Dächer sorgen für Diskussionen
An der letzten Einwohnergemeindeversammlung vor den Gesamterneuerungswahlen wurde rege debattiert: Zur Sprache und Abstimmung kamen eine neue Bushaltestelle, der Umbau des Bahnhofs und die Ufersanierung bei der Fischerhütte.

Vor einem Monat trafen sich die Würenloser Bürgerinnen und Bürger zur ausserordentlichen Gemeindeversammlung zur revidierten Nutzungsplanung – und nun hiess es bereits wieder: Diskutieren und abstimmen. 148 Stimmungsberechtigte hatten sich an diesem Abend in der Mehrzweckhalle eingefunden, um ihre demokratischen Rechte auszuüben. Das Protokoll der eben erwähnten Einwohnergemeindeversammlung vom 29. April wurde ohne Gegenstimme angenommen – ebenso der Rechenschaftsbericht 2024. Auch die 22 Einbürgerungen wurden zügig behandelt und die Bewilligung aller Gesuche ging fast ohne Gegenstimme über die Bühne. Dass dies jedoch ein längerer Abend werden könnte, wurde bereits bei den detaillierten Ausführungen des FiKo-Präsidenten Pascal Renaud zur Jahresrechnung klar. Dieser liess es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass beim Einhalten von Reglementen seitens des Gemeinderats Nachholbedarf bestehe.
Streitpunkt Solarzellen
Als weiteres Traktandum stand der Verpflichtungskredit über 435 000 Franken für den Neubau der Bushaltestelle Bettlen auf dem Programm. Ein solcher sei laut Gemeinderat aus zwei Gründen nötig: Zum einen aufgrund der E-Bus-Strategie der RVBW, deren Ziel es ist, bis im Jahr 2030 ihre gesamte Flotte zu elektrifizieren – dafür müssen die Endhaltestellen der jeweiligen Buslinien mit Ladeinfrastrukturen versehen werden. Als zweiter Punkt verwies Gemeinderat Consuelo Senn (FDP) auf das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG), welches verlangt, dass Bushaltestellen barrierefrei umgebaut werden müssen. Und wenn ein Neubau ansteht, so halte es der Gemeinderat für sinnvoll, das Dach mit einer Photovoltaik-Anlage zu versehen. Genau Letzteres sorgte bei einigen Anwesenden für Unmut: «Wir haben bereits zu viele Photovoltaik-Anlagen», so Pascal Pfeffer, Vizepräsident der Würenloser SVP, weitere solche Anlagen würden den Strom verteuern und das Netz destabilisieren. Ebenfalls dieser Meinung war Marcus Meyer: «Das ist ein Konkurrenzprodukt für Menschen, die bereits eine Photovoltaikanlage gekauft haben.» Sein Antrag, die Kosten von 25 000 Franken für die Solaranlage zu streichen, wurde allerdings von einer grossen Mehrheit abgelehnt, das Traktandum anschliessend mit grossem Mehr und einer Gegenstimme verabschiedet.
Überdachte Rampe gewünscht
Auf der Bahnlinie durch das Furttal sind mittelfristig dichtere Fahrpläne und längere Zugkompositionen vorgesehen – dafür sollen am Bahnhof Würenlos die Perrons verlängert werden. Um den Zugang für Menschen mit Beeinträchtigungen zu gewährleisten, müssen dafür Anpassungen an den Bahnzugängen erfolgen. Geplant sind ausserdem neue Unterstände für Velos, Töffs und E-Trottinets. «Der Bahnhof ist ein wichtiger Treffpunkt, verbindet Quartiere und prägt das Ortsbild», so Gemeinderätin Barbara Gerster (Die Mitte) zur Wichtigkeit des Projekts. Da einige der Neuerungen jedoch nicht Teil des offiziellen Auftrags der SBB sind, müssen diese von der Gemeinde finanziert werden. Und so stand an diesem Abend ein Verpflichtungskredit von 640 000 Franken zur Abstimmung. Roger Seger, selbst im Rollstuhl, wies darauf hin, dass die geplante Rampe ohne Dach im Winter problematisch sei: «Bei Schnee und Eis ist es für mich unmöglich, diesen Zugang zu nutzen.» Kurzerhand wurde dieser Einwand von der Bevölkerung aufgenommen und Stephan Lüdi stellte den Antrag, den Kredit um ca. 350 000 Franken zu erweitern, um eine Überdachung der Rampe zu finanzieren. Dieser fand breite Unterstützung bei den Anwesenden und setzte sich schliesslich mit 86 Ja- zu 31 Nein-Stimmen durch.
Kritik durch die Finanzkommission
Weiter auf dem Programm stand der Verpflichtungskredit zur Sanierung der Uferverbauung bei der Fischerhütte. «Das ist ein wertvoller Ort für Erholung und Freizeit», so Consuelo Senn. Neu soll der Uferbereich mit einem «Log Jam»-Verfahren gesichert werden, also mit Holzpfählen und Wurzelstöcken, die natürliche Holzansammlungen in Flüssen nachbilden. Die Kosten dafür: Rund 350 000 Franken. Dies nahm FiKo-Vizepräsident Andreas Schorno noch einmal zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass Würenlos momentan zwar finanziell gut dastehe, «was jedoch nicht heisst, dass wir uns alles Erdenkliche finanzieren können.» Und Präsident Pascal Renaud doppelte nach: «Irgendwann müssen wir auch mal Nein sagen, wir haben keine Gelddruckmaschine.» Doch der Appell fand bei den Anwesenden kaum Gehör und dem Kredit wurde mit 108 Ja- zu 17 Nein-Stimmen klar zugestimmt. Nach drei langen Stunden stand zu guter Letzt noch der Verpflichtungskredit über 480 000 Franken für die Ersatzbeschaffung eines neuen Pionierfahrzeugs für die Feuerwehr zur Abstimmung, und dieser wurde ohne Debatte bei zwei Gegenstimmen genehmigt.