In Spielsituationen der Sprache auf der Spur

«Etwas vom Eindrücklichsten in meinem Beruf ist, wenn Kinder die Sprache entdecken und zu kommunizieren beginnen», berichtet Logopädin Pia Schnider fasziniert. Sie ist im Schulhaus Hasel zusammen mit einer weiteren Logopädin für die Abklärung, Beratung und Therapie bei Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen zuständig. Besonders wichtig sei es, diese Kinder sehr früh, also im Alter von zwei bis drei Jahren, zu erfassen und zu betreuen, weil in dieser Zeitspanne die wichtigsten Grundsteine der Sprachentwicklung gelegt werden.
Was aber ist eine Sprachentwicklungsstörung? Die Logopädinnen haben dafür Richtlinien, an denen sie sich orientieren: Generell liegt dann ein Sprachproblem vor, wenn ein Kind seine Muttersprache nicht versteht, einen eingeschränkten Wortschatz hat oder von den Eltern schlecht verstanden wird. Eine logopädische Abklärung ist sinnvoll, wenn ein Kind mit zwei Jahren nur wenige Wörter spricht und noch keine Zwei-Wort-Sätze bildet (zum Beispiel «Mama da» ), wenn ein Kind mit drei Jahren keine einfachen korrekten Sätze bildet und für
Aussenstehende unverständlich spricht, wenn es mit vier Jahren nur mit Mühe korrekte Sätze bildet und keine einfachen Inhalte wiedergeben kann, und immer dann, wenn ein Kind länger als sechs Monate stottert.
«In einer stressfreien Spielsituation und mit standardisierten Tests klären wir dann ab, wie das Kind spricht», erklärt Pia Schnider das Vorgehen in einem solchen Fall. Das Verständnis des Kindes (in der jeweiligen Muttersprache), seine Artikulation, Wortschatz und Satzbildung oder auch, ob es Blickkontakt vermeidet, sind dabei wichtige Faktoren. Ein ausführliches Gespräch mit den Eltern vervollständigt die Abklärung. Je nach Diagnose empfiehlt die Logopädin eine logopädische Therapie, eine Beratung, eine Kontrolle oder eine Anmeldung in den Sprachheilkindergarten.
Die Eltern spielen im ganzen Prozess eine wichtige Rolle. «Ich gehe davon aus, dass alle Eltern das
Beste für ihr Kind wollen», sagt Schnider. Dennoch sei es für Eltern nicht immer einfach zu akzeptieren, wenn ihr Kind sprachliche Defizite habe. Die Logopäden sind aber auf die Unterstützung, Hilfe und Zusammenarbeit mit den Eltern angewiesen. «Wenn bei den Eltern die Akzeptanz fehlt, merken das die Kinder und die Therapie ist nicht erfolgreich», weiss Pia Schnider zu berichten. «Man muss gemeinsam am gleichen Strick ziehen.»
Die Kinder selber kommen sehr gerne zu ihr in die Therapie, erzählt die Logopädin: «Sie merken, dass sie hier ernst genommen werden und dass sie wichtig sind.» Pia Schnider schafft darin spielerische Lernsituationen – etwa wenn ihr plüschiger Helfer Nili, das Nilpferd, gefüttert werden soll. Manche Kinder würden die Knetmasse dann selber essen, weil sie das So-Tun-als-ob noch nicht verstanden hätten. Sprach- und Spielentwicklung hängen nämlich eng zusammen. Wenn Kinder zum Beispiel Spielzeugautos aufreihen oder sortieren und dabei keine Geschichte entsteht, kann das auf eine mögliche Sprachentwicklungsstörung hindeuten.
Die Logopädinnen im Schulhaus Hasel betreuen Kinder ab dem dritten Lebensjahr bis zu ihrem Schulaustritt. Bezahlt werden sowohl Abklärung als auch Therapie vom Kanton.
Infos unter www.logopaedie.ch. Wenn Sie abklären lassen möchten, ob Ihr Kind eine Sprachstörung hat, wenden Sie sich an Pia Schnider: 056 418 89 56, oder 076 465 68 66, oder pia.schnider@schule-spreitenbach.ch (Anmeldefrist für den Sprachheilkindergarten ist der 15. November).