«Ich lebe von meinem Beruf»

Zimmermann Mike Schmid hat sich im Alter von 19 Jahren selbstständig gemacht. Heute, drei Jahre später, ist er immer noch überzeugt von seinem damaligen Entschluss.

Zimmermann Mike Schmid legt Wert auf Qualität – sei es beim Werkzeug, beim Rohstoff oder bei der Arbeit. Foto: ska
Zimmermann Mike Schmid legt Wert auf Qualität – sei es beim Werkzeug, beim Rohstoff oder bei der Arbeit. Foto: ska

Sie arbeiten seit drei Jahren als selbstständiger Zimmermann. Wie geht das, dass man sich mit 19 schon selbstständig macht? Das hat sich so ergeben. Ich habe für meinen Vater einen Unterstand gebaut, der in der Nachbarschaft so gut ankam, dass ich viele Anfragen für weitere Projekte bekam. Mein Vater unterstützte mich dabei tatkräftig, einerseits als guter Handwerker, aber auch als gelernter Kaufmann. Zudem hat er mir abends und an den Wochenenden bei der Arbeit geholfen. Anfangs habe ich noch zu Hause gewohnt und hatte auch die Werkstatt im Elternhaus – das half, die Fixkosten niedrig zu halten.

Wie lief die Selbstständigkeit an? War der Start schwer? Weitere Projekte konnte ich für Kurt Heiniger Contena AG, Riederer Transporte, Roger Jenni AXA Winterthur und andere Privatpersonen ausführen. Das verhalf mir zu guter Mundpropaganda, und das Geschäft lief an. Das Startkapital hatte ich von meinen Eltern – ich wollte keinen Kredit aufnehmen. Seit dem Tod meines Vaters vor zwei Jahren ist meine Mutter (Gemeinderätin Doris Schmid-Hofer; Anm. der Red.) nun meine rechte Hand und mein bester Werbeträger.

Anfangs brauchte ich für jede Arbeit eine neue Maschine. Die ersten zwei Jahre ging ich daher ohne Verdienst aus Aufträgen hervor, sondern immer nur mit einer neuen Maschine. Hier war es mir wichtig, in Qualität zu investieren, weil ich auch Qualitätsarbeit bieten will.Vor zwei Jahren konnte ich die grosse Scheune an der Boo-stockstrasse 35 mieten. Die Mietkosten sind relativ gering, dafür musste ich sie komplett um- und ausbauen. Jetzt bin ich aber an einem Punkt, wo ich arbeiten kann.

Warum haben Sie sich für den Beruf des Zimmermanns entschieden? Ich wollte schon immer etwas Handwerkliches mit Holz machen, also schnupperte ich bei einem Zimmermann. Mir gefällt, dass man in meinem Beruf am Ende der Arbeit das ganze Werk, etwa einen Dachstuhl, sieht – im Gegensatz zur verborgenen Arbeit eines Stromers beispielsweise, von der nur die Steckdosen zeugen. Durch die Ausbildung zum Zimmermann habe ich mein Hobby zu meinem Beruf gemacht.

Waren Sie nach der Ausbildung nicht auf der Walz? Nein, das machen aber viele Schweizer nicht mehr. Das hat mich nicht gereizt. Den Berufsstolz kann man auch anders ausleben.

Wie reagieren Kunden, wenn sie merken, wie jung Sie noch sind? Gerade Privatkunden schätzen ein junges Team. Und auch, dass ich als Chef immer auf der Baustelle dabei bin. Ich habe Fachwissen, das ein Arbeiter oft nicht hat, und kann vor Ort Auskunft geben. Es gab schon Kunden, die kurz erschrocken sind, aber aus Altersgründen abgelehnt hat mich noch niemand.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie? Über den Sommer hatte ich vier Mitarbeiter, zurzeit beschäftige ich noch einen Mitarbeiter, der mich sehr gut ergänzt. Viele Mitarbeiter kenne ich auch privat und beschäftige sie über kurze Zeiträume. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich zurzeit keine Ferien machen kann – dafür bin ich selbstständig. Es ist aber auch so, dass mir die Arbeit fehlt, wenn ich ein paar Tage frei hatte.

Was ist Ihr Spezialgebiet? Einerseits meine Flexibilität – dass ich nicht nur reine Holzarbeiten mache, sondern auch mal eine Wand einreisse. Hauptsache, der Kunde ist am Ende zufrieden.

Eines meiner Hauptstandbeine ist die Anfertigung von individuellen Massivholztischen. Das Rustikale ist zurzeit wieder sehr gefragt. Das ist auch eine der schönsten Arbeiten als Zimmermann.

Was machen Sie in Ihrem Beruf am liebsten? Alles – ich lebe sprichwörtlich von meinem Beruf. Mir gefällt das Gesamtbild, wenn eine Arbeit fertig ist. Beim Holz sieht man am Ende immer, was man geleistet hat.

Was gefällt Ihnen besonders am Umgang mit Holz? Die Wärme des Werkstoffs. Holz ist lebendig – wenn es nicht passt, schneide ich ein Stück ab oder leime ein Stück an. Und dass ich mir auch privat ein Möbel schreinern kann – das kann man in vielen Berufen nicht.

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