«Es war ein einmaliges Erlebnis»
Paula Brunner gleiste einen speziellen Match am Ende ihres Austauschjahrs in Linselles auf. Was die Würenloser Kantischülerin am Ballsport am meisten reizt und warum sie die Frauenfussball-EM als Chance sieht.
Dass ihr erster Gastvater Guillaume Benon ein Ex-Fussball-Profi ist, zuletzt bei Dijon FCO und USL Dunkerque kickte und sich daher mit der Materie auskennt, kam Paula Brunner aus Würenlos sehr gelegen. Die 17-Jährige spielt seit fünf Jahren begeistert Fussball und war Mitglied der ersten Mädchenmannschaft des SV Würenlos. Zehn Monate lang weilte die Kantischülerin im Rahmen eines Austauschprogramms des Rotary-Clubs Baden im französischen Linselles. Am 22. Juni kehrte sie nach Hause zurück.
Das Ende ihres Austauschjahrs wurde von einem speziellen Fussballmatch gekrönt. Dafür holte sie ihre Freundinnen, die FF19-Juniorinnen aus Würenlos und Windisch, ins über 700 Kilometer entfernte Städtchen unweit von Lille nahe der belgischen Grenze. Die Fussballerinnen aus der Schweiz kämpften gegen Paula Brunners U18-Team des FC Linselles. Seit dem ersten Tag ihres Aufenthalts tschuttete sie nämlich beim lokalen Fussballclub mit.
Eingefädelt hatten das Paula Brunners Gasteltern Guillaume und Anouk Benon. «Sie fragten mich bereits vor meinem Aufenthalt, ob ich gerne etwas Sportliches machen würde. Als ich ihnen erzählte, dass ich gerne Fussball spiele, meldeten sie mich sofort beim lokalen FC an», erzählt die 17-Jährige.
Auch wenn sie in Frankreich weiterhin ihrem Hobby nachgehen konnte, blieb sie mit ihrem alten Team in der Schweiz in Kontakt. Trainer und Mädchenteam-Gründer Harald Völker schrieb ihr Anfang Jahr: «Und wenn wir dich besuchen kommen für ein Freundschaftsspiel?»
Der Heimflug wurde kurzerhand storniert
Aus der verrückten Idee wurde ein paar Monate später Realität. Dank der Unterstützung vieler. «Eigentlich hätte ich am 21. Juni bereits zurückreisen müssen. Doch nur an diesem Tag war ein Match am Ende der Saison möglich», sagt Paula Brunner. «Mein Flug war gebucht. Ich fragte deshalb meine Eltern, ob ich stattdessen einen Tag später mit dem Auto heimkehren könnte.» «Ja», hiess es sofort. Die Eltern stornierten den Flug und machten sich mit dem Auto auf den Weg nach Linselles, um ihre Tochter mit dem Auto abzuholen und natürlich, um beim besonderen Match dabei zu sein.
Auch SV-Würenlos-Trainer Harald Völker begab sich nach Linselles. Der dortige Rotary-Club unterstützte bei der Organisation des Sportevents. Und auch die lokale Politik schaltete sich ein. Dominique Sinnaeve, der stellvertretende Bürgermeister von Linselles, erfuhr vom Rotary-Club von den Plänen und kümmerte sich um die Übernachtungsmöglichkeiten und alles Administrative. Und auch von Würenlos kam Hilfe. Der Gönnerverein des SV Würenlos unterstützte die Reise finanziell.
Dank vereinten länderübergreifenden Kräften kommt es am 21. Juni schliesslich zum Anpfiff auf dem Fussballplatz in Linselles. Das Spiel, bei dem Paula Brunner in beiden Teams einen Einsatz hat, endet 1 zu 1. Trotz unentschieden gehen beide Seiten als Sieger hervor. «Es war ein einmaliges und cooles Erlebnis», sagt Paula Brunner rückblickend. Damit meint sie nicht nur den Match selbst, sondern den Austausch zwischen ihren Eltern und den Gasteltern, den Spielerinnen und den Trainern.
«Damit Mädchen Vorbilder haben»
Zurück in der Schweiz ist bereits das nächste Fussball-Highlight im Gange. Die Frauenfussball-EM startete gestern. Und auch wenn Paula Brunner lieber Fussball spielt als zu schauen, wird auch sie sich ein paar Matches zu Gemüte führen. «Es ist schon etwas Besonderes, dass die EM in der Schweiz stattfindet», sagt die Kantischülerin. Der Anlass sei eine grosse Chance für den Frauenfussball, findet sie. «Es braucht mehr Aufmerksamkeit, damit eben auch Frauen von diesem Sport leben können.» Und auch für die Motivation sei es wichtig. «Damit Mädchen Vorbilder haben und so den Sport ausprobieren.»
Sie selbst weiss noch nicht genau, wie es fussballtechnisch für sie weitergeht. Da sich das FF19-Team auflöst, wird sie ein neues Team suchen müssen. «Ich hätte die Möglichkeit, beim FC Birr, dessen Spielerinnen schon einige Male bei uns ausgeholfen haben, oder dann im neuen Würenloser FF17-Team anzufangen», sagt Paula Brunner. Dass der Fussball sie weiter begleiten wird, das ist für sie klar. Und vielleicht gibt es auch ein Wiedersehen mit ihrem Team aus Linselles. «Es wurde schon darüber gesprochen, dass sie uns in Würenlos besuchen und wir hier einen Match auf die Beine stellen.»
Der SV Würenlos sucht noch nach Verstärkung für die Mädchen-Teams. Interessierte melden sich unter harald.voelker@svwuerenlos.ch.