Bei der Sanierung der Limmatbrücke kommt eine Weltneuheit zum Einsatz

Auf einem Rundgang durch die Baustelle der Limmatbrücke zwischen Neuenhof und Wettingen erzählt Projektleiter Martin Strübi von den Besonderheiten des Sanierungsprojekts.

Nach 50 Jahren muss die Limmatbrücke erstmals erneuert werden. Sibylle Egloff. Sibylle Egloff

Nach 50 Jahren muss die Limmatbrücke erstmals erneuert werden. Sibylle Egloff. Sibylle Egloff

Der neue Geh- und Veloweg besteht aus einem Ultrahochleistungs-Faserbeton. Laut Projektleiter Martin Strübi (vorne) wird das Material in nur sechs Stunden fest.

Der neue Geh- und Veloweg besteht aus einem Ultrahochleistungs-Faserbeton. Laut Projektleiter Martin Strübi (vorne) wird das Material in nur sechs Stunden fest.

Weitere Impressionen von der Sanierung.

Weitere Impressionen von der Sanierung.

Weitere Impressionen von der Sanierung.

Weitere Impressionen von der Sanierung.

Weitere Impressionen von der Sanierung.

Weitere Impressionen von der Sanierung.

Weitere Impressionen von der Sanierung.

Weitere Impressionen von der Sanierung.

Martin Strübi hält ein Bruchstück eines Belags in der Hand: «Das ist einen Zentimeter dick. Wenn man genau hinsieht, erkennt man 40 bis 50 Graffitischichten.» Es sei schade, dass man die Wand und damit die Werke der Graffitikünstler entfernen müsse. «Aber der Beton darunter und die rostigen Eisenstangen müssen wir dringend ersetzen. Wir haben die Künstler darüber informiert. Nach der Sanierung erhalten sie wieder jungfräuliche Flächen zum Besprayen», sagt Strübi. Er ist Projektleiter vom Department Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau und zuständig für die Sanierung der Limmatbrücke zwischen Wettingen und Neuenhof.

An diesem regnerischen Morgen steht er geschützt unter der Brücke auf dem gedeckten Velo- und Gehweg mit Blick zum Stausee. Hinter ihm herrscht emsiges Treiben. Vier Arbeiter verteilen mit Schaufeln und Kellen ein zementartiges Material auf dem Boden. Ein fünfter spritzt eine Flüssigkeit auf die bereits ebene Fläche, während ein Kollege auf einem Gefährt Materialnachschub liefert. Die Arbeiten sind Teil der Instandstellung der Limmatbrücke, die das Dübendorfer Bauunternehmen Specogna ausführt. Nicht nur der rissige Strassenbelag auf der Fahrbahn, sondern auch der Rad- und Gehweg darunter wird saniert. Am 22. Juni starteten die Vorarbeiten dazu. Seit Anfang Juli wird der Weg erneuert. Fussgänger und Velofahrer konnten in dieser Zeit eine Fahrspur auf der Brücke nutzen.

Wer von Neuenhof nach Wettingen fährt, nimmt die Autobahn

Am 27. Juli wurde der sanierte und neu mit LED-Lampen beleuchtete Weg eröffnet. Die Baustelle ging dann auf der Fahrbahn los. Für Fahrzeuglenkerinnen und -lenker heisst es nun Einbahnverkehr bis etwa im Dezember. Dann soll das Projekt fertiggestellt sein. Wer von Neuenhof nach Wettingen will, muss über die Autobahn und via Ausfahrt Wettingen Ost in die Gemeinde fahren. Von Wettingen nach Neuenhof kann wie gewohnt die Limmatbrücke passiert werden. Die Busse verkehren die ganze Zeit in beide Richtungen. Dafür sorgt eine Lichtsignalanlage. Freie Fahrt auf beiden Seiten gilt auch für Blaulicht- und Rettungsdienste. «Es wird wohl ein paar Tage dauern, bis sich die Verkehrsteilnehmer daran gewöhnt haben. Uns war es wichtig, dass dies die einzige Umstellung bis zum Ende der Baustelle bleibt und die Fahrzeuglenker nicht ständig ein neues Verkehrsregime vorfinden», sagt Strübi.

1970 wurde die Brücke erstellt. Jetzt wird sie zum ersten Mal saniert. «Man hat damals gute Arbeit geleistet, wenn man bedenkt, dass täglich etwa 20000 Fahrzeuge die Brücke passieren», sagt Strübi. Das Bauwerk entstand vor 50 Jahren gleichzeitig mit der Autobahn. «Davor lief der ganze Verkehr über die Holzbrücke. Das ist heute kaum vorstellbar.» Weil es sich bei der Strecke über die Limmatbrücke um eine Kantonsstrasse handelt, übernimmt der Kanton die gesamten Kosten des rund vier Millionen Franken teuren Projekts. Aussergewöhnlich ist nicht nur der Umstand, dass die Brücke erstmals seit Erstellung instandgesetzt wird, sondern auch auf welches Material dabei gesetzt wird.

Ein rauer Belag soll das Rutschrisiko minimieren

«Das ist eine Weltneuheit», sagt Strübi und zeigt auf den Baustoff, den die Arbeiter auf dem Geh- und Veloweg ausbreiten. Es handelt sich um einen Ultrahochleistungs-Faserbeton, der von der ETH Lausanne entwickelt wurde. «Er bindet viel schneller als normaler Beton. Innerhalb von sechs Stunden ist er fest und bereits befahrbar, bei Beton dauert es doppelt so lang», erklärt Strübi. Das komme bei Bauprojekten wie diesem, die möglichst schnell fertiggestellt werden müssten, sehr gelegen. «Flächenmässig haben wir im Kanton Aargau noch nie so viel davon verwendet. Die Limmatbrücke gilt sozusagen als Pilotprojekt und wird für künftige Bauprojekte wegweisend sein», sagt Strübi. Dem Ultrahochleistungs-Faserbeton beigemischt wurde weisser Split. «Er verleiht dem Belag eine Rauigkeit, damit Fussgänger und Velofahrer bei Nässe, Schnee oder Laub auf dem Weg nicht ausrutschen.» Zwei Wochen lang feilte man an der richtigen Mischung. «Jetzt sind wir sehr zufrieden mit der Rezeptur. Wir setzen auf feinere Körner, damit der Weg zwar rau ist, die Strecke aber mit dem Velo nicht zu holprig wird», so Strübi.

Die Sanierung soll aber nicht nur den Verkehrsteilnehmenden zugutekommen. «Auf der Klosterseite der Brücke werden wir Nistkästen für Fledermäuse und Schwalben aufhängen», erzählt Strübi. Bisher ist er mit dem Verlauf des Projekts zufrieden. 

Toi-Toi-WCs wurden schon drei Mal beschädigt

Einzig Vandalismus habe bisher für Ärger gesorgt. «Die Toi-Toi-WCs für die Arbeiter wurden nachts schon drei Mal auseinandergenommen», sagt Strübi. Das sei schade und nervig. «Die Arbeiter machen hier einen super Job. Sie verdienen mehr Wertschätzung und Respekt.» Strübi hofft nichtsdestotrotz, dass der Bau weiterhin so gut voranschreitet. «Vielleicht werden wir auch etwas früher fertig.» Ihm ist es ein Anliegen, dass das Projekt ein Erfolg wird. «Ich habe 40 Jahre lang in der Region gelebt. Es ist mir wichtig, dass es gut kommt.»

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