«Die Geschichten gehen uns nicht aus»

Seit knapp drei Jahren berichtet der «Rasende Reporter» auf dem eigenen Würenloser TV-Kanal über Menschen und Anlässe im Dorf. Mehr als 100 Folgen wurden bereits ausgestrahlt. Bald könnte das Projekt auch in anderen Gemeinden umgesetzt werden.

Das Team von TBW Net (v. l.): Lena Fischer, Jürg Frei, Richard Weber und Karin Wild. sib
Das Team von TBW Net (v. l.): Lena Fischer, Jürg Frei, Richard Weber und Karin Wild. sib

«So viele verschiedene Leute mit spannenden Geschichten. Unglaublich, was in einem Dorf mit 6500 Einwohnern steckt», sagt Richard Weber, als er auf die Liste der 107 ausgestrahlten Sendungen des TV-Kanals der Technischen Betriebe Würenlos (TBW) blickt. Vor knapp drei Jahren stellte der Geschäftsleiter das Projekt auf die Beine. «Die Idee war, mit einem eigenen TV-Kanal über gesellschaftliche und sportliche Ereignisse in Würenlos zu berichten», erzählt der 58-Jährige.

Als «Rasenden Reporter» konnte er Jürg Frei engagieren, der bis heute das Aushängeschild der Sendung ist. «Ich lebe seit 40 Jahren in Würenlos und bin in der Gemeinde verwurzelt. Als ehemaliger Präsident des Fussballclubs Sportverein Würenlos verfüge ich zudem über viele Kontakte und Beziehungen. Das hilft bei meinem Job», sagt Frei. Gefilmt, geschnitten und bearbeitet werden die 20- bis 30-minütigen Beiträge von Kameramann Peshraw Mirza. Er floh im Mai 2015 mit seiner Familie aus dem Irak, wo er als TV-Journalist und Filmemacher tätig war. Zu Beginn lebte er in der Asylunterkunft in Neuenhof. Frei und Mirza seien die ideale Besetzung. «Sie ergänzen sich sehr gut. Peshraw bringt das technische Know-how mit und Jürg ist in Sachen Kommunikation ein Glückstreffer», sagt TBW-Geschäftsleiter Weber. Unterstützt werden die beiden Männer von Reporterin Karin Wild aus Würenlos, die ihr Moderationstalent schon an zahlreichen Anlässen des Turnvereins unter Beweis gestellt hat. Die 17-jährige Lena Fischer komplettiert das Team. Sie absolviert derzeit ein Praktikum als Filmemacherin und kümmert sich überdies um den Auftritt des TV-Senders in den sozialen Medien.

Sendungen sind beliebt

«Reporter on tour» hat sich seit der Erstausstrahlung im November 2019 zu einem geschätzten Format entwickelt. «Die Resonanz der Bevölkerung ist gut. Die Leute erkundigen sich, wann wieder eine neue Folge erscheint», sagt Lena Fischer. Und der «Rasende Reporter» selbst kann sich kaum noch im Dorf bewegen, ohne auf die Sendung angesprochen zu werden. «‹Bist du wieder unterwegs?›, fragen die Leute mich, wenn sie mich sehen. Manchmal werde ich sogar in den Nachbargemeinden angehalten, weil man wissen will, wieso wir nicht auch über sie berichten», erzählt Frei.

Die Sendungen, die zu jeder vollen und halben Stunde im Würenloser TV-Kanal ausgestrahlt werden, sind beliebt. Am populärsten war bisher die Folge mit dem bekannten Wellensittichzüchter Daniel Lütolf. «Der Beitrag sorgte für fast 20000 Views auf Youtube und wurde in Holland, Australien und sogar den Philippinen angeschaut», so Frei.

«Wir zeigen die Vielfalt im Dorf»

In der Coronapandemie war das Team gezwungen, sein Konzept zu ändern. «Wir berichteten bisher vorwiegend über Dorfanlässe. Diese fielen wegen des Veranstaltungsverbots in der Coronakrise weg und so fokussierten wir uns darauf, Persönlichkeiten aus Würenlos vorzustellen», sagt Frei. Je mehr man sich mit dem Dorf und den Leuten befasse, desto mehr Geschichten würden auftauchen, sagt Karin Wild. Sie habe schon lang den Wunsch gehegt, zum Fernsehen zu gehen. «Doch ich hatte den Mut nicht. Ich freue mich, dass ich nun Teil dieses Teams bin. Ohne darüber geredet zu haben, begegnen wir uns alle automatisch trotz unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichem Alter auf Augenhöhe.»

Ein Traum sei für sie alle in Erfüllung gegangen, ergänzt Reporter Frei. «Wir zeigen die Vielfalt in unserem Dorf und geben den Menschen Wertschätzung für ihren Einsatz.» Und den Leuten gefalle das. Er habe fast noch nie eine Absage erhalten, wenn er Würenloserinnen oder Würenloser für die Teilnahme in einer Sendung angefragt habe.

«Wir haben die Sendung und den TV-Kanal so umsetzen können, wie ich mir das 2019 vorgestellt habe, und das ohne grosse Vorgaben», sagt TBW-Geschäftsleiter Weber. Die Idee aus Würenlos kommt sogar so gut an, dass nun Gespräche im Gang sind, dieses Konzept auf weitere Gemeinden auszuweiten.

Trotz Expansionsplänen bleibt der Würenloser Fernsehsender auch künftig das Hauptaugenmerk des Teams. Die Planung für die kommenden Folgen steht. Das Team ist sich sicher: «Die Geschichten aus Würenlos gehen uns nicht aus.»

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