In seinem eigenen kleinen Universum

Der Würenloser Lukas Schmid fotografiert gerne die Sterne. Ein Gespräch über den Weltraum und unendliche Weiten.

Die Sonne verfinstert sich.

Die Sonne verfinstert sich.

Die unserer Milchstrasse nächste Spiralgalaxie M31, auch Andromedanebel genannt. Lukas Schmid

Die unserer Milchstrasse nächste Spiralgalaxie M31, auch Andromedanebel genannt. Lukas Schmid

«Plötzlich ist da ein dunkles, schwarzes Loch am Himmel. Die Tiere werden ruhig. Es wird kalt», sagt Lukas Schmid mit einer Mischung aus Ehrfurcht und kindlicher Faszination in der Stimme. Kurz zuvor war der Himmel noch strahlend blau. Er und sein Vater standen zusammen am Meer, an der Küste Chiles. «Ich bin zwar überhaupt nicht religiös, aber das war doch ein recht spirituelles Erlebnis», erzählt Schmid. Das war 2019, als sich der Mond zwischen Sonne und Erde geschoben und für eine totale Sonnenfinsternis gesorgt hatte. Schmids Vater macht das schon seit Jahren. Reist den Sonnenfinsternissen auf der Welt hinterher. Seinem Sohn hat er das Interesse an Astronomie schon früh mitgegeben.

Lukas Schmid erzählt von Hale Bopp, dem berühmten Kometen, den er wie Millionen Menschen Ende der 90er-Jahre beobachten konnte. Schwärmt von der totalen Sonnenfinsternis 1999, für die er nach Stuttgart reiste, nur um in einen wolkenverhangenen Himmel zu blicken, aber trotzdem von diesem Licht schwärmt, vom «bleiernen Licht», wie es sein Vater formuliert habe. Gefühle, die dabei eine Rolle spielten, waren Ehrfurcht vor all den Dingen in unserem Universum, die wir noch nicht kennen, vielleicht Demut, ganz sicher Faszination ob all der unvorstellbaren Distanzen. Astronomie ist mehr als Technik und Mathe, wie schon Friedrich Schiller wusste: «Schwatzet mir nicht so viel von Nebelflecken und Sonnen, / Ist die Natur nur gross, weil sie zu zählen euch gibt?», schrieb er in «An die Astronomen».

Vor 10 Jahren dann hat sich Schmid, jetzt 40 Jahre alt, sein erstes eigenes Teleskop gekauft und die Ringe des Saturn beobachtet. «Das zu sehen, war total surreal», sagt er. Vor rund 4, 5 Jahren dann hat Schmid mit Astrofotografie begonnen. «Es hat sicher eineinhalb Jahre gedauert, bis ich einigermassen solide Bilder hingekriegt habe.» 80 Prozent der Zeit, die er mit dem Teleskop verbracht habe, sei frustrierend gewesen, sagt Schmid, aber am Morgen aufzustehen und herauszufinden, dass die Bilder gelungen sind, sei ein grossartiges und befriedigendes Gefühl.

Die Sonne findet man immer

Zunächst habe er mit Sonnenbildern begonnen, «eine ganz andere Geschichte als Deep-Sky-Fotografie», erzählt er. Sonnenbilder seien nicht einfach, aber simpler. Schliesslich fotografiert man bei Tag und «die Sonne findet man immer». Bilder des Deep Sky – also des Himmels jenseits unseres Sonnensystems – seien bedeutend schwieriger. Um ein gutes Bild zu kriegen, muss alles stimmen. Technik, Wetter, Lichtverhältnisse. Gerade im urbanen Gebiet, oder nur schon in einer bewohnten Siedlung ist es aufgrund der sogenannten Lichtverschmutzung schwierig bis unmöglich, richtig zu fotografieren.

«Bis du wirklich ready bist, um Bilder aufzunehmen, machst du etwa sechs, sieben Prozesse durch. Dann musst du das Objekt finden, wissen, welche Vergrösserung du brauchst – eine Galaxie braucht eine andere Vergrösserung als ein Nebel», erklärt Schmid das Prozedere. Und die Nachbearbeitung der Bilder darf man auch nicht vergessen.» Ein Universalteleskop für alle Arten von Bildern gibt es nicht, das heisst du brauchst verschiedene Teleskope mit verschiedenen Brennweiten, dann geht es weiter mit verschiedenen Kameras...» Das Hobby Astrofotografie ist also nicht nur komplex, sondern auch teuer. Wenigstens die Software, die man dazu braucht, ist meistens Open-Source, freut sich Schmid.

Eine Sternwarte für den Aargau

Schmid, der erst seit Februar in Würenlos lebt, mit seiner Freundin und deren Tochter, will sein Hobby aber noch erweitern: Aus der Begeisterung für Astrofotografie und Astronomie möchte Schmid eine Sternwarte machen, die dereinst in Bad Zurzach stehen soll. 12 PARSEC soll sie heissen, in Anlehnung an Han Solo aus dem Science-Fiction-Film Star Wars. Bis es so weit ist, dürfte aber noch einige Zeit vergehen. Vor allem die Finanzierungsfrage hält ihn im Moment auf Trab. Der Fonds von Swiss Los soll seinen Teil spielen, ebenso zieht er ein Crowdfunding in Betracht. Dass das ein schwieriges Unterfangen wird, weiss Schmid. «Es ist ein Nischenthema» und das, obwohl wir doch alle unter demselben Himmel wohnen. «Die Menschen schauen weniger in die Sterne», sagt Schmid. Im Gespräch hatte er herausgefunden, dass selbst seine Freundin noch keine Sternschnuppe gesehen hat. Dies erzählte er dem Nachbarn, der ebenfalls gestand, noch nie eine gesehen zu haben. «Ich sagte, so, jetzt gehen wir im Sommer mal raus und schauen einfach in den Himmel». Lange dauerte es nicht, bis das Grüppchen Sternschnuppen sah, «auch, weil ich wusste, dass mit einem Schauer zu rechnen war», sagt Schmid.

Die Sternwarte solle Öffentlichkeitsarbeit leisten, dazu einladen, Fragen zu stellen, die Popkultur einsetzen, findet Schmid. Die Limmatwelle observiert weiter.

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