Glücklich, dass kein Referendum ergriffen wurde

Das Alterszentrum wird definitiv auf der Zentrumswiese gebaut. Im Interview sagt Toni Möckel, wie der Zeitplan aussieht und welchen Einfluss die Einsprachen aufs Vorentscheidsgesuch haben.

Toni Möckel vor den Plänen zum Alterszentrum. Bild: Melanie Bär
Toni Möckel vor den Plänen zum Alterszentrum. Bild: Melanie Bär

Niemand hat gegen die an der Wintergmeind gefällten Entscheidungen ein Referendum ergriffen. Somit erhält die Alterszentrum Würenlos AG das Baurecht auf der Zentrumswiese. Dies, obwohl der Standort vorgängig zu vielen Diskussionen geführt hat. Sind Sie erleichtert? Sowohl als Gemeindeammann als auch als Verwaltungsratspräsident der AG bin ich glücklich, dass kein Referendum gegen den Entscheid ergriffen wurde. So können wir nun den Baurechtsvertrag abschliessen und die Finanzierung angehen. Wenn ich von wir rede, meine ich den Verwaltungsrat, in dessen Rolle ich das Interview gebe. Es ist ein gutes Zeichen, dass die grosse Mehrheit der Bevölkerung für den Bau des Alterszentrums ist und sie will, dass es vorwärtsgeht.

Nehmen Sie die kritischen Stimmen, die es im Vorfeld zum Standort gab, trotzdem ernst? Ich kann andere Meinungen sehr gut akzeptieren. Ich freue mich aber natürlich, dass die Mehrheit der Meinung ist, dass Senioren ins Zentrum gehören, mitten ins Leben unserer Gemeinde und nicht irgendwo an den Rand. Für mich persönlich war das nie eine Frage. In meiner vorherigen Rolle als Gemeinderat habe ich aber auch eingewilligt, die Standortvarianten zu prüfen. Die Mehrheit hat den Standort im Zentrum jetzt zum zweiten Mal deutlich bestätigt. Somit ist die Diskussion um den Standort endgültig beendet.

Andere kritische Punkte stehen noch im Raum. Etwa die Einsprachen, die aufs Vorentscheidsgesuch eingingen, das die Alterszentrum Würenlos AG mittlerweile zurückgezogen hat. Inwiefern fliessen die Erkenntnisse aus diesen Einsprachen trotzdem ins Bauvorhaben ein? Die Einsprachen helfen uns bei der Weiterentwicklung. Die Anliegen, dass beispielsweise weniger Höhe, weniger Volumen oder eine leichtere Bauweise gewünscht wird, werden wir ins Vorprojekt und später ins Baugesuch einfliessen lassen. Allerdings hatten wir uns durch ein Vorentscheids-verfahren mehr Rückschlüsse zur Grobplanung erhofft. Beispielsweise der Höhe und Positionierung, um nicht unnötig Geld für eine Planung auszugeben, die nicht ankommt. Doch mehrheitlich machten die Anwohner Einsprachen zu Themen, welche noch gar nicht Gegenstand des Vorentscheidsgesuches waren. Sie bemängelten zum Beispiel die Fassade. Das hat uns dazu bewogen, das Vorentscheidsgesuch zurückzuziehen und die Detailplanung früher als geplant zu machen, um Klarheit zum Bau zu ermöglichen.

Die Erschliessung wurde beispielsweise kritisiert. Der Vorwurf, dass sie nicht vorhanden ist, stimmt nicht. Mit dem Standort durch die Baurechtabgabe kann jetzt auch die Erschliessung definitiv angepasst werden. Sie ist Sache der Gemeinde, die AG macht lediglich den Angleich zur Erschliessungsstrasse. Auf der Höhe der Post soll etwa die Zufahrtsstrasse verbreitert werden. Die Gemeinde hat mit dieser Erschliessungsanpassung gerechnet und das Postgebäude aus strategischen Gründen vor zwei Jahren gekauft. Das heutige Übel auf der Poststrasse besteht darin, dass der Verkehr schlecht funktioniert, wenn Parkierungsmanöver vor dem Coop und der Post gemacht werden. Bei der Überarbeitung der Erschliessung über die Poststrasse müssen auch die Schleppkurven mitberücksichtigt werden, welche die vorgesehenen Fahrzeuge beim Befahren von Kurven und beim Wenden benötigen.

