«Es ist die Nähe zu den Menschen»

Christian Thomann ist 41. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Mehr als drei Viertel seines Lebens hat er in Killwangen verbracht. Sieben Jahre lebten seine Frau und er woanders – in der Nachbargemeinde Neuenhof. Ein Gespräch übers Zuhausesein.

Christian Thomann freut sich über seine Umgebung und darüber, wie er mitten in Killwangen leben kann. Graziella Jämsä
Christian Thomann freut sich über seine Umgebung und darüber, wie er mitten in Killwangen leben kann. Graziella Jämsä

«Als ich klein war, standen hier lange nicht so viele Häuser», sagt Christian Thomann und weist hinter sich Richtung Buechbühl. «Im Winter konnten wir vom Berg herunter bis fast zur Haustür schlitteln.» Auch sonst hat er als Kind die Naturnähe in Killwangen genossen. «Der Wald war mein Spielplatz», erinnert er sich mit einem Schmunzeln. 1979 haben seine Eltern das Haus an der Rebäckerstrasse gebaut. Damals hatte die Gemeinde etwa halb so viele Einwohner wie heute. Sein Bruder und er besuchten den Kindergarten und die Primarschule im Ort.

Der Wechsel in die Oberstufe wird zur Zäsur. «Weg aus Killwangen nach Spreitenbach, welches damals einen zweifelhaften Ruf hatte.» Er habe mit Drogendealern und Schlägereien gerechnet. «So krass ist es selbstverständlich nie gewesen. Doch die Menge an Menschen war eine Herausforderung.» Er schliesst die Oberstufe ab, macht eine Ausbildung als Elektroinstallateur und lernt seine spätere Frau kennen. Die beiden ziehen nach Neuenhof. «Aber unser Leben ist in Killwangen geblieben. Familie, Freunde, Hobbys.» Als sie mit ihrer ersten Tochter beim Chlausumzug sind, wird dem Paar so richtig bewusst, dass sie sich nie in Neuenhof integriert haben.

Zurück nach Killwangen

Christian Thomann zieht mit seiner Familie ins Haus seiner Kindheit. Vor Kurzem hat er sich selbstständig gemacht. «Ich habe schon während der Lehre Erfahrung im Ladenbau gesammelt und fand das immer spannend. Später kam Beleuchtungstechnik dazu. Mit meiner Firma Lux Solutions bediene ich genau diese Nische.» Man spürt, der Familienvater fühlt sich wohl, scheint angekommen. War Reisen für ihn nie ein Thema? Er lacht, bevor er antwortet: «Reisen nicht unbedingt. Aber ich bin ein Naturmensch. Ich hätte mir vorstellen können, nach Schweden oder Kanada auszuwandern, um dort als Selbstversorger auf einem Bauernhof zu leben.»

In der Realität seien andere Lösungen sinnvoller gewesen. «Die Nähe zur Familie gab meiner Frau und mir die Freiheit für unsere Berufstätigkeit.» Wiesen und Wald gebe es nach wie vor in Killwangen. Ausserdem seien er und die ganze Familie mittlerweile durch engagierte Vereinstätigkeit mit den Nachbargemeinden verbunden. «Unser Nachwuchs ist von klein auf in die Pfadi gegangen, meine Frau managt die Bekleidungsstelle derselben und ich bin Präsident des Pfadiheimvereins Spreitenbach.» Zwei Kinder seien im Unihockey Spreitenbach, zwei im Geräteturnen des STV Neuenhof. «Daraus sind neue Kontakte und Freundschaften entstanden. Der Übertritt an die Oberstufe in Spreitenbach war für unsere Grosse so mit weniger Vorurteilen behaftet.» Man müsse sich halt etwas einfallen lassen. «Das gilt für das Miteinander der Menschen wie für die Zeit in der Natur. Zelten kann man auch in der Nähe.» Und die gute Nachbarschaft erleichtere die Tierhaltung. «Wir haben sogar gemeinsam Hühner.»

Was würde er seinen Kindern zum Thema Reisen sagen? «Sie sollen rausgehen und die Welt erkunden. Sie sollen sich alles ansehen, was sie interessiert.» Aber steht das nicht im Widerspruch zu dem, was er ihnen vorgelebt hat? Christian Thomann gibt zu: «Das kann man so sehen. Aber im Grunde geht es doch nicht um zurückgelegte Distanzen.» Er wählt seine Worte mit Bedacht. «Die Frage, die sich jeder stellen sollte, lautet: ‹Wie will ich leben?›» Manchmal helfen Reisen auf der Suche nach der passenden Erkenntnis. «In meinem Fall war das nicht nötig. Ich schätze die Nähe zu den Menschen, die mir wichtig sind. Ich freue mich über meine Umgebung und darüber, wie ich hier mitten in Killwangen leben kann.»

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