Kein Grund zum Aufgeben

Er war der dienstälteste Gemeinderat und hat in seiner Amtszeit einige Turbulenzen erlebt: Nun hat Jürg Lienberger (parteilos) sein Amt weitergegeben.

Jürg Lienberger war von 2007 bis 2021 Gemeinderat in Killwangen (Bild: Melanie Bär/Archiv)
Jürg Lienberger war von 2007 bis 2021 Gemeinderat in Killwangen (Bild: Melanie Bär/Archiv)

Der Rücktritt des gesamten Gemeinderats nach Konflikten um Gemeindeammann Cornelia Biasca vor elf Jahren; der Rücktritt aus der SVP im Jahr 2019, deren Ortspartei Sie im 2007 mitgegründet haben; der abgelehnte Zusammenschluss mit Spreitenbach: Was war im Nachhinein die grösste Herausforderung während Ihrer Amtszeit? Jürg Lienberger: Rückblickend gesehen waren die erwähnten Ereignisse herausfordernd bei der Lösungsfindung. Im Nachhinein muss ich eingestehen, dass der abgelehnte Zusammenschluss mit Spreitenbach, basierend auf einem Steuerfussentscheid, nicht glücklich war. Der Steuerfuss war über all die Amtsjahre eine heilige Kuh.

 

Würden Sie den Zusammenschluss im Nachhinein begrüssen? Rückblickend denke ich, dass bei der rasanten Entwicklung des Limmattales ein Zusammengehen mit unserem Nachbarn Spreitenbach von Vorteil wäre: Bevölkerungsentwicklung, Verkehr, Schulen etc.

Denken Sie, dass der Zusammenschluss irgendwann noch kommt? Das müssen die Stimmbürger von Killwangen und Spreitenbach zukünftig entscheiden.

Zurück zu Ihren Herausforderungen als Gemeinderat: Wie haben Sie diese gemeistert? In gemeinsamer Zusammenarbeit mit dem Gesamtgemeinderat haben wir immer eine Lösung gefunden. Eine Herausforderung war das Referendum gegen die Mehrwertabgabe in der BNO, welche von den Initianten des Referendum erfolgreich abgelehnt wurde.

Es gab in Killwangen sowieso mehr Referenden als in anderen Gemeinden. Ist das ein Zeichen dafür, dass der Gemeinderat einen schlechten Job macht oder wie begründen Sie diese Auffälligkeit? Da keine statistischen Zahlen bezüglich Referendumsbegehren vorliegen, kann ich nicht beurteilen, ob der Gemeinderat einen schlechteren Job im Vergleich zu den Nachbargemeinden macht. Referenden sind ein Mittel von demokratischen Prozessen, somit wäre im Umkehrschluss der Stimmbürgerschaft eine höhere Beteiligung am Gemeindegeschehen auszustellen.

Einst hatte die SVP drei, seit diesem Jahr gar keinen Vertreter mehr im Gemeinderat. Gibt Ihnen das als Partei-Mitgründer zu denken, insbesondere weil Sie selbst auch ausgetreten sind? Die Ortspartei hat ihren Job gemacht. Mein Austritt aus der SVP erfolgte aufgrund der Wahlunterstützung von Bundesanwalt Michael Lauber, der nur mit der Unterstützung der SVP Schweiz seine Wiederwahl geschafft hat. Damit hat für mich die SVP als Partei ihre Glaubwürdigkeit verloren.

Welche Projekte oder Themen bezeichnen Sie im Nachhinein als prägend für Killwangen? Der Kindergartenneubau sowie die Schulraumplanung, welche dem rasanten Bevölkerungswachstum erfolgreich Rechnung trugen.

Auch wenn nicht alles rund lief, blieben Sie 14 Jahre lang Gemeinderat. Was ist der Grund, dass Sie sich so lange für Killwangen eingesetzt haben? Eine Niederlage war für mich nie ein Grund aufzugeben, die Zusammenarbeit im Gemeinderat war stets konstruktiv und kollegial.

 

Sie kämpften in Ihrer letzten Amtszeit auch mit gesundheitlichen Problemen – geht es Ihnen mittlerweile wieder gut? Danke für die Nachfrage: ja, es geht mir mittlerweile wieder gut. Mein Stellvertreter Hanspeter Schmid hat in Zusammenarbeit mit der Verwaltung meine Absenz bestens vertreten.

Was war Ihr persönlicher Lohn, den Sie für Ihren Einsatz erhalten haben? Der Kontakt zur Bevölkerung.

Was war Ihr persönliches Highlight? Die Verleihung des Ortsbürgerrechts.

 

Was werden Sie vermissen? Die gemeinsame Zeit mit den Ratskollegen.

Was wünschen Sie der Bevölkerung von Killwangen für die Zukunft der Gemeinde und was Ihrem Nachfolger? Einen stabilen Steuerfuss und, dass sich die neuen Ratsmitglieder ins Team einfügen. Killwangen steht vor grossen Herausforderungen: Sanierung von Altliegenschaften und Bevölkerungswachstum.

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