Gmeind weist Postverkauf zurück

Das Stimmvolk wehrte sich erfolgreich gegen den Postverkauf. Umstritten war der Zusatzkredit fürs Gemeindehaus. Der Gemeindeammann spielte dabei das Zünglein an der Waage.

Verabschiedet: Markus Hugi (Gemeinderat), Olivier Ruppen (Finanzkommission), Roland Frei (Finanzkommission), Katrin Brunner (Schulpflege), Rainer Kirchhofer (Präsident Schulpflege), Markus Geissmann (Schulpflege), Andrea Keller-Baumgartner (Vizeprä
Verabschiedet: Markus Hugi (Gemeinderat), Olivier Ruppen (Finanzkommission), Roland Frei (Finanzkommission), Katrin Brunner (Schulpflege), Rainer Kirchhofer (Präsident Schulpflege), Markus Geissmann (Schulpflege), Andrea Keller-Baumgartner (Vizepräsidentin Steuerkommission), Roland Hausherr (Vizepräsident Schulpflege). (Bild: Dieter Minder)

Das Postgebäude wird vorerst nicht verkauft. Das hat eine Mehrheit der 159 erschienenen Würenloser Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung am 7. Dezember entschieden. Sie stellten sich gegen den Antrag des Gemeinderats, die Liegenschaft, in der sich aktuell die Postfiliale befindet, für 1,85 Millionen Franken zu veräussern. Stattdessen nahmen sie einen Rückweisungsantrag der FDP und der SVP mit 101 Ja- gegen 31 Nein-Stimmen an. Der Abstimmung voraus gingen die Präsentation des Geschäfts und eine hitzige Diskussion.

«Die Gemeinde hat ein Angebot erhalten, wir haben das nicht gesucht», sagte Gemeindeammann Anton Möckel (parteilos) zum vorgeschlagenen Verkauf der Post. Im Namen des Baukonsortiums, bestehend aus der Immohuus AG und der ImmoZins AG, hatten die Thalmann Steger Architekten aus Wettingen der Gemeinde im Sommer ein Kaufangebot für 1,7 Millionen Franken unterbreitet. Die Gemeinde hatte die Liegenschaft 2016 für 1,9 Millionen Franken erworben. «Es war ein strategischer Kauf, um Einfluss auf das Zentrumsgebiet zu erhalten», so der Gemeinderat.

«Der Preis ist zu tief»

Hinter der Post liegt die Zentrumswiese, auf der die Gemeinde ihr Alterszentrum bauen will. Das Baukonsortium will auf dem Postareal eine Überbauung realisieren. Das denkmalgeschützte Gasthaus Rössli soll erhalten bleiben. Nicht einverstanden zeigte sich die Finanzkommission (Fiko) mit dem Vorhaben. «Uns fehlt eine öffentliche Ausschreibung», sagte Fiko-Präsident Thomas Zollinger (SVP). Für einen Votanten war die Vorlage ebenso zu wenig durchdacht: «Der Preis ist zu tief. Es muss eine Anzahlung bei Vertragsunterzeichnung verlangt werden.» Ein anderer Versammlungsteilnehmer sah im Geschäft keine Dringlichkeit: «Das Postareal soll erst verkauft werden, wenn das Altersheim gebaut ist.» Er habe ein mulmiges Gefühl. Momentan gebe es keinen Anlass für einen Rabatt. «Es ist bedenklich, dass das Alterszentrum auch für diesen fragwürdigen Deal herhalten muss», ergänzte er. Seine Feststellung wurde mit Applaus quittiert. Ein anderer Votant forderte: «Der Gemeinderat soll nochmals verhandeln.»

Auch genehmigte die Gmeind mit 102 Ja- zu 21-Nein-Stimmen einen Rückweisungsantrag zum 456000-Franken-Kredit zur Erschliessung der «Kernzone Nord». Dabei handelt es sich um die Erschliessung des Alterszentrums von Norden via Rössliweg, wo sich die Kita befindet. Bemängelt wurde etwa, dass es nach dem Ausbau der Strasse zu wenig Platz für Kinderwagen gebe.

Fiko stellte sich gegen Umbau

Für Diskussionen sorgte überdies der Zusatzkredit für den Umbau des Gemeindehauses. Es war das letzte Geschäft, das Markus Hugi (FDP) als Gemeinderat präsentierte. Er war nicht mehr zur Erneuerungswahl angetreten und verlässt das Gremium auf Ende Jahr. Ergänzend zum 2019 bewilligten Kredit von 1,9 Millionen Franken forderte der Gemeinderat für den Umbau des Gemeindehauses einen Nachtragskredit von 870000 Franken. Mit dem Geld soll das angepasste Umbauprogramm realisiert werden. «Hier geht es um Wünschbares und nicht um Notwendiges», sagte Fiko-Präsident Zollinger. Der Umbau sei unverhältnismässig. Aus diesem Grund lehne die Fiko den Antrag ab. Der Ausbau sei nötig, weil die Verwaltung den Platz brauche, entgegnete Hugi.

