Ein Bündner ist der neue Kurator in im Museum Eduard Spörri

Zum ersten Mal seit zehn Jahren startet das Museum Eduard Spörri mit Kurator Marc Philip Seidel in die Saison.

Marc Philip Seidel <em>vor einem Plakat der Ausstellung «Freidimensional». </em><em>rb</em>
Marc Philip Seidel <em>vor einem Plakat der Ausstellung «Freidimensional». </em><em>rb</em>

Im Museum Eduard Spörri an der Bifangstrasse weht ein neuer Wind. Das ist unverkennbar: Die prägnante rote Wand ist verschwunden. Das Erdgeschoss präsentiert sich in einem Raum. Die neue Raumaufteilung ist das Werk von Marc Philip Seidel. Seit September ist er der neue Kurator des Museums und Nachfolger von Rudolf Velhagen.

«Ich glaube nicht an Zufälle. Aber dieser Job ist mir zugefallen», sagt Seidel im Erdgenschoss des Museums. Er sitzt an einem runden Holztisch, der aus dem Atelier Spörris stammt. Rudolf Velhagen, der frühere Kurator, und er kennen sich vom Verein Industriewelt Aargau. Beide sind dort Mitglied des Vorstands. Im April 2019 lud Velhagen Seidel ins Wettinger Museum ein. Bei diesem Besuch eröffnete Velhagen, dass er auf der Suche nach einem Nachfolger sei. Seidel hatte Interesse: «Die Räume sind fantastisch, das Museum hat eine schöne Grösse und man muss es etwas suchen so mitten im Quartier», sagt er über seinen neuen Arbeitsplatz.

Der 41-Jährige ist im Bündnerland aufgewachsen. Heute wohnt er in Zürich Oerlikon. Er hat Kunstgeschichte, Kulturmanagement und Kommunikationswissenschaften studiert. Später hat er auf verschiedenen Schulstufen Kunst unterrichtet. Vor 20 Jahren gründete er eine Agentur für Unternehmenskommunikation. Seit zwei Jahren ist er beim Museum Burghalde in Lenzburg tätig. Zuerst als Sammlungsleiter, jetzt als Museumsleiter. Und nun auch in Wettingen.

Seit September ist er in Wettingen offiziell im Amt. Aber: «Ich konnte nicht mit dem Planen warten», sagt er und schmunzelt. Er habe deshalb schon im Sommer damit angefangen. Am nächsten Sonntag ist es so weit. Die Vernissage von «Künstlerpaaren» und «Freidimensional» findet statt. Oberthema beider Expositionen: die Industrie. Das hat einen Grund. Der Verein Industriewelt Aargau veranstaltet heute Ausstellungen unter dem Namen «#ZeitsprungIndustrie». Seidel schafft so den Bezug zum kantonalen Projekt.

Er hat in den vergangenen Monaten denn auch vor allem diese beiden Ausstellungen vorbereitet. «Ich habe mir Gedanken zum Inhalt, zur Ausrichtung und zu den Künstlern gemacht», sagt er. Dann habe er die Künstler in ihren Ateliers besucht und von seiner Idee erzählt. Herausgekommen ist diese Doppelausstellung: Im Erdgeschoss zeigen sechs zeitgenössische Künstler zehn Skulpturen. Alle stehen vor ikonischen Plakaten. Etwa ein Fruchtkörper vor einem Plakat der Hero-Konfitüre oder eine Axt aus dem 3D-Drucker vor einem grünen Plakat mit abgeholzten Bäumen. Im Untergeschoss stehen Skulpturen der aargauischen Künstlerin Gillian White und ihres verstorbenen Partners Albert Siegenthaler.

Der 41-jährige Kurator versteht es als seine Aufgabe, die Werke der Künstler so zusammenzustellen, wie es die Künstler selbst nicht geplant haben. «In der Ausstellung kombiniere ich ein Konstruktionsmodell von Gillian White mit einer Aktzeichnung. Sie war begeistert, wie gut das zusammenpasst», sagt er. Der Job als Kurator sei vergleichbar mit einem Dirigenten eines Orchesters. Oder mit einem Kapitän, der schaut, dass das Schiff in die richtige Richtung fährt.

Seidel sagt, er habe als Kurator viel Freiraum, könne sich seine Tage selbst planen. Er hat klare Vorstellungen, welchen Weg das Museum Eduard Spörri in Zukunft gehen soll: «Ich möchte die Reichweite des Museums vergrössern und der Bevölkerung näherbringen.» Denn mit Ausnahme von Wettingern und einigen sonstigen Fans kenne man das Museum von Eduard Spörri kaum, ist sich Seidel sicher. Überregional will er es etwa mit der stärkeren Anbindung an Baden bekannter machen. «Baden ist eine pulsierende Stadt. Diese Nähe ist eine Chance für alle.» Sprich: Wer Baden besuche, sei schnell in Wettingen und damit im Museum. Er sieht es als Rohdiamanten, Perle, Geheimtipp. «In diesem Museum steckt viel Potenzial.» Dieses gelte es zu nutzen. Etwa durch Kollektivausstellungen wie «Freidimensional». «Eine Einzelausstellung zieht weniger Leute an, als wenn mehrere Künstler involviert sind», sagt Seidel. Das sei auch etwas, an dem er in den vergangenen Monaten gearbeitet habe: Er hat die Werke von Eduard Spörri nach der letztjährigen Retrospektive etwas aus der Ausstellung genommen, um mehr Platz für zeitgenössische Künstler zu schaffen. Dafür ist ein Schaudepot mit Werken von Spörri im Unterschoss geplant. Um die Bevölkerung ins Museum zu locken, seien Mund-zu-Mund-Propaganda und direktes Ansprechen wichtige Mittel. Ein Museum bedeutet für Seidel nicht nur «Bildchen ausstellen». Ein Museum hat für ihn auch eine soziokulturelle Aufgabe: «Es soll Treffpunkt und Austauschmöglichkeit für die Bevölkerung sein.»

Neue Doppelausstellung im Museum Eduard Spörri, Bifangstrasse 17a, Wettingen: «Künstlerpaare» und «Freidimensional». Vernissage: Sonntag, 23. Februar, 14 Uhr.

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