Bei der alten «Chilemetzg» gibt es elf Wochnungen - nächste Woche fahren die Bagger auf

Seit Jahren plant die Katholische Kirchgemeinde Würenlos den Abriss des alten Hochstudhauses. Eine Überbauung entsteht.

Bei der alten Chilemetzg in Würenlos beginnt nächste Woche der Rückbau. Im Bild: Martin Leder und Verena Zehnder. Rahel Bühler
Bei der alten Chilemetzg in Würenlos beginnt nächste Woche der Rückbau. Im Bild: Martin Leder und Verena Zehnder. Rahel Bühler

Rund um die katholische Kirche in Würenlos wird es ab kommender Woche laut: Der Abriss des 400-jährigen Hochstudhauses, «Chilemetzg» genannt, beginnt. Ein Mehrfamilienhaus mit Wohnungen, Gemeinschaftssaal und Gewerberaum ersetzt das Haus. 1964 hat die Katholische Kirchgemeinde Würenlos das Haus, das neben der Kirche steht, gekauft. Einige Jahre war es eine Metzgerei. Später wollte die Kirchgemeinde aus dem Areal einen Friedhof machen, weil der alte zu klein wurde. Mittlerweile ist klar: Die Erweiterung braucht es nicht. Die Leute wünschen mehr Gemeinschafts- statt Einzelgräber. Das Hochstudhaus hat keinen Nutzen mehr.

Verena Zehnder ist seit zwei Jahren Präsidentin der Kirchgemeinde. «Das Haus befindet sich in einem schlechten Zustand.» Deshalb ist eine Sanierung nicht vertretbar. Ein neuer Bau, der sich in die Umgebung des Kirchenviertels einfügt, soll das alte Haus ersetzen. Zu diesem Viertel gehören auch die katholische Kirche, die alte Kirche, das Sigristenhaus und das Pfarramt. «Es war der Grund, warum ich das Amt der Präsidentin übernommen habe.»

2012 bewilligte die Kirchgemeindeversammlung einen Kredit von100000 Franken für diverse Abklärungen. 2016 hat die Kirchgemeinde einen Wettbewerb veranstaltet. Gewonnen hat ihn das Badener Architekturbüro Meier Leder. «Das neue Haus soll ein Ensemble mit den historischen Bauten bilden», sagt Architekt Martin Leder. Da es mitten im Kirchenbezirk steht, soll es auch dem Gemeindewohl dienen.

Total kosten Planung und Bau des Neubaus 8 Millionen Franken

Ebenfalls 2016 genehmigte die Kirchgemeindeversammlung einen Kredit von 320000 Franken für die Planung. Ein Zürcher Raumplanungsbüro arbeitete mit der Gemeinde Würenlos einen Gestaltungsplan aus. Mit ihm werden Zahl, Lage, äussere Abmessungen, Zweck und Nutzen des künftigen Baus festgelegt.

2017 sprach die Kirchgemeindeversammlung den nächsten Kredit: 7,6 Millionen Franken für die restliche Planung und den Bau.Im September 2018 reichte die Gemeinde den Gestaltungsplan beim Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) des Kantons Aargau ein.Parallel fand ein Mitwirkungsverfahren in der Gemeinde statt, an dem sich niemand beteiligte. Im Dezember gab das BVU eine erste Stellungnahme ab. Danach musste man den Gestaltungsplan nochmals überarbeiten. So sei das normale Verfahren, bestätigt die Würenloser Bauverwaltung.

Der abschliessende Bericht des Kantons war im Mai 2019 vorhanden. Im Juli lag der Gestaltungsplan in der Gemeinde öffentlich auf. Es gab eine Einwendung, die man laut Bauverwaltung rasch lösen konnte. Die Gemeinde gab ihr Okay im Oktober.

Einen Monat später hat die Bauherrschaft bei der Gemeinde das Baugesuch eingereicht.In der öffentlichen Auflage ging eine Sammeleinwendung von Nachbarn ein. Sie kritisierten die Mauer, die die Einfahrt zur künftigen Tiefgarage bildet. Sie sei zu hoch. Im Juni 2020 gab es eine Einwendungsverhandlung. Es folgten mehrere Briefwechsel. Auch dann fanden sich die Parteien laut Bauverwaltung noch nicht. Im Oktober erfolgte die Baubewilligung der Gemeinde. Inklusive der kürzeren Mauer. Die Einwender haben daraufhin keine Beschwerde erhoben. «Wir waren lange im Ungewissen», sagt Zehnder. Am Projekt gezweifelt habe sie nie. «Mit diesem Neubau gibt es etwas Schönes, Vernünftiges.» Sie habe von der Bevölkerung viele positive Rückmeldungen erhalten.

Mittlerweile ist das weitere Vorgehen definiert: Anfang nächster Woche beginnt der Rückbau. Er dauert vier bis sechs Wochen. «Nach dem Aushub startet im April der Baumeister und im Verlauf des Sommers werden die ersten Holzbauelemente gestellt», sagt Leder. Bezugsbereit soll der Neubau Mitte 2022 sein. Je nachdem, wie das Wetter mitspielt.

Präsidentin: «Der Neubau gibt eine Aufwertung des Ortsbilds.»

Im Erdgeschoss gibt es drei Atelierwohnungen. Eine Kombination aus Wohnen und Arbeiten. Zehnder denkt etwa an einen Blumenladen. «Die Nachfrage ist da: Wir haben schon mehrere Anfragen.»

Nebst den Atelierwohnungen wird es einen Gewerberaum geben. Zudem den Lindensaal. Die Kirchgemeinde wird ihn für Anlässe nutzen. Er soll ein zentraler Ort des Kirchenbezirks werden. «Dort werden wir Teile der alten Chilemetzg und der Linde, die wir für den Neubau fällen müssen, wiederverwenden», sagt Leder. Das Fällen des alten Baums schmerze. Zehnder: «Gärtner und Förster haben gesagt, die Linde ist zu morsch, um erhalten zu werden. Die Gefahr, dass ein Ast herunterfällt und jemanden verletzt, ist zu gross.»

Im ersten und zweiten Obergeschoss gibt es je drei 3,5-Zimmer-Wohnungen und je eine mit 4,5-Zimmern. Auf jedem Stock gibt es einen Laubengang. Der Zugang zu den Wohnungen erfolgt über diesen Gang. «Es soll ein Miteinander von verschiedenen Generationen sein», sagt Leder. Zehnder ist überzeugt: «Menschen brauchen einander.» Sie stelle sich eher junge Leute vor, die dieses moderne Wohnen bevorzugen würden.

Auch für Fussgänger wird sich etwas ändern. Sie können das Trottoir entlang der Schulstrasse wie gehabt weiternutzen. Ein zusätzliches Schild zeigt jedoch an, dass man die Strasse bereits beim Kreisel queren und so die Baustelle umgehen kann. Der Weg zwischen dem Neubau, dort, wo jetzt noch das Hochstudhaus steht, und der grünen Wiese wird gesperrt. Fussgänger müssen an der Kirche vorbei und dann rechts Richtung Pfarrhaus und Schulstrasse abbiegen. Dabei werde man auch mit der Schule in Kontakt treten und die Umleitung bei Bedarf verbessern.

Zehnder ist froh, beginnt nächste Woche der Rückbau: «Mit dem Neubau gibt es eine Aufwertung des Kirchenbezirks und des Ortsbilds.»

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