Vorgesehen sind Arbeits- und Besprechungsräume für die Einwohnerdienste, die Jugend- und Familienberatung, die Finanzverwaltung, Kommissionen und ein Gemeinschaftsraum als Ersatz für den heutigen Pausenraum. Weiter gab Hugi zu bedenken: «Die Gemeinde wird wachsen, deshalb müssen wir Arbeitsplätze bereitstellen.» An der Kritik der Fiko störte sich Gemeindeammann Möckel. Der Gemeinderat habe der Fiko einen ständigen Sitz in der Baukommission zur Verfügung gestellt, sagte er. «Sie hat ihn nicht genutzt, das macht mich sauer.»

Möckel fällte den Stichentscheid

Die Abstimmung brachte ein unerwartetes Ergebnis, 67 Ja- zu 67 Nein-Stimmen, also unentschieden. Somit stand Gemeindeammann Möckel der Stichentscheid zu. Dank seiner Stimme wurde der Nachtragskredit mit 68 Ja- gegen 67 Nein-Stimmen genehmigt. Ob dieses Resultat hält, wird an der Urne entschieden, denn die SVP kündigte ihr Referendum an.

Gemeinderat Lukas Wopmann (Die Mitte) präsentierte das Budget 2022. Es weist bei einem Umsatz von rund 36,1 Millionen Franken einen Ertragsüberschuss von 1,73 Millionen Franken auf. Da der Cashflow mit 3,44 Millionen Franken tiefer ist als die geplanten Investitionen von 3,97 Millionen Franken, resultiert ein Finanzierungsfehlbetrag. Damit dürften die Nettoschulden im kommenden Jahr auf 11,17 Millionen Franken anwachsen, was 1643 Franken pro Einwohner beträgt. Der Steuerfuss bleibt bei 103 Prozent. Das Budget könne mit gutem Gewissen zur Annahme empfohlen werden, führte Fiko-Präsident Zollinger aus. Das Budget wurde dann auch mit grossem Mehr bei einer Gegenstimme bewilligt.

18 in Würenlos wohnhafte Personen bewarben sich um das Schweizer Bürgerrecht. Allen wurde dies mit grossem Mehr ohne Gegenstimme zugestanden. Ebenfalls so deutlich wurden die Kreditabrechnungen für die Belags- und Werkleitungssanierung Kreisel Steinbruch bis SBB-Niveauübergang sowie Werkhof Tägerhard gutgeheissen. Den weiteren Kreditanträgen wurde grossmehrheitlich zugestimmt. Es waren dies die Strassen- und Werkleitungssanierung Grimmistalstrasse, die Strassen- und Werkleitungssanierung Ötlikon, die Werkleitungssanierung Tannwiesenweg, die Sanierung des Abwasserpumpwerks Tägerhard, der Neubau der Kanalisation Buechzelglistrasse 2. Etappe sowie die Erschliessungen «Gatterächer Ost».

Markus Hugi wurde verabschiedet

Abschiednehmen hiess es beim letzten Geschäft des Abends. Das Aargauer Stimmvolk sprach sich im Herbst 2020 an der Urne gegen die Schulpflegen aus. Sie werden auf Ende Jahr abgeschafft. Somit endet die Amtszeit von Rainer Kirchhofer (Präsident, parteilos), Roland Hausherr (Vizepräsident, parteilos), Markus Geissmann (parteilos), Katrin Brunner (Initiative 5436) und Martin Sekinger (SVP). Weiter wurden verabschiedet: Roland Frei (SVP) und Oliver Ruppen (FDP) (beide Finanzkommission) und Andrea Keller-Baumgartner (Die Mitte, Vizepräsidentin Steuerkommission).

Mit Dankesworten von Gemeindeammann Möckel und Applaus der Versammlung wurde Markus Hugi als Gemeinderat verabschiedet. Er war sechseinhalb Jahre lang Mitglied der Exekutive. Hugi betreute die Bereiche Hochbau, Liegenschaften, Denkmalpflege, Heimatschutz, öffentlicher Verkehr, Gewässer sowie das Kloster Fahr und die Kirchen. In bewegten Worten sprach Hugi allen, insbesondere den Mitarbeitenden des Baubereichs, seinen Dank für die gute Zusammenarbeit aus.

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