Fahrende Minderheit stellt sich vor

Auf der Zirkuswiese zeigten Jenische Einblick in ihr Handwerk und ihre Lebensweise.

Attin verkauft seine Waren auf der Zirkuswiese, weil er in eine kleinere Wohnung umziehen muss. Irene Hung-König

Attin verkauft seine Waren auf der Zirkuswiese, weil er in eine kleinere Wohnung umziehen muss. Irene Hung-König

Alfred Werro steht vor einem Foto, das seine Grossmutter zeigt. ihk

Alfred Werro steht vor einem Foto, das seine Grossmutter zeigt. ihk

Am Samstagnachmittag öffnete die Genossenschaft fahrendes Zigeuner-Kultur-Zentrum ihre Türen und zeigte den Interessierten ihre Lebensweise. Die Genossenschaft gibt es seit 1985 und sie hat zum Ziel, die Kultur der Fahrenden zu erhalten und zu fördern.

So zeigten die jenischen Scheren- und Messerschleifer ihre Tätigkeit, originale Holzwohnwagen waren ausgestellt, im Festzelt hingen Fotos längst vergangener Tag in Schwarz-Weiss und wer Lust hatte, konnte sich die Hand bei Florentino Hüsler lesen lassen. «Das ist eine psychologische Handanalyse», erklärt er. In die Zukunft blicke er nicht. Dafür könne er anhand von Handformen und Handlinien die Charaktereigenschaften herauslesen, aber auch erfahren, welche Entscheidungen getroffen werden und ob jemand eher abhängig oder unabhängig ist. Florentino Hüsler bot seine Kunst zum ersten Mal auf einem Markt an.

Verkauf wegen Umzug

Neben dem Wohnwagen des Handlesers sitzt Sabahattin Zebaroglu, genannt «Attin». Er verkauft Elektrogeräte, Kleidung, Werkzeug, Schuhe und Campingsachen. Der schwerkranke Mann muss umziehen und kann viele seiner Sachen nicht mitnehmen. Tags darauf wird der frühere Elektrotechniker seine Waren in Basel anbieten.

Fotos aus vergangenen Tagen

Im Festzelt sitzen am Samstagnachmittag noch wenige Personen, das werde sich hoffentlich noch ändern, meint Alfred Werro, Präsident des Zigeuner-Kultur-Zentrums. Er zeigt auf eines der Fotos, die an der Zeltwand hängen: «Das ist meine Grossmutter Marili Burri.» Auf anderen Bildern sind Wohnwagen, Familien mit ihren Kindern oder ein Bild mit diversen Personen und einem weissen Mercedes zu sehen. Es habe eine Zeit gegeben, da wurde es vorgeschrieben, dass der Wohnwagen von einem Mercedes gezogen werden müsse. Weil nur dieses Auto stark genug für einen Wohnwagen sei. Dies habe dann zu Unmut und Unverständnis bei der Bevölkerung geführt, erklärt Alfred Werro und fügt hinzu: «Ein Bus oder Lieferwagen wäre praktischer gewesen.»

Dieselben Rechte und Pflichten

Gemäss Alfred Werro wissen viele in der Bevölkerung nicht, dass es Schweizer Jenische gibt. Sie haben dieselben Rechte und Pflichten wie die sesshafte Bevölkerung. «Wir werden immer wieder gefragt, ob wir Steuern zahlen.» Die Jenischen zahlen Steuern und absolvieren den Militärdienst.

Heute sei die Zusammenarbeit mit den Gemeinden besser, dafür sei es schwieriger geworden, Plätze für ihre Wohnwagen zu finden. Im Winter sind die Fahrenden auf ihrem Standplatz und von Frühling bis Herbst sind sie mit ihren Wohnwagen unterwegs. Sie machen dann auf den Durchgangsplätzen halt und besuchen ihre Kundinnen und Kunden.

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