«Diesen Schrecken ohne Ende korrigieren»
Steven Schraner ist Teil des Referendumskomitees, das sich gegen den Zusatzkredit für die Alterszentrum Würenlos AG starkmacht. Die erneute Abstimmung vom 12. März über die Finanztranche von 250000 Franken sieht er als Chance, «einen Schrecken ohne Ende» zu korrigieren. Er stellt sich somit gegen die Planung des Gemeinderates.
Herr Schraner, bei den Altersheimgegnern lassen sich viele Positionen lokalisieren. Weswegen sind Sie Teil des Gegnerkomitees? Steven Schraner: Gerne halte ich fest, dass wir nicht gegen das Altersheim per se sind. Aus meiner Sicht ist das Alterszentrum auf der Zentrumswiese in dieser Art und Weise nicht realisierbar. Es geht mir nicht einmal primär um den Frankenbetrag, sondern darum, dass jeder weitere Schritt Geld kostet, das vermutlich verschwendet würde.
Das Komitee hat viele Gesichter – trägt aber nicht das Ihrer Partei. Wir wurden von vielen Menschen angefragt bzw. sogar gebeten, das Referendum zu ergreifen. Es war für mich aber von Anfang an klar, dass sich das Komitee aus parteiunabhängigen Personen zusammenschliessen muss. Das Referendum wurde schlussendlich auch vor allem von der älteren Bevölkerung in Würenlos unterstützt, die keine parteipolitischen Interessen verfolgt.
Ein Teil des Geldes wird für die Anfechtung des Entscheids der kantonalen Denkmalpflege gebraucht. Was, wenn das Rechtsmittelverfahren erfolgreich ist? Ich rechne nicht damit, dass das Verfahren zu Gunsten der AZ AG ausgeht. Und selbst wenn: Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass es beim Baugesuch Einsprachen hageln wird, was wiederum enorme Kosten für die Gemeinde verursachen würde. Wie möchte die Gemeinde diese bezahlen? Mit einem weiteren Zusatzkredit?
Woran stören Sie sich denn am Altersheimprojekt? Ich störe mich an der Art und Weise, wie mit dem Geld umgegangen werden soll. Ich fahre gerne Velo. Und wenn dabei von rechts ein Lastwagen kommt, obwohl ich Vortritt habe, dann fahre ich nicht los. Egal, wer im Recht ist. Genau das scheint aber bei diesem Projekt die Strategie zu sein. Auch nach dem allenfalls gewonnenen Rechtsmittelverfahren wären Fragen wie die der Erschliessung noch nicht geklärt. Spannend finde ich, dass sich Gemeinderat Consuelo Senn 2013 aus diesen Gründen für den Standort am Wiemel starkmachte. Das Planungsverfahren wäre kürzer, das Einspracheverfahren ebenso. Im Juni 1995 äusserte sich Toni Möckel ebenfalls kritisch zur Zentrumswiese, da es «zu einer starken Massierung der Gebäuden Mühle, Rössli und Post» käme. Jetzt wird so getan, als sei jegliche Kritik an der Zentrumwiese an den Haaren hergezogen.
Sie wären also primär nicht gegen ein Altersheim, sondern gegen den Standort? Genau. Wir wissen nicht, wie viel Geld noch für diese Verfahren und die kommenden Arbeitsprozesse eingesetzt werden müsste. Die bereits eingesetzten 1,7 Millionen Franken entsprächen gemäss unserer Schätzung etwa 6 Prozent der Gesamtkosten des Alterszentrums. Weder sind Erschliessungskosten noch die Kosten für die Renaturierung des Dorfbaches dabei miteinberechnet. Reissen wir jetzt die Sicherheitsleine, wären die Schäden tragbar.
Also die 1,7 Millionen begraben und dafür ein neues Projekt starten? Es ist keine ideale Lösung, aber meiner Meinung nach die bessere. Das meiste Geld wurde in den vorherigen Projekten verloren. Diese 1,7 Millionen sind nicht wenig. Aber immer noch weniger als bisher. Vielleicht ergeben sich dadurch auch Chancen. Wieso könnten wir nicht das momentane Projekt nehmen, gewisse Anpassungen vornehmen inklusive wieder mehr Kapazitäten einbauen, um einen rentablen Betrieb zu ermöglichen und an den Wiemel anwenden?
Durch den Entscheid der Denkmalpflege herrscht faktisch Bauverbot auf Teilen der Zentrumswiese. Es wäre doch von der Gemeinde unverantwortlich, dieses stehen zu lassen? Hätte man sich im Verlauf des Projekts mal mit der kantonalen Denkmalpflege an einen Tisch gesetzt, wäre es unter Umständen gar nicht so weit gekommen. Würde man die Freiräume einhalten, wie das im Masterplan vorgesehen gewesen ist, hätte die kantonale Denkmalpflege vielleicht auch kein Problem mehr damit. Die Hürden bezüglich Einsprachen und Erschliessung wären aber weiterhin vorhanden.
Wusste die Bevölkerung bei den Landkäufen der Zentrumswiese, dass ein Altersheim darauf kommen wird? Ja, aber man ging wohl davon aus, dass die nördlichen und östlichen Teile bebaut werden sollen. Das heutige Projekt hat damals ja noch niemand gekannt.
Kam es deswegen zu keinen Vetos? Genau. Es war primär eine Frage des Standorts und nicht des Projekts. Der «Falter am Bach» wurde 1995 von der Stimmbevölkerung selbst an der Urne abgelehnt. Das Projekt «IKARUS» wurde 2010 vom Gemeinderat fallen gelassen, unter anderem genau aus denselben Gründen, warum wir das aktuelle Projekt kritisieren. Die Option Wiemel gab es damals noch nicht, die kam erst 2013 ins Spiel.
Sie bemängeln auch, dass kein Gestaltungsplan existiere. Auch beim Wiemel wäre kein Gestaltungsplan notwendig gewesen. Das Problem beim fehlenden Gestaltungsplan ist, dass die Erschliessung nicht geklärt wird. Und niemand baut in Würenlos, ohne dass die Erschliessung geklärt ist. Hier macht das Projekt aber genau das an einem ohnehin bereits kritischen Verkehrsknoten.
Würde das Projekt am 12. März Schiffbruch erleiden, kämen direkt zwei neue Rechtsmittelverfahren auf ein neues Projekt zu: Baubewilligung und Gestaltungsplan. Das ist davon abhängig, ob und wohin man das Alterszentrum bauen will. Beim Wiemel braucht es keinen Gestaltungsplan.
Ihre bevorzugte Lösung wäre damit die Beerdigung des angehenden Projektes und die Neuplanung Wiemel? Es ist nicht die Meinung des Komitees, sondern meine persönliche. Dieser Schritt wäre für mich zu diesem Zeitpunkt der einzig sinnvolle, sofern die Bevölkerung diesen Grundsatzentscheid an der Urne mitträgt.