Diskussion um Alterszentrum neu lanciert - Fragen und Antworten im Überblick

In Würenlos plant man seit 60 Jahren ein Altersheim. In dieser Zeit wurden Standorte verworfen, Projekte gestoppt, viel debattiert. Wo steht das Projekt aktuell?

2013 haben die Würenloser Stimmbürgerinnen und Stimmbürger entschieden, dass das Alterszentrum auf der Zentrumswiese gebaut wird. Nun wird dieser Entscheid wieder infrage gestellt. Melanie Bär
2013 haben die Würenloser Stimmbürgerinnen und Stimmbürger entschieden, dass das Alterszentrum auf der Zentrumswiese gebaut wird. Nun wird dieser Entscheid wieder infrage gestellt. Melanie Bär

Worum geht es? Würenlos plant seit 1960 ein Alterszentrum. 1990 wird der Verein Alterszentrum Würenlos gegründet. 1995 scheitert mit «Falter am Bach» das erste Projekt. 2010 «Ikarus», das zweite. 2013 bestätigen 419 Stimmbürger den Standort auf der Zentrumswiese, 89 stimmen dagegen. 2017 wird die Alterszentrum Würenlos AG gegründet. Dies, damit das Alterszentrum nicht über die Gemeinde finanziert wird. Die AG ist im Besitz der Gemeinde Würenlos. Zwei Gemeinderäte, Anton Möckel und Markus Hugi, sitzen im Verwaltungsrat der AG. Auch zwei Mitglieder des Alterszentrumsvereins gehören dem Rat an. Die AG stellt im Januar 2019 das Projekt «Margerite» vor. Damals will man auf der Zentrumswiese ein Gebäude mit 44 Wohnungen, 48 Pflegebetten, einer Ärztepraxis, einem Restaurant und Räumen für Spitex und Therapien errichten. Baubeginn soll im Sommer 2020, der Bezug im Herbst 2022 sein. Im Mai 2019 wird die Idee mit der Ärztepraxis begraben, da kommerzielles Gewerbe nicht in die Zone für öffentliche Bauten gehört. Von August bis September 2019 liegt das Vorentscheidsgesuch auf der Gemeindeverwaltung auf. Es thematisiert die wichtigsten Fragen zum Bau. Es gibt Aufschluss über die geplante Höhe oder die Erschliessung. Mit diesem Zwischenschritt verlängert sich das Projekt: Nun will man 2021 mit dem Bauen beginnen und die Arbeiten sollen 2022 oder 2023 fertig sein. Zehn Einsprachen gehen bei der Gemeinde gegen das Vorentscheidsgesuch ein. Daraufhin gibt sie zwei Gutachten in Auftrag. Anfangs will der Gemeinderat keine Verhandlungen mit den Einwendern führen, weil es nur eine Minderheit sei, die ein solches Gespräch wünscht. Im Mai kommt es dann doch zu Verhandlungen zwischen der Bauherrin und den Einsprechern. Sie finden keine Lösung. Seit Anfang Jahr ist zudem bekannt, die Oase AG aus Dübendorf soll das Alterszentrum betreiben.

Was ist zuletzt geschehen? Um einem juristischen Prozess vorzubeugen, zieht die Bauherrin das Vorentscheidsgesuch im Juni zurück. Das kann sie, weil der Gemeinderat noch nicht über das Gesuch entschieden hat. Die AG will die aus dem Gesuch gewonnenen Erkenntnisse ins Baugesuch einfliessen lassen. Ziel ist es nach wie vor, das Gesuch Ende Jahr einzureichen. Eines der vom Gemeinderat in Auftrag gegebenen Gutachten kritisiert die fünf Stockwerke des geplanten Baus. Das Ortsbild vertrage nur vier Stöcke. Daraufhin gibt der Verein Alterszentrum Würenlos im August bekannt, auf ein ganzes Stockwerk, und damit auf zehn Wohnungen, zu verzichten. Die 48 geplanten Pflegebetten, die Räume für diverse Pflegeleistungen und das Restaurant sollen beibehalten werden. Mittlerweile sollen die Bauarbeiten im Frühling 2025 fertig sein. Im Oktober haben sich die Einwender gegen das Vorentscheidsgesuch in einem offenen Brief an Gemeinderat und Bevölkerung gewandt.

Wie lautet die Kritik? Die Briefschreibenden stören sich daran, dass die Alterszentrum Würenlos AG das Vorentscheidsgesuch «überraschend» zurückgezogen hat. Zudem kritisieren sie das Projekt an sich: «Margerite» widerspreche in diversen Punkten der geltenden Planungsgrundlage, dem Masterplan Zentrumswiese von 2007. Der Plan dient als Grundlage für die Entwicklung eines attraktiven, erkennbaren Dorfzentrums. Er ist in seinen Grundsätzen behördenverbindlich. Vor allem die Vorgaben zum Furtbach, zur Zentrumswiese und zum Ortsbildschutz würden mit «Margerite» kollidieren. Einige Leserbriefschreiber bringen zudem erneut Zweifel am Standort auf der Zentrumswiese hervor. Ihr Credo: Man soll eine solch grosse Wiese inmitten des Dorfzentrums nicht überbauen.

Was sagt der Gemeinderat dazu? Er antwortet mit einem Statement in der Limmatwelle vom 22. Oktober darauf. Er stellt klar, dass das aktuelle Vorhaben mit dem Masterplan vereinbar ist. Zudem soll das Vorhaben gemäss geltender Bau- und Nutzungsordnung gebaut werden. Auch das sei schon lange so definiert. Zudem will der Gemeinderat am Standort auf der Zentrumswiese festhalten. Dabei beruft er sich auf den Volksentscheid von 2013.

Was sagt die Bauherrin dazu? Sie hält an ihrer Begründung fest: Sie habe das Vorentscheidsgesuch zurückgezogen, weil dadurch der Gang vor Verwaltungsgericht vermieden werden kann. Zumindest vorerst. Gibt es später wieder Einsprachen gegen das Baugesuch, kann es immer noch zu einem Gerichtsentscheid kommen. Allerdings entscheidet es dann über ein konkretes Bau-, nicht bloss über ein Vorentscheidsgesuch.

Ist das die erste Kritik am aktuellen Projekt? Nein. Bereits diesen Frühling gelangte ein Anwohner mit einem offenen Brief an den Gemeinderat. Er bat um mehr Informationen zum Stand des Projekts.

Wie geht es jetzt weiter? Die Zentrumswiese gehört der Einwohnergemeinde. Sie soll im Baurecht an die Alterszentrum Würenlos AG übergehen. Das heisst: Das Land würde weiterhin der Einwohnergemeinde gehören. Die AG besitzt aber das darauf stehende Gebäude und sie darf das Land nutzen. Am 8. Dezember entscheidet das Würenloser Stimmvolk über genau dieses Vorhaben. Nach dem Entscheid sind ein fakultatives Referendum und dann ein Urnengang möglich. Zudem plant die Bauherrin, das Baugesuch im Sommer 2021 bei der Gemeinde einzureichen.

Wie viel kostet das Projekt? 28 bis 30 Millionen Franken. Anton Möckel bestätigt diese Zahl. Würde man das Projekt jetzt stoppen, wäre etwa eine halbe Million Franken verloren.

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