Lift: Jeder hat eine Chance verdient

Die Schule Würenlos entschied sich dazu, beim Projekt «Lift» mitzumachen. Es soll Jugendliche auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereiten.

Mirjam Frey (l.) und Nadja Sturzenegger stehen hinter dem Projekt «Lift». Rinaldo Feusi
Mirjam Frey (l.) und Nadja Sturzenegger stehen hinter dem Projekt «Lift». Rinaldo Feusi

Eine Symbiose zwischen regionalem Gewerbe, Schule, Schülerinnen und Schülern. Was utopisch klingt, versucht das Projekt «Lift» zu ermöglichen. Lift soll Schülerinnen und Schülern ermöglichen, sich besser auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten. Es geht beim Projekt nicht um eine Schnupperlehre, sondern um die Verrichtung unterschwelliger Arbeiten.

Vom Haarezusammenwischen beim Coiffeur bis hin zu Magazinarbeiten beim örtlichen Garagisten sollen die Jugendlichen lernen, wie die Arbeitswelt abläuft. Das Projekt erzielt einen Mehrwert für Schule und Gewerbe. An der Oberstufe Würenlos soll das Projekt nun lanciert werden. Dafür zuständig sind die Oberstufenleiterin Mirjam Frey und die Lehrerin Nadja Sturzenegger.

Bildungsauftrag hört nicht bei der Türschwelle auf

Im Prinzip könnte man es sich als Lehrperson einfach machen. Man bekommt eine Schulklasse, begleitet die durch drei Jahre Oberstufe und verabschiedet sie. Für Lehrperson Nadja Sturzenegger eine Horrorvorstellung. «Ich will, dass die Schülerinnen und Schüler nach der Schule eine Lehrstelle oder eine Zwischenlösung haben, die sie glücklich macht», sagt sie klar. Schulleiterin Mirjam Frey sieht das genau gleich. «Die Berufsintegration ist ein wichtiger Bestandteil der Oberstufenzeit und kann in vielen Fällen nicht einfach ausschliesslich an die Eltern delegiert werden», weshalb ihnen «Lift» so am Herzen liege.

Das Projekt gibt besonders den schwachen oder schulmüden Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich in der Berufswelt zu beweisen und sich dann auch wieder mehr für die Schule zu motivieren. «Es gibt Jugendliche, die haben nach neun Schuljahren einfach keine Lust mehr zu lernen, sind schulmüde. Anderen fehlt es an Selbstvertrauen», so Sturzenegger. Es gebe zahlreiche Beispiele von Jugendlichen, die sich durch das Programm sehr gut entwickelt hätten. Sei dies in schulischen Leistungen oder bei der Selbst- und Sozialkompetenz. Arbeit scheint niemandem zu schaden.

Vielen Jugendlichen fehle die Möglichkeit

Viele Gewerbetreibende haben zusehends Schwierigkeiten, passende Lernende zu finden. Der demografische Wandel hinterlässt seine Spuren. Denn wo man vor 20 Jahren noch erwarten dufte, dass ein Jugendlicher mit einem Hammer umgehen kann, ist das heute schon bald ein Glücksfall. Das Gewerbe, die Schulen und die Eltern müssen für diese Situation Antworten finden.

Ebenfalls vom Projekt angetan ist Gemeindeammann Anton Möckel. Er hat jahrelange Erfahrung mit Lernenden bei seiner eigenen Firma. Ein Arbeitsangebot für Jugendliche parallel zur Schule hatte sein Unternehmen schon vor Jahrzehnten. Nur ist es mit der Zeit ein wenig verloren gegangen. Dass «Lift» nun Einzug hält, begrüsst er, weshalb er auch Arbeitsplätze für dieses Programm anbieten möchte. «Ich will damit keine Lehrlinge finden, sondern den Jugendlichen zeigen, dass Handwerk und körperliche Arbeit etwas Erfüllendes sind.»

An Verantwortung appellieren

Jugendliche, die bei «Lift» mitmachen, verbringen über drei oder sechs Monate ihre Mittwochnachmittage in einem Betrieb und verrichten dort unterschwellige Arbeiten. Das Projekt soll die Teilnehmenden auch selbstständiger machen. Denn weder ist es Aufgabe der Schule, die Schülerinnen und Schüler zu überwachen, noch ist es die Verantwortung der Betriebe, den Jugendlichen hinterherzurennen. Das Arbeitsverhältnis ist bezahlt und befristet und kann von allen Vertragsparteien gekündigt werden.

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