Die Treffen finden online statt

Geschlossene Jugendtreffs und abgesagte Anlässe: André Bürkler, Leiter der Fachstelle Jugendarbeit Region Baden, sagt, wie er den Kontakt zu den Jungen trotzdem pflegt.

André Bürkler leitet die Fachstelle Jugendarbeit der Region Baden. zVg
André Bürkler leitet die Fachstelle Jugendarbeit der Region Baden. zVg

Online-Turniere statt Jugendtreff vor Ort: Können Sie so den Kontakt zu den Jugendlichen aufrechterhalten? André Bürkler, Leiter Fachstelle Jugendarbeit Region Baden: Grundsätzlich ja. Allerdings erreichen wir nicht alle und der Kontakt ist anders. Am Spielturnier, das wir im Dezember unter anderem mit Teilnehmenden aus Spreitenbach und Würenlos durchgeführt haben, nahmen rund 20 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren teil. Es waren auch Jugendliche dabei, die wir sonst nicht erreicht hätten. Mit einigen anderen Jugendlichen, die sonst im Treff anwesend sind, haben wir hingegen online wenig bis keinen Kontakt. Es ist schwieriger, so mit den Jugendlichen in Kontakt zu bleiben.

Also sind die Kontakte über Online-Plattformen auch kein Ersatz für persönliche Begegnungen, die Sie beispielsweise im Jugendtreff mit ihnen hätten? Jugendliche sind sich gewohnt, sich online zu bewegen. Trotzdem können Kontakte in der virtuellen Welt die Beziehungspflege vor Ort nicht gänzlich ersetzen.

Was fehlt? Die persönliche Interaktion beim Tischfussballspiel oder zwischen Tür und Angel, wo auf natürliche Art und Weise eine gewisse Nähe entsteht. Der Kontakt ist unpersönlicher beim Chatten als vor Ort.

Was vermissen die Jugendlichen am meisten? Das ist sehr unterschiedlich. Während einige wenige schätzen, dass weniger Pflichttermine wahrgenommen werden müssen, vermissen andere viele Aktivitäten und Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung. Jugendliche brauchen einen Treffpunkt ausserhalb der Schule und des elterlichen Daheims, wo sie gemeinsam im ungezwungenen Rahmen ihre Freizeit verbringen können. Diese Möglichkeiten der Begegnung sind im Moment stark eingeschränkt. Im Winter ist das Draussensein weniger attraktiv und auch sportliche Aktivitäten sind, besonders für über 16-Jährige, nur bedingt möglich. Durch all die Einschränkungen fällt die Unbeschwertheit weg, die sonst ein Merkmal des jugendlichen Alters ist. Manche Jugendliche sagen, dass ihnen ein Teil ihrer Jugend verloren geht.

Haben Jugendliche generell mehr Mühe mit den Einschränkungen als andere Altersgruppen? Die Ermüdungserscheinungen zeigen sich bei Jugendlichen gleichermassen wie bei allen Altersgruppen. Das ist verständlich, gerade weil der zeitliche Horizont der Pandemie unklar ist. Die Schutzmassnahmen beeinträchtigen Jugendliche in ihrer Entwicklung. Das Pflegen von Freundschaften ist enorm erschwert. Sie fanden es widersprüchlich, dass sie tagsüber gemeinsam die Schule besuchen können, aber abends ihre Freizeit nicht zusammen im Jugendtreff verbringen dürfen. Ich finde es gut, dass mittlerweile auch das Thema psychische Gesundheit in den Fokus kam. Es ist wichtig, dass wir nicht nur die direkten Folgen des Virus im Blick haben, sondern auch, wie sich die Massnahmen aufs mentale Wohlergehen auswirken.

Welche Sorgen beschäftigen Jugendliche im Zusammenhang mit der Pandemie? Gemäss einer Umfrage im November 2020 unter 1500 Jugendlichen im Vorarlberg gehören Ausbildung, wirtschaftliche Folgen, Freizeit, soziale Kontakte und Gesundheit zu den meist genannten Themenfeldern. Über ein Viertel der befragten Jugendlichen hat aufgrund der Pandemie pessimistische Zukunftsvorstellungen: Insbesondere Jugendliche ab 16 Jahren, welche am Übergang zu Beruf oder einer weiteren Ausbildung stehen, sind von Unsicherheiten betroffen.

Welche Angebote macht die Jugendarbeit zurzeit? Die Jugendarbeitsstellen in der Region versuchen bestmöglich, die genannten Themen zu adressieren. Unter anderem finden Beratungen in sozialen Medien statt, Mädchentreffs werden online durchgeführt und politische Partizipation wird durch einen Anlass im virtuellen Raum möglich gemacht. Die aufsuchende Jugendarbeit, bei der die Jugendarbeitenden im öffentlichen Raum unterwegs sind und dort Jugendlichen begegnen, wurde intensiviert. Ganz allgemein ist von den Jugendarbeitenden viel Flexibilität und Innovation gefordert, um die Angebote laufend auf die geltenden Schutzmassnahmen abzustimmen. Neben den konkreten Angeboten geht es auch darum, den Jugendlichen ein Gehör zu verschaffen, für sie da zu sein und ihre Anliegen zu vertreten – damit ihre Bedürfnisse auch in dieser herausfordernden Zeit bestmöglich berücksichtigt werden.

Haben Sie den Jugendlichen, oder auch den Eltern im Umgang mit ihnen, einen Durchhaltetipp? Freundschaften und Hobbys, auch wenn vielleicht in angepassten Formen, weiterhin pflegen und in diesem Zusammenhang versuchen, die Optionen zu sehen, die noch möglich sind – und nicht umgekehrt. Zudem möchte ich sowohl Jugendliche als auch ihre Eltern dazu ermutigen, die alternativen Angebote zu nutzen und wo nötig Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Die Jugendarbeitenden in der Region Baden haben immer ein offenes Ohr für Anliegen und helfen gerne weiter.

Jugendarbeit in der Region

Wettingen, Neuenhof, Spreitenbach und Würenlos sind 4 von 13 Gemeinden, die dem Verbund Jugendarbeit Region Baden angehören. Infos zu aktuellen Angeboten, die trotz Corona stattfinden: www.jugendarbeit-spreitenba.ch, team@jugendarbeit-spreitenba.ch, www.jugendarbeit-neuenhof.ch, nathalie.jaworski@neuenhof.ch, www.jawetti.ch, info@jawetti.ch, jugendarbeit@wuerenlos.ch.

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