Spielgruppe zieht ins Altersheim

Knapp ein Jahr nach der Eröffnung der Würenloser Generationenspielgruppe im Tägerhardwald kann Anja Dillinger ihre Idee nun auch im Senevita Lindenbaum in Spreitenbach verwirklichen.

Spannen zusammen: Pflegedienstleiterin Tanja Cugovcan (links) unterstützt die Generationenspielgruppe von Anja Dillinger. Sibylle Egloff
Spannen zusammen: Pflegedienstleiterin Tanja Cugovcan (links) unterstützt die Generationenspielgruppe von Anja Dillinger. Sibylle Egloff

«Es ist wie ein Sechser im Lotto», sagt Anja Dillinger. Die 36-jährige Würenloserin sitzt im sechsten Stock in einem Besprechungszimmer des Altersheims Senevita Lindenbaum in Spreitenbach. Der Raum mit Küche wird bald das neue Zuhause von Dillingers Generationenspielgruppe sein. Bisher betreibt sie das Angebot im Würenloser Wald bei der Huba Control. Im August kommt der Standort im Spreitenbacher Pflegezentrum direkt vis-à-vis dem Shoppi Tivoli hinzu.

Am neuen Ort kann Dillinger ihre Ursprungsidee von einer generationenübergreifenden Spielgruppe nun endlich umsetzen. «Ich habe jetzt die Möglichkeit, mein Konzept so durchzuführen, wie ich es ursprünglich geplant hatte. Die Generationenspielgruppe gehört in ein Altersheim», sagt Dillinger. Der Wald in Würenlos und zwischenzeitlich die Räume der reformierten Kirche Würenlos seien in der Coronapandemie Ausweichorte gewesen, um das Projekt bereits zu starten. «Hier können Seniorinnen und Senioren kommen und gehen, wann sie Lust haben. Das ist im Wald je nach Mobilität und Krankheitsbild der Personen nicht möglich», so Dillinger.

«Kinder sind Sonnenscheine»

Erfreut ist nicht nur sie, sondern auch Tanja Cugovcan, Pflegedienstleiterin im Senevita Lindenbaum. «Geschäftsführer Philippe Widmer und ich waren begeistert von der Idee und haben sofort zugesagt, als Anja uns das Konzept vorstellte», sagt Cugovcan. Sie habe bei früheren Arbeitgebern bereits die Erfahrung gemacht, dass der Umgang mit Kindern für ältere Menschen sehr wertvoll sei. «Kinder sind für Seniorinnen und Senioren wie kleine Sonnenscheine. Sie bringen Freude, Fragen und Skepsis mit. Hemmschwellen und Berührungsängste gibt es nicht.»

Mit der Zusammenarbeit mit Dillinger will das Senevita Lindenbaum ein Zeichen setzen. «Wir möchten neue Wege gehen. Es ist uns ein Anliegen, dass unsere Bewohnerinnen und Bewohner viel Abwechslung haben. Kinder bringen genau das mit», sagt Cugovcan. Neben dem Besprechungszimmer darf Dillinger auch die geschützte und kindersichere Terrasse im sechsten Stock für die Generationenspielgruppe gratis nutzen. «Wir sind auch bereit, diese entsprechend zu gestalten und dort etwa einen Sandkasten hinzustellen», so die Pflegedienstleiterin.

Anja Dillinger hofft nun auf viele Anmeldungen, damit sie in der zweiten Augustwoche die Generationenspielgruppe im Senevita Lindenbaum eröffnen kann. Ein Spielgruppenhalbtag kostet mit Znüni 25 Franken in Spreitenbach. «Zwei Betreuerinnen kümmern sich je am Dienstag- und Donnerstagvormittag um maximal zwölf Kinder», sagt Dillinger. Sie könne es kaum erwarten, das Altersheim mit ihren Schützlingen zu beleben und die Bewohnenden zu treffen.

«Es macht mich sehr glücklich»

Die Seniorinnen Maggie Markwalder und Margrith Haller engagieren sich in der Würenloser generationenübergreifenden Waldspielgruppe. Nach fast einem Jahr im Einsatz ziehen die beiden ein positives Fazit.

«Die vier Stunden am Montag und Freitag sind die Highlights meiner Woche», sagt Maggie Markwalder aus Würenlos. Sie fühle sich um die Kinder herum wie eine Made im Speck. Die 71-Jährige spricht von der generationenübergreifenden Spielgruppe im Tägerhardwald bei der Huba Control. Seit knapp einem Jahr engagiert sie sich freiwillig für das Projekt der Würenloserin Anja Dillinger. Diese eröffnete das Angebot zusammen mit ihrem Ehemann Peter im August 2021 mit dem Ziel, Kinder und Senioren im Dorf zusammenzuführen. Genau das Richtige für Markwalder. «Es macht mich sehr glücklich. Ich liebe Kinder über alles. Leider habe ich selbst keine Enkel.»

Die Würenloserin ist naturverbunden und kennt viele Pflanzen und Vögel. «Wenn die Kleinen etwas wissen wollen, kann ich ihnen weiterhelfen. Ich nehme auch extra Bücher mit, damit ich sichergehe, dass ich alle ihre Fragen richtig beantworten kann», sagt die Seniorin und lacht. Sie habe in verschiedenen Bereichen der Pflege gearbeitet und es geliebt, anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. «Seit meiner Pensionierung vermisse ich das und die Interaktion mit den Leuten. Deshalb ist es schön, dass ich nun die Kinder zum Lachen bringen kann und sie sich auf mich freuen.» Und sie freue sich auch jedes Mal. «Jeder Tag mit den Kindern ist neu und anders. Ich spiele mit ihnen, tröste sie oder helfe beim Windelnwechseln. Und manchmal schaue ich auch nur zu, wenn sie gemeinsam spielen», sagt Markwalder.

Margrith Haller engagiert sich ebenfalls in der Generationenspielgruppe. «Ich bin gerne draussen und besuche mit meinen Enkeltöchtern den Wald bei der Huba Control. Daher hat mich Anja Dillingers Projekt angesprochen», sagt die 74-Jährige, die immer montags in der Waldspielgruppe mithilft. Ihr gefalle es, sich mit Kindern zu beschäftigen und mit ihnen zu spielen. «Es ist toll, wie vertraut die Kinder mit uns Seniorinnen umgehen. Sie schätzen es, wenn jemand Zeit für sie hat, Geduld mitbringt und nicht alles so schnell gehen muss», sagt Haller, die früher mit ihrem Mann eine Zahnarztpraxis in Würenlos führte.

Mittlerweile werde sie von den Kindern im Dorf beim Einkaufen angesprochen. « Das sind so herzige Begegnungen», sagt die Seniorin. Sie findet es schade, dass sich das Angebot nicht mehr herumgesprochen hat und sich nicht mehr Seniorinnen und Senioren zur Verfügung stellen. «Wenn ich davon berichte, finden es alle eine super Idee. Doch selbst mitmachen will dann leider doch niemand.» Solange es genug Kinder habe, um die man sich am Montag kümmern könne, werde sie sich weiterhin engagieren. «Ich schenke ihnen gerne meine Zeit. Es kommt so viel zurück.»(sib)

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