Beim «Steinhof» entsteht bald ein neues Quartier

Seit knapp zwei Wochen ist der Gasthof nach anderthalbjähriger Bauzeit wieder offen. Die Tochter der Besitzer übernimmt die Leitung des Restaurants. Damit ist die Baustelle allerdings noch nicht abgeschlossen.

Sie führen neu den «Steinhof»: Tania Carrilho (Restaurationsfachfrau), Claudia Rodriguez (Leiterin Restauration), Lisa und Juan Carlos Rodriguez (Eigentümer). rb
Sie führen neu den «Steinhof»: Tania Carrilho (Restaurationsfachfrau), Claudia Rodriguez (Leiterin Restauration), Lisa und Juan Carlos Rodriguez (Eigentümer). rb

Mitten im Würenloser Ortskern, direkt an der Landstrasse, in unmittelbarer Nähe von Bahnhof und Coop, entsteht bis Sommer 2022 ein neues Quartier: die Überbauung Steinhof (die Limmatwelle berichtete).

Man kann das Vorhaben in zwei Abschnitte einteilen: in den Gasthof und die Überbauung. Mit der Neueröffnung des Gasthofs vor zwei Wochen sind die Umbauarbeiten am ersten Teil abgeschlossen. Der Baustart für die Überbauung soll gemäss Martin Thalmann vom Wettinger Architektenbüro Thalmann Steger Ende September erfolgen. Es sollen acht Mehrfamilienhäuser mit 85 Wohnungen entstehen.

Ursprünglich war der «Steinhof» eine Brauerei

Der Gasthof hat eine ereignisreiche Geschichte hinter sich: Gemäss den «Würenloser Blättern» von 1986 wurde das Haus 1850 erbaut. Jedoch nicht als Restaurant, sondern als Brauerei. Bis 1884 war sie in Betrieb. Seither ist sie ein Restaurant. 1951 folgte ein erster Ausbau: «Die Gaststube, ehemals eine einfache Dorfwirtschaft, wurde in ein Speiserestaurant für höhere Ansprüche umgebaut», steht in den «Würenloser Blättern» geschrieben. Nebst neuen Hotelzimmern gab es einen Tierpark mit Affen, einem kleinen Bären und einem Pony.

Das Ehepaar Verena und Konrad Maduz erwarb den Betrieb 1956 und führte ihn ab 1972. 1986 wurde der Tierpark eingestellt. Verena Maduz wirtete bis zu ihrem Tod im September 2009 im «Steinhof». Sie wurde 91 Jahre alt. Maduz vermachte den Gasthof dem Ehepaar Lisa und Juan Carlos Rodriguez aus Würenlos. Das Testament wurde jedoch angefochten, die Besitzfrage war ungeklärt. Gemäss dem «Badener Tagblatt» kursierten Abbruchgerüchte im Dorf. Als Folge stand der Gasthof zwei Jahre lang leer. 2011 war die Angelegenheit dann geklärt: Das Ehepaar Rodriguez übernahm schliesslich das Restaurant. «Meine Eltern haben zuvor schon über 20 Jahre dort gearbeitet», sagt Claudia Rodriguez. Die 22-jährige gelernte Köchin und Restaurationsfachfrau leitet neu das Restaurant. Schon vor neun Jahren sei ihren Eltern klar gewesen: Renovation ja, Abriss nein.

So kam es dann auch: Mit dem Wettinger Architekturbüro beteiligt sich der gleiche Architekt sowohl am Umbau des Restaurants als auch am Neubau der acht Mehrfamilienhäuser. Beide sollen als Einheit wahrgenommen werden. Für die Überbauung bedurfte es eines Mitwirkungs- und eines Gestaltungsplans.

Im Dezember 2017 lag der Mitwirkungsplan öffentlich auf. Es gab mehrere Einwendungen vonseiten der Bevölkerung. «Weil die Landstrasse eine Kantonsstrasse ist, hat auch der Kanton Einfluss auf das Vorhaben genommen», sagt Gemeinderat Markus Hugi (FDP). Er ist für den Hochbau in Würenlos verantwortlich. Vor allem die Erschlies­sung des Gesamtprojekts habe der Kanton beeinflusst. Auch die Gemeinde habe sich aktiv an der Entwicklung des Projekts beteiligt, so Hugi: «Uns war zum Beispiel der Erhalt der Grünflächen wichtig. Die geplante Überbauung befindet sich am Siedlungsrand. Die Gebäude sollten sich deshalb in die umliegende Landschaft eingliedern und nicht wie Fremdkörper wirken.» Diese Vorgänge führten dazu, dass die Planungsphase mehrere Jahre dauerte: Im September 2013 beschloss der damalige Gemeinderat die Ausarbeitung des Entwicklungsrichtplans. «Wir hatten viele und intensive Diskussionen mit dem Bauherrn und den Architekten», sagt Hugi.

Im Januar 2018 war das Restaurant zum letzten Mal geöffnet. Die Bauarbeiten begannen im Herbst 2018. Zeitgleich, im Oktober, lag der Gestaltungsplan für die Überbauung auf. Dagegen gab es laut Thalmann eine Einsprache: «Die Nachbarparzelle hätte gerne die Zufahrt über unsere Parzelle gehabt. Wir konnten uns auf eine gemeinsame Tiefgarage einigen.» Im September 2019 wurde schliesslich das Baugesuch für die Überbauung bei der Gemeinde eingereicht. Dagegen gab es laut Thalmann keine Einsprache. «Durch den detaillierten Gestaltungsplan war die Bevölkerung bereits gut informiert.» Im März bewilligte der Gemeinderat den Bau. Das ist in den Gemeinderatsnachrichten nachzulesen.

Innerhalb von zwei Jahren sollen die acht Mehrfamilienhäuser fertig sein

Vor knapp zwei Wochen war die Neueröffnung des Gasthofs. Rodriguez zeigt sich zufrieden darüber: «Wir hatten mehr Gäste als erwartet.» Sie seien schon alle froh gewesen, als der Tag der Eröffnung da war. Auf der Speisekarte stehen sowohl Schweizer Gerichte, wie etwa ein Kalbssteak, als auch spanische Tapas. Die anderthalbjährige Bauphase sei gut verlaufen: Nur wegen des Coronalockdowns habe es einige Lieferverzögerungen gegeben. Zum alten «Steinhof» gehörte auch eine Scheune. Sie lag hinter dem Restaurant. Im Zuge der Renovationsarbeiten wurde sie abgerissen. Dafür entstand ein neues Mehrfamilienhaus mit neun Wohnungen. Das Haus ist in seinem Volumen gleich gross wie die alte Scheune.

Ab Ende September und innerhalb von zwei Jahren sollen auf dem Gelände die acht Mehrfamilienhäuser entstehen. Thalmann ist zuversichtlich, dass man den Termin einhalten kann: «Auch wenn es wegen des Coronavirus eine zweite Welle geben sollte: Wir können uns auf der Baustelle gut an die Abstands- und Hygieneregeln halten.»

So entsteht ein neues Quartier in der Gemeinde Würenlos. Für das Ortsbild und den Wiedererkennungswert seien aber vor allem die Neubauten des Restaurants und der alten Scheune wichtig, sagt Gemeinderat Hugi.

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