Gern gesehne «Gäste» am Himmelszelt
Der Himmel über Würenlos. Dieses Mal: Unter dem Winterhimmelszelt.
Die Winterzeit ist für Hobbyastronomen eine dankbare Zeit. Zwar sind die Nächte kalt und so mancher Astrofotograf ist vermutlich schon an seinem Teleskop festgefroren. Dennoch bietet eine klare Winternacht viele Vorteile, wenn man den Nachthimmel und seine dem Auge verborgenen Perlen fotografieren möchte. Zum einen sind die Nächte lang und eine Fotosession kann bereits früh am Abend gestartet werden. In der Astrofotografie gilt nämlich, je mehr Daten (Fotos) gesammelt werden, umso schöner und detailreicher wird das finale Bild.
Winternächte ohne Turbulenzen
Eine Aufnahme eines lichtschwachen «deep sky»-Objektes, also eines Objektes ausserhalb des Sonnensystems, besteht nie aus nur einem Einzelbild, sondern immer aus mehreren, langzeitbelichteten Aufnahmen, welche dann bei der Bearbeitung am Computer zu einem Gesamtbild zusammengeführt werden. Diesen Vorgang nennt man «stacken».
Zum anderen ist eine klare Winternacht im Gegensatz zu lauen Sommernächten weniger vom sogenannten Atmosphärenflimmern betroffen. Darunter versteht man die Luftunruhe – oder Turbulenz, welche durch Verwirbelungen durch Temperaturunterschiede in der Atmosphäre zu Stande kommt und die Sicht auf die Sterne trübt. Dieses in der Astronomie genannte «Seeing» verhält sich in der Winterzeit deutlich vorteilhafter als in der aufgeheizten Atmosphäre einer Sommernacht.
Aussergewöhnlicher Nebel
Die dunkle und kalte Jahreszeit macht auch die Himmelsbühne für die Wintersternbilder frei. Durch die Neigung der Erdrotationsachse, welche die Jahreszeiten in unseren Breitengraden hervorruft, tauchen auch jedes Jahr Himmelsobjekte auf, welche uns während des Sommers verborgen bleiben. Ein klarer Winterabend auf der Nordhalbkugel ist im gesamten Jahreskreis vermutlich der schönste – denn er zeigt 17 der 30 hellsten Sterne des gesamten Himmels. In astrofotografischer Hinsicht tauchen jeden Winter prominente und gern gesehene «Gäste» am Himmelszelt auf. Darunter der berühmte Orionnebel (M42), welcher im Sternbild Orion zu finden ist. Dieser galaktische Nachbar ist ein sogenannter Emissionsnebel. In seinem Inneren entstehen neue Sterne, deren ionisierende Strahlung den Nebel im sichtbaren Bereich leuchten lässt. Somit ist der Orionnebel in einer klaren Nacht von blossem Auge als diffuser Nebel erkennbar. Seine wahre Schönheit entfaltet er aber erst durch die Beobachtung mit einem Teleskop.
«Die sieben Schwestern»
Ein weiteres «deep sky»-Objekt aus unserer kosmischen Nachbarschaft, welches ebenfalls von Auge erkennbar ist, ist der offene Sternhaufen der Plejaden (M45). Sie gehören zu meinen absoluten Lieblingsmotiven am Nachthimmel. Ihr bläulicher Schimmer, hervorgerufen durch die Reflexion interstellaren Staubs, ist einzigartig und wunderschön anzusehen.
Die Plejaden, welche ihren Namen aus der griechischen Mythologie haben, werden auch die «sieben Schwestern» oder «das Siebengestirn» genannt. Sie befinden sich in unserer Galaxie, der Milchstrasse, und sind schätzungsweise 125 Millionen Jahre alt.
Beide Objekte sind wahre Schönheiten. Der Winter bietet aber nicht nur attraktive Nebel und Sternhaufen, sondern ist auch äusserst freizügig, wenn es um ferne Galaxien geht. Auch diese lassen sich im Winter hervorragend fotografieren. Aber der Winter ist ja noch jung…
*Der Würenloser Lukas Schmid ist Hobby-Astrofotograf. Für die Limmatwelle berichtet er in unregelmässigen Abständen über aktuelle astronomische Phänomene.