Sommerserie: Unbeschreiblich, dieser Gestank

Während des Lockdowns entdeckte Melanie Borter, freie Mitarbeiterin der Limmatwelle, nicht nur ihren grünen Daumen, sondern auch viele schwarze Schädlinge an den Bäumen, was schliesslich zu einem stinkenden Problem führte.

In Melanie Borters Garten wachsen unter anderem Bohnen (im Bild), Broccoli und Tomaten. Nachdem Blattläuse den Zwetschgenbaum befallen hatten, befürchtete sie, auch der Rest würde den Insekten zum Opfer fallen.Melanie Borter
In Melanie Borters Garten wachsen unter anderem Bohnen (im Bild), Broccoli und Tomaten. Nachdem Blattläuse den Zwetschgenbaum befallen hatten, befürchtete sie, auch der Rest würde den Insekten zum Opfer fallen.Melanie Borter

Zuerst war da die Idee, mit den Kindern was Sinnvolles zu machen während des Lockdowns. Bohnen, Broccoli, Sonnenblumen, Erbsen und Tomaten pflanzen erschien mir durchaus sinnvoll. Ungeachtet der Eisheiligen und der Schafskälte, die da noch kommen würden, steckten wir also bereits im März die Samen in mit Erde gefüllte Eierschachteln und platzierten diese in der Wohnung auf die Fensterbank. 

Welche Freude, als die ersten Sprösslinge zu sehen waren. Wir hegten und pflegten sie. Topften sie um und pflanzten die vielen Setzlinge schliesslich in den Garten. 
Es muss wohl an jenem Morgen gewesen sein, da ich mich mit so viel Hingabe der Gartenarbeit widmete, als ich den Entschluss fasste, dieses Jahr den Zwetschgenbaum von den Läusen zu befreien. Zuhauf besiedelten sie bereits die neuen Blätter des eben aus dem Winterschlaf erwachten Obstbaumes. Bald würden wohl auch die Stängel und Blattunterseiten der nun gepflanzten Bohnen und Sonnenblumen schwarz sein. Voller Läuse, so meine Angst. Weil ich aber gegen chemische Spritzmittel bin, googelte ich nach einer natürlichen Alternative. Marienkäfer oder Schwebefliegen hatte ich keine zur Hand, der Lavendel stand noch nicht in Blüte, aber Brennnesseln wuchsen bereits. 

Ich beschloss, eine Brennnesseljauche anzusetzen, die mittels Zerstäuber direkt auf die Tiere gespritzt diese beseitigen sollte. «Ein Wundermittel der Natur», «einfach herzustellen», las ich in diversen Foren, was mich überzeugte. «Aber das stinkt», wendete mein Mann ein und erzählte aus seiner Kindheit, vom Garten der Mutter und den übelriechenden Fässern. «Die Brennnesseljauche ist nicht nur gut gegen Schädlinge, sondern auch ein perfekter Dünger. Sogar ein so wirksamer Dünger, dass auf druck der Chemiekonzerne in Frankreich 2002 die Brennnesseljauche und 2006 sogar die Weitergabe von Kenntnissen darüber verboten wurden. Da kann man zwei Jahre ins Zuchthaus kommen», hielt ich mit meinem Google-Wissen dagegen und fügte an: «Das stand in einem letztjährigen Artikel der «Salzburger Nachrichten».

Nach zwei, drei Wochen entwickelte sich erst der richtige Gestank

Ich setzte die Lauge an. Wasser in ein grosses Gefäss, frisch geschnittene Brennnesseln dazu, fertig. Bereits nach einem Tag kann man das Brennnesselwasser gegen Schädlinge einsetzen. Bis die Jauche fertig ist, braucht es länger. «Ein paar Wochen», las ich. Man rieche es, wenn sie bereit sei. Bei meiner Lauge war das schon nach einer Woche der Fall: Sie stank. Dachte ich. Denn das, was ich damals als Gestank identifizierte, war noch gar nichts gegen den üblen Geruch, der sich erst nach zwei, drei Wochen entwickelte. Unbeschreiblich, dieser Gestank. Nur einmal versuchte ich, damit noch die Blattläuse zu vertreiben, als die Familie dann den Garten fluchtartig verliess und ich den Geruch nach mehrmaligem Händewaschen (in Coronamanier, versteht sich) nicht mehr loswurde, liess ich es bleiben. 

Nur, wohin nun mit dem Gebräu? Ausleeren war keine Option, ich fürchtete, die Nachbarn würden so buchstäblich stinksauer. «Einfach verdünnen, stark verdünnen», riet mir schliesslich die Schwiegermutter, als ich ihr meine Misere klagte. Ich goss also noch mehr Wasser dazu. Das half ein wenig. Seither giesse ich ab und an, wenn niemand hinsieht, die Tomaten damit. Es stinkt zwar immer noch, aber das Resultat kann sich sehen lassen.

 

Sommerserie

In einer Serie stellt die Limmatwelle verschiedene Gärten, Balkone und ihre Gärtner vor. Der zweite Teil handelt von Melanie Borters Garten, Blattläusen und einer selbstgemachten Brennesseljauche. Haben auch Sie einen hübschen Garten oder Balkon, den Sie uns gerne zeigen möchten? Senden Sie Ihren Text (max. 2000 Zeichen im Word) und ein Foto (im JPG-Format, mind. 1 MB) an redaktion@limmatwelle.ch.  

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