Strenge Aufnahme-Kriterien

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Seit Claudio Wiederkehr am 1. November letzten Jahres in die Schweizergarde aufgenommen wurde, lebt er in Italiens Hauptstadt und erlebt Vor- und Nachteile der aussergewöhnlichen Arbeit. Wiederkehr, der nach der Bezirksschule eine vierjährige Ausbildung als Informatiker absolviert hat, war nach fünf Monaten Rekrutendienst auf dem Bankfach bei der UBS AG tätig. Ob das schon immer ein Traum gewesen sei, einmal als Schweizergardist zu dienen? «Ja», meint Wiederkehr, «der Vatikan, Rom und die jahrhundertealte Tradition haben mich schon seit langem interessiert.» Letztendlich habe ihn das Gespräch mit einem Ex-Gardisten überzeugt, sich zu bewerben, so Wiederkehr.

Männlich muss man sein, Schweizer Bürger, unter dreissig Jahre alt, ledig und einen einwandfreien Leumund haben. Zudem als praktizierender Katholik leben und die Rekrutenschule abgeschlossen haben, bei einwandfreier Gesundheit sein -– die Kriterienliste zur Aufnahme in die Schweizergarde ist lang. Nur wer diese Anforderungen erfülle, habe eine Chance, in die Garde aufgenommen zu werden, erklärt Wiederkehr. Nach dem Einreichen einer schriftlichen Bewerbung, einem Vorgespräch und der Ausmusterung erhält der Bewerbende schliesslich Bescheid. «Jeder, der den Dienst antreten will, muss zudem einen Vertrag unterschreiben, durch den er sich zu 25 Monaten Dienstzeit verpflichtet», sagt Wiederkehr. Sind die ersten Hürden gemeistert, folgt kein Schokoladeleben. «Die ersten neun Monate hat man kaum Urlaub, teilweise wenig Freizeit und unregelmässige Arbeitszeiten», schildert Wiederkehr seine Erfahrungen in Rom. Meistens arbeite er sechs Tage, darauf folgen drei Freitage.

Wiederkehr beschreibt einen gewöhnlichen Tagesablauf: «Abwechselnd habe ich Morgen- sowie Nachtschichten und Nachmittagsschichten.» Eine Schicht beträgt sechs Stunden. Was genau denn während des Dienstes erledigt werden müsse? «Es gibt einerseits Ehrenwache, manchmal muss ich auch Personen und Fahrzeuge am Eingang kontrollieren.»

Wie lebt es sich in Rom? «Sehr gut», antwortet Wiederkehr und schwärmt von den offenen, herzlichen Menschen und der feinen italienischen Küche. «Auch Ausgehmöglichkeiten gibt es reichlich, und das Angebot an religiösen und historischen Sehenswürdigkeiten ist enorm.» Zudem lerne er während seiner Aufenthalte in Rom viel über Religion und Geschichte. Auch Persönlichkeiten sehe er viele, beispielsweise Präsidenten und Botschafter. Das Kasernenleben sagt ihm zu: «Wir gehen gemeinsam oft ans Meer oder an den See, besuchen Orte wie Assisi oder Pompeji.» So gut Wiederkehr Rom gefällt, vermisst er doch ab und zu die Schweiz. «Manchmal fehlen mir hier die gewohnte Sauberkeit, die Pünktlichkeit des öffentlichen Verkehrs und der Wohlstand.» Trotzdem geniesst der junge Schweizer die Herausforderungen als Gardist und das Leben in Rom. Länger als vertraglich festgehalten möchte Wiederkehr aber nicht in Rom bleiben: «Ich werde die Schweizergarde voraussichtlich nach geleisteter Dienstzeit verlassen und zurück in das Bankgeschäft gehen.»

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