Über Hochs und Tiefs geschrieben

Barbara Mayer hat ein autobiografisches Buch geschrieben. Darin hält sie auch das Wettiger Fäscht fest.

«Hier sass ich, hier habe ich geschrieben», sagt Barbara Mayer und zeigt auf den Bürotisch in ihrer Wohnung. «Wenn die Türe geschlossen war, wusste ich, dass ich nicht stören darf», fügt ihr Mann, Urs Mayer, an und lacht. In nur dreieinhalb Monaten hat Barbara Mayer ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben und dabei nicht nur Einblick in ihr eigenes Leben gegeben, sondern auch in das ihrer Eltern und Grosseltern und der Region Baden-Wettingen. Etwa im Kapitel übers Wettiger Fäscht, wo sie über ihre Erlebnisse als Ansagerin schreibt, von den zunehmenden technischen Anforderungen und von den «tollen Auftritten wie dem Swiss Military Chaos Schockestra».

Von der Langeweile zur Biografie

Barbara Mayer hatte nie geplant, ein Buch zu schreiben. Aufgrund der pandemiebedingten Reiseeinschränkungen sei ihr aber nach ihrer Pensionierung «furchtbar langweilig» gewesen. Als sie vom Buchprojekt von Edition Unik erfuhr, wo Menschen ihre persönlichen Texte schreiben und daraus ein Buch gestalten, war sie begeistert. Ab dem 25. Januar setzte sie sich täglich ein paar Stunden an ihren Laptop, um zu schreiben. In 60 Kapiteln hat Mayer ihr Leben beschrieben. Ein Leben, das zwar nicht aussergewöhnlich ist, mit dem sich der Leser aber vielleicht gerade deshalb identifizieren kann. Immer wieder ist der Optimismus der Autorin spürbar, der das Glück stets hold war und die das Buch deshalb «das Glückskind» nennt. Als ihr grösstes Glück bezeichnet sie ihre vier Kinder, für die sie das Buch denn auch geschrieben hat. «Damit sie noch mehr über ihre Mutter erfahren», sagt sie lachend. Und auch für sie selbst sei es schön, die eigene Autobiografie in den Händen zu halten. Mehr will sie nicht und hat auch nicht vor, das Buch dereinst öffentlich herauszugeben.

Im Schlusswort schreibt sie über ihre Erfahrungen: «Immer wieder kamen mir neue Geschichten in den Sinn. Manchmal musste ich aber auch nachdenken. Die Beschäftigung mit meiner Vergangenheit wühlte mich oftmals auf.» Manchmal habe sie gezweifelt, ob sie es schaffen würde, dieses Buch fertig zu schreiben. Doch sie wusste: Mehr als 500 Personen haben es auch geschafft, mithilfe von Edition Unik eine Autobiografie zu verfassen. Der Verein stellt Interessierten seit sechs Jahren ein digitales Schreibprogramm und ein Handbuch zur Verfügung und organisiert mehrere Treffen mit Gleichgesinnten und Profis. «Dieser Austausch war hilfreich», resümiert die Wettingerin. Auch wenn die Treffen pandemiebedingt – mit Ausnahme der Buchübergabe – nur virtuell stattfanden. Und tatsächlich: Am 12. Mai war es so weit: «Jetzt ist es geschafft. Mein Buch ist fertig», schrieb Barbara Mayer auf Seite 330. Acht Tage später hielt sie ihr Buch dann in den Händen. «Das war ein schöner Moment», sagt die 65-Jährige.

Erstaunliche Selbstreflexion

Mayer zieht sehr positive Bilanz: «Beim Schreiben habe ich selbst gestaunt, was ich alles erlebt und überlebt habe.» Sie fühle tiefe Dankbarkeit und auch ein bisschen Stolz, dass sie es geschafft hat. Doch jetzt, nach getaner Arbeit, freut sie sich, wieder Neues zu erleben. Während des Sommers hilft sie als Freiwillige in der Gastronomie der Dampfbahn Furka-Bergstrecke im Wallis mit. Damit sie nicht ständig hin und her reisen muss, hat sie sich dort für ein paar Wochen eine Ein-Zimmer-Wohnung gemietet. «Und wer weiss, vielleicht schreibe ich im Winter dann mein nächstes Buch. Über die Erfahrungen, die ich diesen Sommer gemacht habe», sagt sie, kurz bevor sie in den Zug steigt, der sie von Wettingen ins Wallis fährt.

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