Sie vernetzte die Würenloser Senioren untereinander

Acht Jahre hat Alexandra Zihlmann den «Träff 55 plus» geleitet. Nun gibt sie den Stab weiter. Ihren Abschied hätte sie sich anders vorgestellt.

Alexandra Zihlmann an einem ihrer Lieblingsplätze im heimischen Garten: Unter der mit Efeu bewachsenen Pergola.  Rahel Bühler
Alexandra Zihlmann an einem ihrer Lieblingsplätze im heimischen Garten: Unter der mit Efeu bewachsenen Pergola. Rahel Bühler

Am Anfang war die Idee: In Würenlos soll es einen Treff geben, bei dem sich Menschen der älteren Generation untereinander austauschen können. Die Idee kam vom Seniorenrat Region Baden (SRRB). Dort war die Würenloserin Alexandra Zihlmann bereits zwei Jahre im Vorstand. Schnell war klar: Sie soll den Treff leiten. Als ehemaliges Mitglied der Kulturkommission war sie gut vernetzt im Dorf. «Ich habe Gefallen an dieser Idee gefunden und gedacht, ich probiers mal», erzählt die Seniorin bei einer Tasse Kaffee in der Pergola ihres Gartens. «Der Rat unterstützt Projekte, bei denen man sich in Freiwilligenarbeit und nach seinen Fähigkeiten in die Gesellschaft einbringen kann.»

Also hat sie einen Fragenachmittag organisiert: Sie wollte herausfinden, welche Bedürfnisse die älteren Würenloser hatten. «Ein Treff alle zwei Monate hat sich herauskristallisiert», bilanziert Zihlmann.   Der «Träff 55 plus» war geboren. Ab diesem Zeitpunkt trafen sich Würenloserinnen und Würenloser ab 55 Jahren alle zwei Monate am letzten Montagnachmittag im Monat im Restaurant Centrum 68. «Das Schwierigste war, herauszufinden, was die Menschen interessiert, was sie zusammenbringt», sagt Zihlmann. Sie habe Verschiedenes ausprobiert: Spielenachmittag, Singen und Musizieren, einen Vortrag über die Alterspolitik der Gemeinde. Nichts habe die Menschen wirklich angezogen. Der Durchbruch kam mit einer Ausstellung alter Fotos in der Alten Kirche. «Sie hat einen Nerv getroffen: Die Besucher waren begeistert», schaut die Würenloserin zurück. «Da wusste ich, ich musste etwas auf die Beine stellen, das mit Erinnerungen zu tun hat.» So kam das Motto zustande: «Erinnerungen weitergeben, damit sie nicht verloren gehen.» 

Fortan waren die Treffs gut besucht. So gut, dass der Platz im «Centrum 68» nicht mehr aus reichte. Die alte Kirche war die Alternative. Anfangs stand noch der SRRB hinter dem «Träff». Seit zwei Jahren ist es der Verein Alterszentrum Würenlos. Zihlmann organisierte zwei Arten von Gästen: Entweder waren es Leute aus Würenlos, die von ihrem Leben berichteten. So zum Beispiel die ehemalige Frau Gemeindeammann Verena Zehnder oder Miryam Markwalder oder die Brunner-Schwestern. «Sie mussten alle aus Würenlos stammen. Das verleiht Autentizität», so Zihlmann. Die Leute, so die Seniorin, wollen sich mit den Referenten identifizieren. Oder es waren Auswärtige, die über ein bestimmtes Thema, das mit dem Alter zu tun hatte, referierten. Zum Abschluss des «Träffs» gab es jeweils einen Apéro, finanziert vom Altersheimverein.

Für die Stabsübergabe hatte Zihlmann einen Apéro geplant

Der Treff ist für die Würenloserin eine Begegnungsmöglichkeit. «Eine solche tut jedem Dorf gut.» Der bisherige Rekord war 96 Besucherinnen und Besucher. Damals waren drei Landwirte zu Gast, die darüber sprachen, wie man früher in der Landwirtschaft gearbeitet hat. Zihlmann selbst kann sich nicht auf ein Highlight beschränken. «Es gab so viele.» Beim Nachfragen meint sie: «Alt Staatssekretär Heinrich Ursprung konnte über eine Stunde ohne Manuskript aus seinem Leben erzählen. Das hat mich beeindruckt.» 

Um einen Treff zu organisieren und leiten, braucht man gewisse Fähigkeiten. Davon ist die Seniorin überzeugt: «Man muss Menschen gerne haben, gerne organisieren und zuverlässig sein. Sie sei auch privat gerne die Gastgeberin, lade oft Leute zu sich nach Hause. Sie ist auch Mitglied zweier Lesegruppen. Zihlmann ist mittlerweile 74 Jahre alt. Für sie, sagt sie, sei es nun Zeit, den Stab in jüngere Hände zu übergeben. Ihre Nachfolgerin wird Caroline Möckel.
Für die Stabsübergabe hatte Zihlmann eigentlich einen Anlass  mit einem grösseren Apéro geplant. Doch dann kam Corona. Das bisher letzte Treffen fand im Januar statt. Jene im März und Mai musste sie absagen. Wie es der Zufall so wollte, war Möckel bereits beim Treffen im Januar dabei. «Also habe ich die Chance gepackt und sie den Treffteilnehmern vorgestellt», sagt Zihlmann. Immerhin das. Dafür sei sie dankbar. Ihren Abschied hätte sie sich aber schon anders vorgestellt. Anstatt sich von allen persönlich zu verabschieden, hat sie nun E-Mails oder Briefe verschickt. 

Auch in Zukunft wird Zihlmann beschäftigt sein

Caroline Möckel hat am 1. Juli das Zepter übernommen. Die 58-Jährige macht die Buchhaltung in einem Textilunternehmen: «Ich wohne seit drei Jahren in Würenlos. In dieser Zeit habe ich viele ältere Menschen kennengelernt. Das sind alles tolle, offene Leute.» Das sei ausschlaggebend gewesen, warum sie auf die Anfrage Alexandras’, ihre Nachfolgerin zu werden, positiv geantwortet habe. Sie sagt: «Ich möchte zuerst ankommen. In einem zweiten Schritt kann ich immer noch Änderungen vornehmen, wenn es sein muss.»

Zihlmann wird es nicht langweilig: Vor zwei Jahren hat sie den «Memo-Träff» ins Leben gerufen. Das ist eine kleine Gruppe Frauen, die immer zu einem Stichwort Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Zudem habe sie dann mehr Zeit für den Garten und den Enkel. Auch ihr nächstes Projekt hat sie schon ins Auge gefasst: Damit die Erinnerungen an acht Jahre «Träff 55 plus» nicht vergessen gehen, wird sie alle Lebensberichte in einer Broschüre zusammenfassen. «Das gibt auch noch ein gutes Stück Arbeit.» 

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