«Läuft es auf die Bürgerwehr hinaus?»

Pro Spreitenbach diskutierte die Sicherheitsfrage der Gemeinde.

Repol-Chef Oliver Bär informiert über die Aufgaben der Polizei. Ian Stewart

Repol-Chef Oliver Bär informiert über die Aufgaben der Polizei. Ian Stewart

Die Gäste mit Verwaltungsleiter Patrick Geissmann (v.l.), Gemeindepräsident Markus Mötteli,     Gemeindeschreiberin Tanja Peric hören zu.is

Die Gäste mit Verwaltungsleiter Patrick Geissmann (v.l.), Gemeindepräsident Markus Mötteli, Gemeindeschreiberin Tanja Peric hören zu.is

«Rufen Sie 117 an», forderte Hauptmann Oliver Bär, Chef der Regionalpolizei (Repol) Wettingen-Limmattal, auf. Er war Gastreferent bei Pro Spreitenbach. Zudem stellten sich die neue Gemeindeschreiberin Tanja Peric und der neue Verwaltungsleiter Patrick Geissmann kurz vor. Gegen 50 Personen waren zum monatlichen Anlass ins Restaurant Sternen Spreitenbach gekommen. Den Anlass hatte Präsident Peter Wurzer unter das Motto «Die Polizei, dein Freund und Helfer» gestellt. Als Einstieg in das Gespräch wählte Wurzer Fragen zu den Anforderungen an die Repol Wettingen-Limmattal, deren Zuständigkeit und dem Unterschied zur Kantonspolizei. «Grundsätzlich haben wir alle den gleichen Grundauftrag, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit», sagte Bär. Im kantonalen «Dekret über die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit» (Fassung vom 1.1.2016), umgangssprachlich Polizeidekret genannt, sind die Aufgaben der 15 Aargauer Regionalpolizeien geregelt. In ihre Zuständigkeit fallen sicherheitspolizeiliche Aufgaben für die lokale Sicherheit, verkehrspolizeiliche Aufgaben und verwaltungspolizeiliche Aufgaben.

Zusätzliche Leute im Einsatz

Aus aktuellem Anlass, Halloween war am Vorabend, wollte eine Frau wissen, wie sich die Repol auf diesen Tag vorbereitet habe. «Wir haben frühzeitig mit den Gemeinden und Jugendarbeitern Kontakt aufgenommen», sagt Bär. Auch die Erfahrungen vergangener Jahre flossen in die Vorbereitung ein. Schwerpunkte waren dabei Neuenhof und Spreitenbach. «Wir hatten zusätzliche Leute im Einsatz.» Trotzdem kam es zu Gewaltakten, unter anderem durch Gruppierungen von bis zu 50 Jugendlichen: «Eine Patrouille wurde von Jugendlichen mit Feuerwerk angegriffen, ein Auto der Kantonspolizei beschädigt und ein Auto wurde vermutlich durch Feuerwerk in Brand gesetzt, sodass die Feuerwehr ausrücken musste.» Eine Frau, die das mit ihren beiden Kindern erlebte, stellte die Frage: «Läuft das auf eine Bürgerwehr hinaus?» Bär warnte vor Selbstjustiz, forderte die Leute jedoch auf, aufmerksam zu sein: «Wenn Sie etwas beobachten, merken Sie sich auffällige Signalemente, Autonummern und Fluchtrichtung und melden Sie es der Polizei.» So können Anwohner die Polizei unterstützen. Für Bär sind solche Ereignisse auch eine Folge der Erziehung in der Familie: «Diese kann die Polizei nicht lösen.» Die Erfahrungen aus diesem Jahr werden in die Vorbereitungen für Halloween 2024 einfliessen. Ein Mann schlug vor, Halloween zu verbieten, und verwies auf den Kanton Zürich. Dort wurde vor Jahren der Schulsilvester verboten, weil es zu Gewaltakten gekommen war.

Zu wenige Aspiranten ausgebildet

Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass der Personalmangel massgebend für die Aktivitäten der Polizei ist. Früher habe die Repol Wettingen-Limmattal zu wenig Aspiranten ausgebildet, sagte Bär zu einer Ursache. Das werde nun korrigiert. Eine weitere Ursache seien die Löhne: «Innerhalb der Aargauer Regionalpolizeien gibt es Lohnunterschiede von 800 bis 1000 Franken pro Monat.» Bei der Repol Wet­tingen-Limmattal komme erschwerend die Nähe zum Kanton Zürich hinzu, wo normalerweise höhere Löhne bezahlt werden und ebenfalls viele Polizisten gesucht werden. «Sowohl bei der Stadt- als auch der Kantonspolizei Zürich gibt es sehr viele offene Stellen. Ein Wechsel über die Kantonsgrenze kann auch wegen grösserer Entwicklungsmöglichkeiten attraktiv sein», so Bär.

Problem mit Elektrofahrzeugen

Aus der Versammlung wurde weiter das Problem der Elektrofahrzeuge angesprochen. Ein Mann kritisierte dabei, dass die Postfachanlage beim Shoppi fast nicht zu erreichen ist: «Sie hat sich zum Töfflitreff entwickelt.» Wenn er durchgehen wolle, heisse es von den Jugendlichen oft: «Was willst du hier?» Er habe sogar erlebt, dass vorbeigehende Polizisten nichts unternommen haben. Die Polizei sollte hier für mehr Ordnung sorgen, fordert er. Bär empfahl, Polizisten vor Ort anzusprechen und auf die Problematik hinzuweisen: «Das dürfen Sie gerne, denn Polizist sein heisst nicht, alles zu wissen. Das Gespräch mit den Bürgern ist für erfolgreiche lokale Polizeiarbeit wichtig.» Dies gelte auch bei der Behinderung durch Elterntaxis. Im Bereich der Schulanlagen «Haufländli» und «Seefeld» sind sie ein spezielles Problem. Teilweise blieben die Mütter mit ihren Fahrzeugen im Kreisel stehen, wie selbst der Schulhauswart mitteilte. Der dadurch verursachte Verkehr belastet auch Quartierstrassen, die eigentlich verkehrsberuhigt sein sollten. Durch die Elterntaxis werde der Verkehr behindert und Fussgänger, darunter vor allem andere Kinder, gefährdet.

Die Polizei würde gerne mehr Straftaten verhindern. Leider sei es – auch aus Kapazitätsgründen –nicht möglich, immer am richtigen Ort zu sein. Bär rät deshalb: «Wenn Sie etwas Verdächtiges feststellen, so rufen Sie 117 an, dann kommt die nächste freie Patrouille vor Ort, egal ob Regional- oder Kantonspolizei.»

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