Längere Limmattalbahn findet Zustimmung, Sperrung der Hochbrücke in Baden nicht

Die sechs wichtigsten Antworten zum aktuellen Stand der Limmattalbahn und der «Oase».

Die Limmattalbahn wird nach Baden verlängert. Das scheint unbestritten. Die Frage ist jedoch, ob in Zukunft nur sie die Hochbrücke benutzen wird oder ob auch noch andere Verkehrsmittel, wie Autos oder Velos, gestattet sind.   Visualisierung: zVg
Die Limmattalbahn wird nach Baden verlängert. Das scheint unbestritten. Die Frage ist jedoch, ob in Zukunft nur sie die Hochbrücke benutzen wird oder ob auch noch andere Verkehrsmittel, wie Autos oder Velos, gestattet sind. Visualisierung: zVg

Worüber haben Regierungsrat Stefan Attiger und Carlo Degelo, Leiter der Abteilung Verkehr, an der Medienkonferenz vom Freitag informiert?

Über den Zwischenstand der Limmattalbahn und der zukünftigen Verkehrsführung im Ostaargau («Oase»). Von Oktober bis Januar konnte sich die Bevölkerung in zwei öffentlichen Anhörungen zu diesen beiden Themen äussern. Dabei sind 150 Stellungnahmen zur Limmattalbahn und 1300 zur «Oase» eingegangen (die Limmatwelle berichtete). Wichtig: Die Bahn und die «Oase» sind zwei verschiedene Verkehrsprojekte. Sie sind jedoch eng miteinander verbunden. Deshalb treibt der Kanton die Projekte parallel voran. Mittlerweile hat der Kanton die meisten Stellungnahmen ausgewertet. Nun ist auch der Inhalt bekannt.

Was heisst das konkret für die Limmattalbahn?

Der Grossteil der Briefe zur Limmattalbahn sei positiv, sagte Degelo. Die Limmattalbahn ist eine neue Tramlinie, keine S-Bahn, von Zürich Altstetten nach Killwangen-Spreitenbach. Derzeit laufen die Arbeiten an der zweiten Etappe von Schlieren nach Killwangen. 2022 soll sie fertig sein. Geplant ist zudem, die Bahn bis Baden weiterzuführen. Auf dieser neun Kilometer langen Strecke soll es 18 Haltestellen geben. Eine davon wird im Tägerhard in Wettingen sein: Dort soll eine SBB-Haltestelle die Limmattalbahn, den Bus und die S-Bahn miteinander verknüpfen. «Wir sind sehr an diesem Umsteigeknoten interessiert. Das Gebiet Tägerhard ist ein grosses Entwicklungsgebiet und extrem zentral», sagte Roland Kuster, Gemeindeammann von Wettingen und Präsident von Baden Regio, nach der Medienkonferenz. Nicht alle sind jedoch mit der Linienführung zufrieden: 700 Menschen aus Neuenhof und Wettingen stören sich, dass die Bahn durch die Zentren fahren wird und so dem Ortsbild schaden werde. Sie haben eine Sammeleingabe zur Limmattalbahn gemacht. Sie möchten lieber den Ausbau des Busnetzes. Zudem kam aus Wettingen der Antrag, eine alternative Linienführung im Gebiet Wettingen Ost zu suchen. Dies, weil durch die Linienführung, die der Kanton derzeit vorschlägt, zu viel Landwirtschaftsfläche tangiert werde. Die Gemeinden und Regionalplanungsverbände seinen geschlossen für die Bahn, heisst es vonseiten des Kantons. Auch die meisten Kantons- und Ortsparteien. 

Wie geht es nun weiter mit der Limmattalbahn?

