Vom Mythos der Badi-Pommes

Deborah Schmeddeshagen schmeisst mit ihrem Mann zusammen die Badibeiz. Das ist eine Siebentagewoche. Vier Monate lang. Ein Sommerporträt.

Strahlendes Lachen und harte Arbeit: Deborah Schmeddeshagen in ihrer Domäne, dem Kiosk. (Bild: Robin Schwarz)
Strahlendes Lachen und harte Arbeit: Deborah Schmeddeshagen in ihrer Domäne, dem Kiosk. (Bild: Robin Schwarz)

Bei kaum einer Sache wird sich die zerrissene Menschheit so einig sein wie bei ihnen. Sie haben seit Anbeginn ihrer Existenz anno Fritteuse längst Legendenstatus erreicht: Badi-Pommes. Nirgends sind Pommes frites so gut wie in der Badi. Dabei sind es doch eigentlich nur Pommes wie alle anderen. Nein, klärt Deborah Schmeddeshagen auf. Das Geheimnis: «Wir haben spezielle Pommes frites», sagt sie verschmitzt. «Sie haben einen Knuspermantel», lüftet sie das Geheimnis, «sie kosten ein bisschen mehr, dafür bleiben sie länger warm und knusprig, nicht wie bei McDonald’s, deren Pommes schnell labbrig werden.»

Deborah Schmeddeshagen pachtet zusammen mit ihrem Mann Eric seit der Saison 2019 die Beiz in der Badi Wiemel in Würenlos. Schmeddeshagen, die in Wettingen Hotelfachassistentin gelernt hat, kennt die Gastrobranche gut und sagt über den Betrieb in der Badi: «Die Leute sind anders. Zufriedener, dünkt es mich.» Es gebe zwar auch Tage, an denen es hektisch werde, «wenn es zu heiss ist». Dann wird auch mal gedrängelt und reklamiert, wenn es nicht schnell genug geht, obwohl doch die Leute eigentlich zur Entspannung hier sind. Genau das sage sie den Niezufriedenen dann: «Sie sind doch in der Badi, dann haben Sie doch auch fünf Minuten länger Zeit.» Die Kunden und Kundinnen würden das auch annehmen, ein bisschen so, als würde man sie zurück in die Realität holen. «Einfach easy», sagt Schmeddeshagen und lacht. «Viele Leute schätzen, was wir hier leisten und tun. Und das sogar mehr und öfter als in einem Restaurant», sagt sie. Verantwortlich dafür könnte eine paradoxe Wechselwirkung sein: «In einem Restaurant ist es vielleicht halt einfach so, man wird bedient – hier müssen die Leute ihr Essen selber holen und abräumen, sie müssen eigentlich mehr selber tun.»

Eigentlich wunschlos glücklich

«Im Grossen und Ganzen haben wir es hier wirklich gut», sagt Schmeddeshagen. «Das Klima ist super, ob mit der Kasse, den Bademeistern oder unseren Angestellten.» Schmeddeshagen wirkt bescheiden und genügsam. «Wenn die Leute zufrieden sind, bin ich auch zufrieden.» Sie steht vor allem am Kiosk und ihr Mann an der Kasse. Und dann ist da noch das Küchenpersonal. «Wir haben jemanden, der den ganzen Tag, 12 Stunden, an der Fritteuse steht und Pommes, Chicken Nuggets, Fischknusperli macht.» Harte Arbeit.

Der Kiosk ist die Front, dort wo süsskrambegierige Kinder ihr Taschengeld ausgeben, rumhampeln, rumschreien. «Ich habe diese Nerven», sagt Schmeddeshagen und lacht, «ich finde das noch schön. Ich arbeite gerne mit Kindern, mir macht das nichts aus.» Dieser Satz «mir macht das nichts aus» ist einer, den Schmeddeshagen oft sagt. Auch über ihre Arbeitszeiten beispielsweise. «Ich arbeite einfach gern», betont sie. «Bei normalem Wetter hat man wirklich etwas zu tun und man weiss am Abend, was man gemacht hat.» Das beginnt bereits früh am Morgen beim Salatrüsten, beim Mis-en-place, bei der ganzen Vorarbeit. Obwohl die meisten die Arbeit der Badi-Beiz schätzen, sehen das viele nicht, sagt Schmeddeshagen. «Wir kommen nicht erst um 12 und fangen dann mal an.» Die Badi schliesst um halb neun, wenn der Tag viel zu tun gab, komme man manchmal erst um halb 10 oder 10 raus. «Jeden Tag, viereinhalb Monate lang.» Das gehe gut, schliesslich seien es ja «nur» viereinhalb Monate. Und man gewöhne sich da auch dran. Ferien im Sommer gibt es keine, dafür im Herbst. Dann geht es zum Beispiel mal auf eine Kreuzfahrt. «Im Sommer gehen ja alle anderen auch in die Ferien und hier ist es schliesslich auch warm.»

Wäre es das ganze Jahr über Sommer, gut möglich, dass sie dann das Geschäft aufgeben würde, um nur noch die Badi-Beiz zu betreiben. Während der Rest der Welt scheinbar immer unzufriedener wird, bleibt Schmeddeshagen ausgeglichen. «Das ist doch schön!» ruft sie lachend. «Wunschlos glücklich?» – «Ja.»

Noch einmal ein letztes Lachen zum Ende des Gesprächs.

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