Diskussion ja, Debatte nein

In einer sehr konsensorientierten Runde haben sich fast alle Kandidierenden der Gemeindewahlen von Würenlos den Podiumsfragen gestellt.

Auf dem Podium: Anton Möckel, Nico   Kunz, Consuelo Senn, Barbara Gerster Rytz und Steven Schraner. (v.l.) (Bild: Robin Schwarz)
Auf dem Podium: Anton Möckel, Nico Kunz, Consuelo Senn, Barbara Gerster Rytz und Steven Schraner. (v.l.) (Bild: Robin Schwarz)

Die Würenloser Gemeinderatsparteien FDP, Die Mitte und SVP haben am letzten Mittwochabend zu einer Wahlveranstaltung für die Gesamterneuerungswahlen von Ende September geladen. Beworben wurde zuvor eine «spannende Diskussionsrunde» mit den Kandidierenden des Gemeinderats unter Moderation des Tele-Würenlos-Reporters Jürg Frei sowie einem anschliessenden Apéro.

Nicht alle Kandidierenden hatten es an diesem Abend in die Alte Kirche Würenlos geschafft. Gemeinderat Lukas Wopmann (Die Mitte) musste sich krankheitshalber abmelden, während der parteilose Hugo Rolli der Veranstaltung weder zu- noch abgesagt hatte. Die Limmatwelle weiss jedoch, dass er sich noch am Dienstagabend im Ausland aufgehalten hatte. Anwesend war also der Rest des Gesamtgemeinderats, der sich zur Wiederwahl stellt – der abtretende Markus Hugi (FDP) sass im Publikum – sowie die beiden neu kandidierenden Steven Schraner (SVP) und Consuelo Senn (FDP).

Es war eine konsensorientierte und vorsichtige Runde an diesem Abend und so waren sich die Diskutierenden im Grossen und Ganzen bei den meisten Themen einig. Nur Steven Schraner wagte sich hie und da leicht in die Offensive, etwa, nachdem Gemeindeammann Anton Möckel (parteilos) die Finanzen von Würenlos als grundsolide verteidigt hatte, worauf Schraner zu bedenken gab, er glaube, es komme «einiges auf die Gemeinde zu». Insgesamt lässt sich der Abend aber mit einem Wort von Consuelo Senn zusammenfassen: «Die grossen Parteiprogramme spielen weniger eine Rolle, sondern die Sache.»

Gemeinderatszauberformel

So erklärte Ammann Möckel, die Gemeinde müsse sich hin und wieder gegen den Kanton wehren, zum Beispiel bei den Verkehrsplänen der Oase, in denen Würenlos «ignoriert» worden sei – der Verkehr im Dorf gibt allenthalben zu reden, beispielsweise die Zugbarriere. So sprach sich Schraner gegen eine höhere Frequentierung durch die Züge aus. Wehren müssen habe man sich auch bei den Prozessen rund um die Deponie Steindler. Das bringe etwas: Der Kanton habe nun sein Verfahren angepasst, eben weil sich Würenlos gewehrt habe und dem Kanton die Fehlerhaftigkeit des Prozesses klar geworden sei.

Beim Thema Zusammensetzung des zukünftigen Gemeinderats sprach sich Vizeammann Nico Kunz (FDP) für die Bisherigen aus, man habe als Team gut zusammengearbeitet. Barbara Gerster Rytz sprach sich – als einzige kandidierende Frau – für Diversität im Exekutivgremium aus. Sie glaube, dass ein Gemeinderat, der aus verschiedenen demografischen Schichten zusammengesetzt ist, die besseren Entscheidungen trifft.

Ein bisschen aktivieren Wahlkampf gab es bei der Frage, welche Qualifikationen man für den Gemeinderat, insbesondere für das vermutlich frei werdende Ressort Hochbau, mitbringen werde. Consuelo Senn antwortete, er sei als Bauingenieur bereits tief in der Materie drin, während Steven Schraner, Bankfachmann, sagte, seine Fähigkeiten als Projektmanager würden ihm einen anderen Blickwinkel auf die Sache ermöglichen.

Schraner und der Faschismusvorwurf

Ein bisschen knisterte es bei einer Publikumsfrage zum Thema Covid-Impfung. Sämtliche Kandidierenden auf der Bühne gaben diplomatische Antworten ab, jeder müsse selber entscheiden können, wobei Barbara Gerster Rytz noch am dezidiertesten für die Impfung Stellung bezog. Impf- und Maskenkritiker Steven Schraner blieb in seiner Antwort überraschend zahm. Im Vorfeld der Wahlveranstaltung geriet der SVP-Politiker in die grössere mediale Öffentlichkeit, nachdem er den Chefredakteur des «Blicks» auf Facebook als «Faschist» bezeichnet hatte. Dieser hatte in einem Artikel geschrieben, Ungeimpfte würden sich wiederholt testen lassen oder Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Verteidigte er gegenüber «Tele M1» seine Wortwahl noch – es sei zwar ein hartes Wort, man müsse es aber im Kontext sehen –, weicht er nun zurück: «Das war ein Fehler. So eine Äusserung bringt niemandem was», sagt Schraner gegenüber der Limmatwelle. Er wolle den Kommentar aber nicht löschen, weil man «auch zu seinen Fehlern stehen soll» und er diesen «nicht vertuschen» wolle. Schraner scheint indes die Lust auf soziale Medien vergangen zu sein. Er schloss vor einigen Tagen seinen Twitter-Account, auf dem er in hartem Ton gegen die Coronamassnahmen angeschrieben hatte. Vor einer Woche wurde er dafür auch in einem Leserbrief in dieser Zeitung kritisiert. Als Grund für sein Verschwinden bei Twitter gibt Schraner an, soziale Medien würden zu viel Zeit in Anspruch nehmen: «Sie nehmen mir mehr, als sie mir geben. Diese Zeit verbringe ich lieber mit meiner Familie oder diskutiere in echt mit meinen Mitmenschen», so Schraner. Er ziehe es auch in Erwägung, sein Facebook-Konto nach dem Wahlkampf zu löschen.

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