Mythisches aus Killwangen

Schüler aus Killwangen haben ein Buch mit Sagen geschrieben und es der Gemeindebibliothek Spreitenbach übergeben.

Nach offizieller Übergabe: Lehrerin, Kinder, Bibliothekarinnen – und Buch. (Bild: rsz)
Nach offizieller Übergabe: Lehrerin, Kinder, Bibliothekarinnen – und Buch. (Bild: rsz)

Es waren einmal Schüler und Schülerinnen der dritten und vierten Klasse aus Killwangen. Lehrerin Céline Bernet nahm in ihrem Unterricht – ganz gemäss Lehrmittel «Die Sprachstarken» – mit ihren Schützlingen das Thema Sagen und Mythen durch.

Man mag sich vielleicht selber noch an die eigene Schulzeit, zum Beispiel an die Geschichte der Teufelsbrücke. Oder an jene des Egelsees bei Bergdietikon, wo einst ein böser Raubritter sein Unwesen getrieben haben soll. Nach Wehklagen eines Opfers soll ein gewaltiger Sturm über der Burg des Unholds zusammengebrochen sein. Danach soll sich an der Stelle nur noch ein schwarzer See befunden haben: der Egelsee.

Inspiriert von diesen und anderen Sagen war der Auftrag schnell klar: Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre eigene Sage schreiben. «Das Faszinierende war, dass man eine Geschichte schreiben kann, die zum Teil wahr und zum Teil erfunden ist», sagt Schüler Fabrice Schuler. So könne man auch Fantasiefiguren einbauen, zum Beispiel den Teufel oder Feen. Bei ihm komme der nordische Gott Thor vor, erzählt er. «Ich hatte von Anfang an Tausende Ideen im Kopf», sagt Fabrice. Oft würden ihm zuerst Titel einfallen, aus denen sich danach eine Geschichte ergibt. «So habe ich meine Geschichte entwickelt, bis sie vor den Ferien fertig geworden ist.» Der Titel seiner Geschichte: «Sierre, die magische Stadt». Ein anderer Titel, der ihm leider erst später eingefallen sei, war «Die Rache des Untoten», schildert Fabrice. Vielleicht werde er die Geschichte noch in der Freizeit schreiben, Schreiben mache ihm schon Freude, aber eigentlich möchte er nicht Schriftsteller werden, sondern eher Geologe, sagt der Schüler. Seine Geschichte sei mystisch geschrieben und etwas unheimlich, berichtet Lehrerin Bernet.

Trotzdem sei es einigen Schülerinnen und Schülern schwergefallen, Sagen zu schreiben, manche wurden eher zu Abenteuergeschichten. Der Transfer von der Idee zum fertigen, verständlichen Text sei gar nicht so einfach gewesen. «Die Schüler haben mir ihre Geschichten erzählt, und ich habe geantwortet, ja, jetzt musst du es nur noch so aufschreiben», sagt Bernet lächelnd.

Schreibtraining für Primarschüler

«Die Geschichte, die man im Kopf hat, ist nicht unbedingt jene, die man schreibt, deshalb mussten sie auch überarbeitet werden.» Zusammen mit der Sprachförderung und Assistenz sei es ihnen aber gelungen, eine gute Sammlung an Geschichten zusammenzustellen. «Das Schöne für die Kinder war, dass sie, innerhalb gewisser Richtlinien, einmal schreiben durften, was sie wollten», erzählt Bernet weiter. Ein Mädchen, Lidia, sagt Bernet, sei noch weiter gegangen und habe gar mit Kapiteln gearbeitet, andere Kinder wiederum hätten auch Illustrationen abgeliefert, «damit auch jene, die nicht so gut lesen können, sich die Geschichte gut vorstellen können», sagt eine Schülerin.

Doch aus dem blossen Sagenschreiben wurde mehr, als die beiden Schülerinnen Amy Zurkinden und Lorena Esposito auf sie zugekommen seien, erzählt Céline Bernet. «Wir waren dabei, die Geschichte zu schreiben, als es uns langweilig wurde», sagt Lorena. Bernet lacht. «Dann hatten wir die Idee für das Buch», sagt Amy. «Aber unsere Geschichten waren zu kurz für jeweils ein Buch, deshalb fanden wir, es wäre cool, wenn die ganze Klasse zusammen ein Buch macht», sagt Lorena. Amy: «Und, dass wir es in der Bibliothek ausstellen könnten, damit andere es lesen können.» «Zunächst war ich überfragt, ob so etwas überhaupt geht. Bei der Gemeindebibliothek Spreitenbach fand man die Idee toll und so hat das dann langsam Form angenommen», sagt Bernet. «Damit wurde dann alles viel offizieller, als das ursprünglich gedacht war.» Vor acht Tagen hatten die Schülerinnen und Schüler zusammen mit Céline Bernet die Sammlung offiziell der Bibliothek übergeben, wo sie jetzt an bester Lage darauf wartet, ausgeliehen zu werden. Als Dankeschön gab es für jeden eine Glace und eine Capri-Sonne, bevor die Klassen bei schönstem Sommerwetter wieder zurück an die Schule in Killwangen spazierten.

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