Das Volumen des Gebäudes gab auch zu reden. Inwiefern hat das mit dem Hochwasserschutz zu tun? Damit bei Hochwasser vom Bach her kein Wasser ins Gebäude läuft, dient die Rückseite des Gebäudes als Hochwasserschutz und muss die Höhenquote eines 100-jährigen Hochwassers erreichen. Um das Gebäude als Ganzes nicht zu voluminös erscheinen zu lassen, haben wir – wo es möglich und sinnvoll ist – gegenüber der ersten Planung ein Stockwerk weggenommen. Jetzt wechseln sich zwei bis vier Stockwerke ab und das Gebäude wirkt dadurch kleiner und feiner.

Inwiefern trägt auch die Umgebungsplanung dazu bei, dass der Bau nicht zu gross wirkt? Als Antwort auf die Reaktionen aus der Bevölkerung haben wir anstelle eines grossen, geschlossenen Baukörpers zwei gemacht. Zwischen den Gebäudeteilen entsteht ein Weg zum Bach, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Landschaftsarchitekten planen in Abstimmung mit der Bauverwaltung und der Alterszentrum Würenlos AG die Umgestaltung der Zentrumswiese. Denn man darf nicht vergessen: Der grössere Teil der Zentrumswiese bleibt unbebaut und wird zur gleichen Zeit von der Gemeinde als Naherholungsgebiet mit Bachzugang für die Bevölkerung gestaltet.

Damit auch die Ortsbildverträglichkeit gewährleistet ist, stimmen sich Planer mit der Denkmalpflege des Kantons ab. Diese Zusammenarbeit ist neu am Anlaufen.

Inwiefern ist die künftige Betreiberin, die Oase Gruppe Rümlang, in die Planungen involviert? Sie wird in alle innerbetrieblichen Abläufe miteinbezogen. Schliesslich haben die internen Abläufe und Einrichtungen später einen direkten Einfluss auf den Betrieb und dessen Kosten.

Per Ende Jahr ist Gemeinderat Markus Hugi aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden, wieso? Bei der Gründung der gemeinnützigen AG, die zu hundert Prozent im Besitz der Einwohnergemeinde ist, brauchte es vor allem eine politische Zusammensetzung. In der jetzigen zweiten Phase wird die fachliche Konstellation immer wichtiger. Deshalb nahm auf Anfang Jahr Jasmin Hotz Einsitz. Die Würenloserin ist Rechtsanwältin und im Baurecht spezialisiert, daher ergänzt sie den Verwaltungsrat mit diesem Wissen sehr gut.

Wäre auch ein Ausscheiden von Ihnen als Gemeindeammann, anstelle von Gemeinderat Hugi, eine Option gewesen? Sie vertreten ja auch die politische Ebene. Theoretisch ja, das wäre aber nicht sinnvoll gewesen. Ich beschäftige mich seit mehr als zehn Jahren mit dem Alterszentrum: Als Ressortvorsteher im Gemeinderat und vorher als Vorstandsmitglied des Vereins Alterszentrum. Zudem war ich Mitglied des Verwaltungsrats im St. Bernhard Wettingen. Ich habe somit im Gemeinderat das grösste Fachwissen. Manchmal wird mir wegen dieser Doppelrolle als Verwaltungsrat und Gemeindeammann Befangenheit vorgeworfen. Ich finde diese Kritik unberechtigt, da die AG, wie bereits erwähnt, zu hundert Prozent der Gemeinde gehört und sie somit auch von Gemeindevertretern mitgesteuert werden soll. Markus Hugi kann dank dem Ausscheiden nun als Vorsteher des Ressorts Bau diese Funktion wieder wahrnehmen. Das ist insbesondere dann gut, wenn es darum geht, das Baugesuch aus Gemeindeoptik zu beurteilen. Solange ich im Verwaltungsrat bin, werde ich weiterhin in dieser Sache im Ausstand bleiben.

Wie sieht der aktuelle Zeitplan aus? Bis mindestens Ende Mai entwickeln wir das Vorprojekt weiter. Daraus entsteht das Baugesuch, das wir hoffentlich im Sommer bei der Gemeinde einreichen können. Danach gilt es, die Fristen abzuwarten. Wir gehen von Einwendungen aus und rechnen damit, dass es mindestens ein halbes Jahr dauert, bis die definitive Baubewilligung vorliegt. In dieser Zeit werden wir uns intensiv mit den Kostenplanern beschäftigen und Unternehmerofferten einholen. Im 2022/23 wollen wir mit dem Bau starten, auch wenn das ambitiös ist. Ich hoffe, dass im 2025 die ersten Senioren ins Würenloser Alterszentrum einziehen können.

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