saal zu vergrössern. Für die Projektierung wird mit Kosten von 135000 Franken gerechnet, über diesen Kreditantrag wird am 2. Dezember abgestimmt. Die Idee, bei der Dorfkirche einen multifunktionellen Raum zu erstellen, wurde aus Kostengründen zurückgestellt. «Sollten wir aus dem Verkauf der Kreuzkirche später einen grossen Gewinn erzielen, können wir die Umnutzung zu einem späteren Zeitpunkt ins Auge fassen», so Bihr.






