«Nehmt euren Abfall nach Hause»

Liegengelassener Abfall und nächtlicher Lärm stören Anwohner, die in der Nähe von Grillplätzen wohnen, besonders stark. Ein Augenschein vor Ort.

Winzer Martin Wetzel bei der Grillstelle oberhalb des Rebbergs. Melanie Bär

Winzer Martin Wetzel bei der Grillstelle oberhalb des Rebbergs. Melanie Bär

Zerstörte Grillstelle.

Zerstörte Grillstelle.

Mittwoch kurz nach dem Mittag. Martin Wetzel läuft zu seinem drei Hektar grossen Rebberg. Der Winzer zeigt der Journalistin, wo sich die Menschen bei schönem Wetter treffen: zum Beispiel am Grillplatz vor dem Waldeingang oberhalb des Rebbergs. Von dort aus sieht man zur Limmat hinunter, aufs Dorf und manchmal bis in den Schwarzwald. «Es ist verständlich, dass es die Menschen in dieses idyllische Naherholungsgebiet zieht», sagt er, setzt sich aufs Bänkli und schaut nachdenklich zu seinen Reben und zur ökologischen Ausgleichsfläche hinunter, auf der Feigen- und Mandelbäume gedeihen. Heute ist es bewölkt und regnerisch. Es sind kaum Leute unterwegs. Anders bei schönem Wetter. Nach solchen Tagen findet Wetzel die Grillstelle regelmässig mit liegengelassenem Abfall vor. Nicht nur das: «Der Abfall wird auch den Hang heruntergeworfen und liegt dann zwischen den Reben.» Besonders ärgerlich sind Glasflaschen, die er als Scherbenhaufen zwischen den Reben vorfindet. Auch das Holz, das er an der Grillstelle zum Feuermachen bereitstellte, habe er teilweise später im Hang wiedergefunden, sagt der Winzer kopfschüttelnd.

Wegen verschluckten Abfalls Tiere notschlachten

Das kennt auch Familie Willi vom Erliacherhof. Rund um den Hof bewirtschaften sie etliche Felder. Unter dem Gras liegengebliebener Abfall entdecken sie manchmal erst nach dem Heuen. «Bevor wir die Kühe mit dem Heu füttern, durchsuchen wir es und finden regelmässig  Abfall darin», sagt Doris Willi. Neben Aludosen, Drehverschlüssen von Wodkaflasche seien dabei auch schon Tennisbälle zum Vorschein gekommen. Bisher hatten sie Glück: Noch nie ist ein Tier gestorben, weil es Abfall gefressen hatte. Allerdings musste der Tierarzt schon mehrmals verschluckte Fremdkörper aus Tieren herausholen oder das Tier notschlachten. Der dringende Appell des Bauernehepaars ist derselbe wie der des Winzers: «Nehmt euren Abfall wieder nach Hause oder entsorgt ihn zumindest in den bereitstehenden Abfalleimern.»

Eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, weil sie sich vor rächenden Vandalen fürchtet, stört sich nicht nur am Littering, sondern auch an den Lärmemissionen. Beim Reservoir verursachter Lärm sei akustisch besonders gut zu hören, weil er wie in einem Amphitheater widerhalle. Bei gutem Wetter werde dort oft bis in den frühen Morgen gefeiert und dies störe die Nachtruhe erheblich. Etliche Male habe sie die Partyfreudigen darauf angesprochen. «Einigen ist es gar nicht bewusst, wie laut sie sind, entschuldigen sich und verlassen den Ort, andere hingegen interessiert es nicht.»

Littering und Lärmemissionen sind altbekannte Probleme. Die Limmatwelle hat dieses Jahr schon mehrmals darüber berichtet und auch Fotos von liegengebliebenen Abfallhaufen abgedruckt. Roland Jenni, Chef der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal, hat im Mai bestätigt, dass die Repol vermehrt Meldungen wegen Litterings erhält. «Leider meist erst am Tag danach, wenn die Verantwortlichen längst weg sind. Littering gehört in unseren Aufgabenbereich. Wir fahren die Plätze regelmässig ab und suchen das Gespräch, wenn Leute vor Ort sind.»

Regionalpolizei gerufen und Abfall wieder eingesammelt

Das bestätigt auch Wetzel. Er hat an einem Abend eine Gruppe am Grillplatz gesehen und fand am nächsten Tag viel Abfall in seinem Rebberg vor. Als die gleiche Gruppe anderntags wieder auftauchte, rief Wetzel die Regionalpolizei. Die Polizisten stellten die Anwesenden zur Rede und liessen sie den Abfall zusammensammeln. Eine Busse wurde nicht verteilt. Seit Anfang Jahr wären zwar Bussen in der Höhe von 300 Franken möglich, jedoch nur, wenn Abfallsünder in flagranti von der Polizei ertappt werden. Selten wird jedoch in Anwesenheit der Polizei Abfall liegengelassen. Wie die «Aargauer Zeitung» Anfang Juni berichtete, wurden erst 40 Abfallsünder gebüsst. Grossrat Ralf Bucher (CVP) aus Mühlau will das Problem mit einem Vorstoss angehen, den er zusammen mit Grossratsmitgliedern der FDP, SVP, SP, EVP und Grünen am Dienstag eingereicht hat. Darin wird eine Gesetzesanpassung gefordert: Nicht nur Polizisten sollen Bussen wegen Litterings ausstellen können, sondern auch «Personen wie Ranger, Gemeindemitarbeitende oder weitere von der Gemeinde oder dem Kanton beauftragte Personen», heisst es darin. Ob und wann der Vorstoss umgesetzt wird, ist noch ungewiss. Ebenfalls, ob es das Problem wirklich entschärft. «Ein Grossteil der Personen, die Abfall und Lärm verursachen, ist abends und nachts unterwegs», sagt Martin Wetzel. Er sass mit anderen Quartierbewohnern zusammen und sie überlegen sich, gemeinsam bei der Gemeinde vorstössig zu werden. «Ich fände es gut, wenn bei Grillplätzen Tafeln angebracht würden, auf denen darauf hingewiesen wird, dass Nachtruhestörung und das Liegenlassen von Abfall strafbar sind.»

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