Bis ein Projekt im Richtplan festgesetzt werden kann, muss es verschiedene Stufen durchlaufen (siehe auch Box unten). Die Limmattalbahn befindet sich derzeit auf Stufe «Vororientierung». Damit das Projekt weitergehen kann, also die nächste Stufe, das «Zwischenergebnis», erreichen kann, bedurfte es der eingangs erwähnten öffentlichen Anhörung. Der Regierungsrat hat am 10. Juni über die Projekte beraten und seine Botschaft dem Grossen Rat übergeben. Der Ball liegt jetzt bei ihm. Voraussichtlich wird er nach den Sommerferien Stellung beziehen. Dann kann das Projekt die Stufe «Zwischenergebnis» erreichen. Solange die Abklärungen zur alternativen Routenführung in Wettingen und zur Hochbrücke in Baden laufen, bleibt es auf dieser Stufe.

Welche Informationen hat der Regierungsrat zur «Oase» bekannt gegeben?

Das regionale Gesamtverkehrskonzept Ostaargau, kurz «Oase», ist in die Gebiete Brugg-Windisch, unteres Aaretal und Baden-Wettingen eingeteilt. Für den Raum Baden-Wettingen sieht es eine Zentrumsentlastung mit einem neuen Strassentunnel durch den Martinsberg und eine Umnutzung der Hochbrücke in Baden vor. Sie soll zukünftig nur noch für die Limmattalbahn offen sein. Für den motorisierten Verkehr soll es eine neue Brücke über die Limmat geben. Dagegen gibt es grössere Vorbehalte: Man wolle das Naherholungsgebiet an der Limmat nicht mit einer zusätzlichen Brücke belasten, sagte Kuster an der Pressekonferenz. «Wir sind der Meinung, es gäbe die Möglichkeit, die Brücke im Mischverkehr zu nutzen.» Und dafür auf den Bau einer neuen
Brücke zu verzichten. Regierungsrat und Verkehrsdirektor Stefan Attinger meinte daraufhin, man werde prüfen, ob ein Mischverkehr auf der Hochbrücke möglich sei. 

Wie geht es nun weiter mit der «Oase» im Raum Baden-Wettingen?

Die «Oase» befindet sich seit 2017 bereits auf der Stufe «Zwischenergebnis». Die Teilprojekte in Brugg-Windisch und im unteren Aaretal sollen noch heuer die nächste Stufe, die Festsetzung im Richtplan, erreichen. Das geschieht durch die Absegnung durch den Grossen Rat. Weil aber im Raum Baden noch keine Lösung für den Verkehr über die Hochbrücke und den Mehrverkehr im Raum Siggenthal vorhanden ist, bleibt das Projekt im Raum Baden auf der gleichen Stufe wie bisher. Nächstes Jahr soll die Entlastung für Baden-Wettingen in Richtung Festsetzung weiterentwickelt werden. 

Was ist noch unklar?

Die Medienkonferenz hat Licht ins Dunkel gebracht. Noch gibt es einige offene Punkte: Wie viel wird die «Oase» kosten? Wann beginnen die Bauarbeiten für die Weiterführung der Limmattalbahn? Wie stark entlastet die «Oase» Baden wirklich? Zu diesen Fragen gibt es noch keine Antworten.

 

Das ist der kantonale Richtplan

Der kantonale Richtplan ist das zentrale Planungsinstrument des Kantons. Er koordiniert etwa die Entwicklung von Siedlung, Verkehr und Infrastruktur. Er zeigt für einen Zeitraum von 20 bis 25 Jahren auf, welche raumplanerischen Ziele und Massnahmen der Kanton treffen soll. Der Richtplan ist in drei Phasen eingeteilt:  
Vororientierungen sind Vorhaben, die sich noch nicht exakt umschreiben lassen. Sie können jedoch Auswirkungen auf die Bodennutzung haben.
Zwischenergebnisse sind Vorhaben, die noch nicht abgestimmt sind. Für sie lassen sich jedoch klare Aussagen zu den weiteren Abstimmungsschritten machen. 
Festsetzungen sind Vorhaben, die mit Blick auf die wesentlichen räumlichen Auswirkungen bereits abgestimmt sind. 

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