Er rudert seinem Olympiatraum entgegen

Scott Bärlocher aus Würenlos schaffte es im Coronajahr ins sechsköpfige Olympiakader der Ruderer. Deswegen wurde er jetzt auch zum Aargauer Sportler des Jahres 2020 nominiert.

Vom Clubruderer zur

Vom Clubruderer zur

               Lokalprominenz: Der Erfolg spornt den Ruderer an. zVg

Lokalprominenz: Der Erfolg spornt den Ruderer an. zVg

Allen Einschränkungen und abgesagten Sportwettkämpfen zum Trotz war das Coronajahr für Scott Bärlochers Ruderkarriere ein Segen. Dem Würenloser gelang 2020 der Sprung ins sechsköpfige Olympiakader des «Vierer ohne». Dieser Erfolg führte auch mit sich, dass der 23-Jährige nun zum Aargauer des Jahres 2020 nominiert wurde. Er tritt gegen die 1. Mannschaft des FC Aarau, Judoka Daniel Eich aus Gebenstorf und das Curling-Team Bern Schwaller mit Marcel Käufeler aus Wettingen und Romano Meier aus Ehrendingen an. Bis gestern konnten Sportfans online für ihre Favoriten abstimmen. Morgen Freitag wird das Organisationskomitee Sport-Gala den oder die Gewinner bekannt geben.

«Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass ich ins Finale komme», sagt Bärlocher. Sein Heimclub, der Ruderclub Baden, schlug ihn der Sport-Gala als Kandidat vor. «Es ist cool, ich wurde noch nie für eine Sportwahl nominiert», sagt er. Für Bärlocher wäre der Titel die Krönung eines gelungenen Sportjahres. Und wenn der Erfolg ihm weiterhin so hold sein sollte, könnte er die Wahl tatsächlich für sich entscheiden.

Seit drei Jahren trainiert er im Nationalkader in Sarnen

Bärlochers Glückssträhne begann 2020 mit der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio aufgrund der Pandemie. «Das bewog zwei Ruderer aus dem Olympiakader dazu, zurückzutreten. Dank meiner Leistungssteigerung im letzten Jahr konnte ich mir einen dieser beiden Plätze sichern», erzählt Bärlocher. Es sei eine unglaubliche Chance, dass er es in die Mannschaft geschafft habe. «Ich habe nun die Möglichkeit, drei Jahre früher an den Olympischen Spielen zu starten als geplant», sagt der 23-Jährige. Als fünfter Mann im Team gilt er als Ersatz. Sein Ziel ist es nun, durch weitere Leistungssteigerungen in den kommenden Monaten einen Startplatz im Boot an den Olympischen Sommerspielen im Juli in Tokio zu ergattern. Dafür schuftet Bärlocher hart. Seit seinem Einstieg ins Nationalkader mit 20 Jahren trainiert er in Sarnen. Drei Trainingseinheiten stehen an sechs Tagen in der Woche auf dem Programm. «Ich rudere mehr als 200 Kilometer pro Woche und muss dafür 5000 bis 6000 Kalorien am Tag zu mir nehmen.» Hinzu kommen drei- bis viermal Krafttraining wöchentlich.

Für seinen Olympiatraum nimmt Bärlocher, der in Teilzeit Elektrotechnik an der ETH Zürich studiert, die Arbeit gerne auf sich. «Klar gibt es Tage, an denen man keine Lust hat zu trainieren. Vor allem im Januar bei Minustemperaturen um halb sieben Uhr morgens musste ich fest gegen meinen inneren Schweinehund kämpfen», sagt er und lacht. Mühe, sich zu motivieren, habe er aber nie. «Ich will gewinnen, ich will an den Olympischen Spielen im Sommer starten. Das spornt mich an.»

Ihm gefällt nicht nur der körperliche, sondern auch der mentale Aspekt beim Sport. «Das kann man auch sonst im Leben brauchen. Wenn du merkst, dass du gut bist und es so weit gebracht hast, dann kannst du nicht anders, als deinem Traum hinterherzujagen.» Eines seiner Vorbilder ist der britische Ruderer Steven Redgrave, der zwischen 1984 und 2000 bei fünf aufeinanderfolgenden Olympischen Spielen Goldmedaillen gewann. Für Bärlochers schottische Familie in Edinburgh ist der schottisch-schweizerische Doppelbürger bereits jetzt ein junger Redgrave.

Dass er wegen des Ruderns auf vieles verzichten muss, findet Bärlocher nicht. «Seitdem ich vor drei Jahren zum Vollzeitathleten wurde, empfinde ich es gar nicht so. Rudern ist mein Job.» Anders sah es in der Teenagerzeit aus. «Wenn man noch in die Schule oder Lehre geht und abends im Ruderclub trainiert und mit den Freunden nicht in den Ausgang gehen kann, weil am Wochenende Wettkämpfe stattfinden, ist es nicht leicht, Prioritäten zu setzen», sagt Bärlocher. Wenn er zurückschaue, bereue er jedoch nichts.

Er startete mit 15 Jahren im Ruderclub Baden

Zum Rudern kam er mit 15 Jahren. Er startete beim Ruderclub Baden beim Neuenhofer Stausee. Aufmerksam auf den Sport wurde der Student an einem Sporttag an der Bezirksschule Wettingen. «Die Schule hatte Rudergeräte des Ruderclubs Baden ausgeliehen, an denen wir uns messen konnten», erinnert sich Bärlocher. Die besten zehn Resultate seien notiert worden. «Diese Schülerinnen und Schüler wurden dann vom Ruderclub Baden eingeladen. Ich war einer davon.» Ein Familienfreund, der dort als Juniorentrainer tätig war, ermunterte ihn, mit dem Sport anzufangen.

«Zu Beginn hatte ich noch keine Routine und verlor öfters bei Spassregatten. Ich beobachtete jedoch die Gewinner. Ihr Jubel motivierte mich, es auch einmal aufs Treppchen zu schaffen. So fing ich an, vier- bis fünfmal pro Woche zu trainieren», sagt Bärlocher. Heute findet er es surreal, dass er an der Stelle seiner früheren Vorbilder steht und andere zu ihm hochschauen. «Wenn ich darüber nachdenke, freut es mich sehr. Ein Traum geht in Erfüllung», sagt Bärlocher. Er habe es vom unbekannten Clubruderer zur lokalen Prominenz geschafft.

Doch wer den ehrgeizigen Sportler kennt, weiss, dass das erst der Anfang ist.

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