«DAS LETZTE WORT»

Von Irene Hung, Redaktorin

Der November ist nicht nur der Monat der Räbeliechtliumzüge, sondern auch der Gemeindeversammlungen. Dort debattieren und diskutieren die Stimmberechtigten über das Budget für das kommende Jahr, aber auch über Gemeindespezifisches wie Umbauarbeiten am «Meierbädli» in Killwangen oder die Besoldung der Behördenmitglieder in Neuenhof. Dabei fällt auf: Die Stimmberechtigten, die sich bei Wind und Wetter abends in die Turnhalle aufmachen mit dem Stimmrechtsausweis unter dem Arm, sind sehr gut vorbereitet. Die Lust an der Debatte scheint im Trend zu sein. Und dabei werden nicht nur Verständnisfragen gestellt – nein, der jeweilige Gemeinderat wird schon mal mit Aussagen eingedeckt, wenn eine Antwort nicht so ausfällt, wie man es erwartet. So gehört in Neuenhof: Auf den Hinweis, dass das «Generationenkafi» nur mässigen Erfolg hatte, stellte Margrit Pfister den Antrag, einen separaten Treffpunkt für die Generation Ü-60 im ehemaligen Sprachheilkindergarten zu realisieren. Schliesslich könnten sich nicht alle älteren Leute täglich den Kaffee für 4.50 Franken im Restaurant leisten. Zudem wäre dies ein Mittel, um der Vereinsamung der alten Leute vorzubeugen. Ihr Antrag wurde mit 69 Nein- zu 19 Ja-Stimmen abgelehnt.

So eine Gemeindeversammlung ist auch eine Lehrstunde im Dickicht verschiedener Antragsmöglichkeiten. An meinem Wohnort Hausen wurden sage und schreibe vier Rückweisungsanträge gestellt – es ging um Tempo 30 auf der Hauptstrasse –, ehe über das eigentliche Thema abgestimmt werden konnte. Die verschiedenen Anträge wurden einander gegenübergestellt und der jeweilige Sieger kam eine Runde weiter. Bis nur noch ein Antrag übrig war. Da soll noch einer oder eine sagen, eine Gemeindeversammlung sei langweilig.

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