Nüesch: «Ich bin ein Gestalter»

Sie treten am 26. Februar zum zweiten Wahlgang als Ammann an. Warum wären Sie die bessere Wahl? (Lacht) Ich habe grosse Führungserfahrung, führe zurzeit 120 Personen und weiss, wie man Mitarbeiter fordert und fördert. Während der neunjährigen Tätigkeit als Gemeinderat habe ich das Gemeindewesen kennengelernt und viel konzeptionelle sowie strategische Arbeit gemacht und auch selber konsequent umgesetzt. Ich bin nicht fixiert auf gewisse Kreise, sondern würde mich für alle Quartiere und Kulturen einsetzen.
In welchem Bereich würden Sie sich besonders einsetzen? Ich würde die Zukunft Spreitenbachs gerne zusammen mit der Bevölkerung gestalten. Ich bin weniger ein Verwalter, sondern mehr ein Gestalter. Das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Kulturen soll gut funktionieren. Ich würde mir so schnell wie möglich eine Übersicht über aktuelle Themen und Probleme schaffen, um Prioritäten zu setzen. Ich will wissen, wo wir in Sachen Infrastruktur wirklich stehen und was zurückgestellt wurde. Aus den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln will ich das Maximum herausholen, also Top-Qualität zu möglichst günstigem Preis. Der Vorwurf, Nüesch ist teuer, stimmt nicht.
Was würden Sie gegen den Lärm des Rangierbahnhofs unternehmen?Ich würde mich mit dem Leiter des Rangierbahnhofs vor Ort treffen, meine Erwartungen deponieren und die Lärmmessungen einfordern – und zwar terminiert. Ich weiss, dass dies noch nicht gemacht wurde. Dann würde ich mich mit dem Gemeinderat von Muttenz treffen, um von seinen Erfahrungen und Lösungsansätzen zu profitieren. Auch beim Cargo-Chef würde ich mich melden und bei den Nachbargemeinden für Spreitenbach lobbyieren.
Was sagen Sie zu den Vorwürfen, die während des Wahlkampfes gegen Sie erhoben wurden, dass Sie als jetziger SBB-Mitarbeiter in Sachen SBB nicht neutral sein werden? Als Gemeindeammann hätte ich absolut keine Verpflichtung oder Abhängigkeit gegenüber den SBB mehr. Ich sehe es sogar als Vorteil: Ich kenne die Kultur der SBB besser und habe einfacheren Zugang zu ihnen.
Wie gehen Sie mit dem hohen Ausländeranteil um? Wir Schweizer müssen daran interessiert sein, Ausländer gut zu integrieren und der nächsten Generation gute Berufschancen zu bieten. Sonst haben wir ein Wachstum enttäuschter Secondos. Das wäre auch für die Schweizer ein Riesennachteil. Ausländer müssen Deutsch lernen können. Man muss aber bedenken, dass dies für viele Ausländer nach 50 Stunden schlecht bezahlter und intensiver Arbeit nicht drinliegt. Deshalb müsste man mit den Arbeitgebern zusammenarbeiten.
Was tun Sie, um die Steuern in Spreitenbach im Griff zu haben? Man muss Prioritäten setzen und schauen, wo schmaler gefahren und wo investiert werden soll. Ich will unsere Aufgaben lösen und nicht auf die nächste Generation schieben. Zudem werde ich bei jedem Budgetposten die folgenden Fragen stellen: «Was ist der Mehrwert? Was hat Spreitenbach davon? Wo muss man säen, um ernten zu können?»
Wo wollen Sie schmaler fahren, wo investieren? Grundsätzlich investiere ich lieber in eine gute Schule als in Strassen. Wichtig ist allerdings, dass man gut hinschaut und sieht, wo Nachholbedarf ist. Durch meine Erfahrung in der Personalführung könnte ich in diesem Bereich sicher einiges selber machen und so Geld sparen.
Wie stehen Sie zu einer allfälligen Fusion mit Killwangen? Ich finde es absolut positiv, diese Zusammenarbeit zu prüfen. In vielen Bereichen arbeiten wir ja bereits zusammen. Wichtig ist, dass in den Arbeitsgruppen sowohl Spreitenbacher als auch Killwangener vertreten sind, dass die Bevölkerung involviert ist und die Wähler schlussendlich die Wahl haben. Dies aufgrund fundierter Unterlagen.
Was sind die Stärken und Schwächen von Spreitenbach? Eine Schwäche sehe ich beim Image, dass man Spreitenbach schlecht- redet. Bei manchen Themen fokussiert man sich nur auf dieAusländer-Schweizer-Frage, man dreht sich immer im eigenen Kreis. Ich wünsche mir, dass sich die Leute mehr füreinander interessieren, statt zu urteilen. Zu den Stärken zähle ich die vielen Angebote, wie beispielsweise das Vereinswesen, die Natur mit Wasser, Berg und Wald und die gute Schulqualität. Die Limmattalbahn könnte in Zukunft dazu beitragen, dass Spreitenbach als attraktiver Vorort von Zürich wahrgenommen wird. Wir haben viele Arbeitsplätze und interessante Industriebetriebe. Wichtig ist, dass wir die Bodenreserven nicht unter dem Preis verkaufen und uns mit dem Thema Standortmarketing beschäftigen. Gewisse Bevölkerungsschichten, wie beispielsweise Architekten, fehlen in Spreitenbach.


