«Wir sind auf Kurs beim Strukturwechsel»

Die «Stärkung Volksschule» bringt einige Änderungen mit sich. Gemeinderätin und Schulpflegepräsidentin Doris Schmid sagt, wie sich Spreitenbach vorbereitet.

Doris Schmid, Gemeinderätin und Schulpflegepräsidentin. Foto: bär
Doris Schmid, Gemeinderätin und Schulpflegepräsidentin. Foto: bär

Aufs kommende Schuljahr 2013/14 ist der Kindergarten obligatorisch und der Stichtag hat sich vom 1. April auf den 31. Juli verschoben. Als Folge kommen Kinder teilweise schon mit vier Jahren in den Kindergarten. Treffen Sie bereits Vorbereitun-gen für die Umstellung? Doris Schmid, Gemeinderätin Ressort Schule und Schulpflegepräsidentin: Obwohl der Besuch des Kindergartens bisher freiwillig war, wird er in Spreitenbach von 95% der Kinder besucht. Daher wird sich in Spreitenbach diesbezüglich nicht viel ändern. Mit gezielter Information an die Eltern konnten wir Ängste abbauen. Eltern, die ihr Kind gerne ein Jahr länger zu Hause lassen möchten, können das auch weiterhin tun. Ihre Kinder kommen dann ein Jahr später in den Kindergarten. Die Kindergärtnerinnen hingegen werden mit neuen Situationen konfrontiert sein, weil sie teilweise Kinder im Trotzalter betreuen, oder solche, bei denen der Ablösungsprozess noch nicht stattgefunden hat. Das erschwert ihre Arbeitsbedingungen und es wird immer schwieriger, Personal zu finden. Auch die Arbeitszeit wird den Lehrpersonen angepasst.

Konnten Sie trotzdem alle Stellen besetzen? Im Moment ja, aber wir haben wegen einer Schwangerschaft eine Stelle ausgeschrieben und noch keine Bewerbung erhalten.

Was tun Sie, wenn Sie bis zum Abgang keinen Ersatz finden? Ich kann diese Frage nicht abschliessend beantworten. Wir würden wahrscheinlich versuchen, eine interimsmässige Lösung zu finden und mit Stellvertretungen zu arbeiten.

Gibt es denn nicht mehr genügend Kindergärtnerinnen? Es gibt keine spezifische Ausbildung für Kindergärtnerinnen mehr. Die neue Basisausbildung bildet Kindergärtnerinnen und Unterstufenlehrpersonen zusammen aus. Trotz gleicher Ausbildung und erhöhten Anforderungen, wie beispielsweise das Erstellen eines Zeugnisses, verdienen Kindergärtnerinnen noch immer weniger als Primarlehrpersonen. Eine Folge davon ist, dass die Fachleute vermehrt an der Schule unterrichten.

Spielt der hohe Ausländeranteil in Spreitenbach auch eine Rolle beim Stellenbesetzen? Die Anforderungen an die Kinder und somit auch an die Lehrpersonen steigen laufend. In Spreitenbach kommt hinzu, dass vielen Ausländerkindern die Frühförderung fehlt. Einerseits können sie die Sprache nicht, andererseits fehlen die Kulturtechniken. Manche Kinder halten im Kindergarten erstmals eine Schere oder einen Bleistift in der Hand oder nehmen zum ersten Mal feste Nahrung zu sich. Deshalb haben wir das Muki-Deutsch eingeführt, wo Mutter und Kind gefördert werden. Die Kurse sind so gut belegt, dass wir sie doppelt anbieten. Der Gemeinderat hat zudem im Kindergarten eine maximale Klassengrösse von 18 Kindern abgesegnet.

Wovon profitieren Lehrpersonen und Kindergärtler, wenn sie in Spreitenbach unterrichten? Das Unterrichten in Spreitenbach ist nicht nur schwierig, sondern auch sehr spannend. Wir haben ein grösstenteils langjähriges, gut durchmischtes Kollegium, das übergreifend zusammenarbeitet. Es gibt Lehrpersonen, die 40 Jahre in Spreitenbach arbeiten. Das spricht für sich.

Kommt es noch zu weiteren Änderungen? Die Urlaubsregelung wird der Schule angepasst und es gibt auch im Kindergarten ein Zeugnis bzw. einen Zwischenbericht.

Ist Spreitenbach auch schon gewappnet für die Umstellung auf sechs Jahre Primarschule und drei Jahre Oberstufe, die im Schuljahr 2014/15 eingeführt wird? Wir sind ziemlich auf Kurs und führen zurzeit Gespräche mit den Lehrpersonen. Wir würden gerne alle Lehrpersonen weiterbeschäftigen und möchten nicht, dass Kündigungen ausgesprochen werden müssen. Wir brauchen alle Lehrpersonen.

Der Wechsel führt dazu, dass es zu viele Lehrpersonen an der Oberstufe und zu wenig an der Mittelstufe hat. Wie lösen Sie das? Wir klären zurzeit die Wünsche der Lehrpersonen ab. Manche können sich einen Wechsel vorstellen, andere nicht. Es kann auch sein, dass wir einzelnen Lehrpersonen nicht mehr die von ihnen gewünschte Schulstufe anbieten können.

Also kommt es möglicherweise doch zu Kündigungen? Es ist unser oberstes Ziel, alle Lehrkräfte weiterbeschäftigen zu können. Aber es braucht auch das Entgegenkommen der Lehrpersonen. Wie bereits erwähnt, können wir nicht garantieren, dass alle Lehrerpersonen an der gleichen Stufe weiter unterrichten können. Hingegen können wir Besitzstand bis maximal sechs Jahre und das Unterrichten am bisherigen Standort garantieren.

Das heisst, dass künftig ein Teil der Mittelstufenschüler in Oberstufenschulhäusern unterrichtet wird? Ja. Aus Platzgründen werden Fünft- und Sechstklässler künftig teilweise im Oberstufenzentrum unterrichtet. Den Schulraum, der in der Oberstufe frei wird, werden wir der Primarschule zur Verfügung stellen.

Wissen Sie bereits, welche Schulhäuser betroffen sind? Vor allem das Schulhaus Boostock.

Werden Lehrpersonen, die von der Oberstufe zur Mittelstufe wechseln, dafür ausgebildet? Der Kanton bietet Weiterbildungen an. Es gibt Lehrpersonen, die das Angebot nutzen, und andere, die sich den Wechsel auch ohne Weiterbildung zutrauen.

Demzufolge ist eine Weiterbildung nicht Pflicht? Nein.

In welchem Turnus werden die Schülerinnen und Schüler künftig von der gleichen Lehrperson unterrichtet? Vorläufig sind es zwei Jahre Kindergarten und danach je zwei Jahre. Etwa ab Schuljahr 2018/19 wird es neu beurteilt und evtl. auf 3/3/3 umgestellt.

Zurzeit läuft die Planung für neuen Schulraum. Warum ist dieser Schulraum nötig? Weil Spreitenbach wächst und die Geburtenzahl steigt. Über Jahrzehnte gab es Spitzen, die dann wieder abflachten. In den letzten Jahren blieben sie hoch. Früher hatten wir zwischen 95 und 105 Kindergärtler pro Jahrgang, heute sind es zwischen 140 bis 160.

Ist die Planung im Zeitplan? Ja.Voraussichtlich an der Wintergmeind dieses Jahres wird über den Baukredit abgestimmt. Der Planungskredit ist bereits gesprochen. Im Jahr 2015 sollte der Neubau und ein Jahr später die Sanierung des Altbaus und die Verdoppelung der Turnhalle Anbau fertiggestellt sein.

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