Billiglösungen sind nicht sein Ding

Vor 37 Jahren hatte er eigentlich nicht geplant, seine ganze Karriere als Bauverwalter von Spreitenbach zu verbringen: Leo Peterhans. Bild: Robin Schwarz
Vor 37 Jahren hatte er eigentlich nicht geplant, seine ganze Karriere als Bauverwalter von Spreitenbach zu verbringen: Leo Peterhans. Bild: Robin Schwarz

37 Jahre sind eine lange Zeit. Eine sehr lange Zeit, beinahe das halbe Leben, wenn man die Altersdemografie der Schweiz etwas genauer unter die Lupe nimmt. 37 Jahre dürften in etwa die Zeit sein, in der ein Mensch seinem Lebenswerk widmet. Und beinahe 37 Jahre lang ist Leo Peterhans nun schon Bauverwalter von Spreitenbach. Damit ist aber Ende Jahr Schluss. Ende 2011 tritt er in den vorzeitigen Ruhestand. Ein guter Grund, über Vergangenes zu reminiszieren und trotzdem weiter in die Zukunft zu schauen.

Leo Peterhans erzählt aus seinem Leben. Er spricht überlegt, ruhig. Und trotzdem spürt man die Begeisterung für seinen Beruf im Unterton seiner Stimme mitschwingen. Eigentlich hatte er nie geplant, seine ganze Karriere als Bauverwalter von Spreitenbach zu verbringen, doch wie meistens kam alles anders als man denkt. Zuvor hatte der angehende Bauverwalter in der Privatindustrie als Bauleiter gearbeitet und trat in den Dienst der Gemeinde mit dem Hintergedanken, diesen Posten als Sprungbrett für die weitere Karriere zu nutzen. Aus den geplanten drei, vier Jahren wurden einige mehr. Die ganzen Prozesse, die Planung und die Verhandlungen, die hinter jedem einzelnen Verfahren stecken, faszinierten den jungen Verwalter, der in die Fussstapfen eines, wie er sagt, überforderten Vorgängers trat.

Er gehörte zu den Gründern des aargauischen Bauverwalterverbands, der sich aus rund 20 Bauverwaltungen aus dem ganzen Kanton zusammensetzte. Peterhans liebte es damals als junger Mann mit den alten Hasen an einem Tisch zu sitzen und zu lernen. Trotzdem war die erste Zeit im Amt nicht einfach, da es einiges aufzuräumen gab. Im Folgenden begann er, seine Möglichkeiten auszutesten, bewies sein Verhandlungsgeschick und erhielt das eine oder andere Mal «eins auf den Deckel». Er musste ein «Gspüüri» dafür finden, zu wissen, was man sagen und tun darf, wenn man selber im Glashaus sitzt.

Peterhans spricht nicht viel über sich persönlich, sondern weist immer wieder auf den Dienst an der Gemeinde hin. Viel hat sich in der Zeit, in der er gearbeitet hat, verändert. So sah er selber seine Arbeit immer als einen bescheidenen Dienst, nie als Platz zur Selbstprofilierung oder des Eigennutzes. Früher habe man sich gegenseitig zwar nicht bedankt, wenn man die Verbreiterung des Trottoirs beschlossen hatte, aber man habe sich immer gefunden, berichtet er. Der Egoismus sei heute viel stärker als früher. Er selber habe immer dafür gekämpft, dass in Spreitenbach qualitativ hochstehende Wohnungen stehen, und nicht nur dem Grundeigentümer Profit einbringen. Billiglösungen, «Fastfoodlösungen» seien nicht sein Ding. Heute sei das aber schwierig, denn die meisten Leute seien nicht an Gewinnoptimierung, sondern -maximierung interessiert, was er schade finde. Auch der Stil habe in den letzten Jahren gelitten.

Aber es gibt auch Dinge, an die er sich lächelnd erinnert. Da gab es zum Beispiel eine Entenfamilie, die sich bei der Baustelle des einstigen Cafés im Quartierzentrum eingenistet hatte. Das hatte sich herumgesprochen und deshalb musste man mit dem Weiterbauen warten, bis die Tiere ausgeflogen waren.

Lächelnd blickt er auf seine Zeit als Bauverwalter zurück und freut sich gleichzeitig auf seinen Ruhestand. So will er gerne mal im Garten im Liegestuhl ein Bier trinken, ganz ohne Stress, aber auch Kunst und Kultur sollen nicht zu kurz kommen, oder auch mal ein «bodenständiger Jass». Er wolle reisen, nach Barcelona, Florenz und Berlin, ein Buch lesen, das mal ausnahmsweise nichts mit Fachlektüre zu tun hat– all das, was zugunsten des Berufslebens immer wieder zurücktreten musste.

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